Bereits seit den frühen 2000er Jahren ist Juse Ju Teil des Deutschrap-Games. Dabei stellt der Mitbegründer des Popbiz-Enemy-Kollektivs immer wieder seine Vielseitigkeit unter Beweis. Ob als Moderator, Redakteur oder eben Battle-Rapper, ständig hat er neue Projekte am Start. Im Sommer letzten Jahres erschien sein Album „Millennium” inklusive der Massig Jiggs Bonusplatte „Popbizenemy”. Stilistisch orientiert sich „Millennium” an seinem Vorgänger „Shibuya Crossing” und entwickelt den melancholisch, autobiographischen Style weiter. Nun ist Juse wieder fleißig am Producen und veröffentlicht seit Anfang des Jahres monatlich einen neuen Song. Dabei bewegt er sich frei von Genregrenzen zwischen Zeige- und Mittelfingerrap und setzt sich selbst keine musikalischen Grenzen mehr. Wir haben mit ihm über sein spannendes neues Projekt, die Lieblingsanimes seiner Kindheit und die sympathischsten Bundesliga-Clubs gesprochen. Außerdem haben wir interessante Details über die Battlerap-Szene, sein letztes Album und kommende Features erfahren.
Die Veröffentlichung deines letzten Albums ist schon ein paar Monate her. Die Tour musste leider verschoben werden. Was ist bei dir in den letzten Monaten so passiert? Erstmal etwas Leerlauf oder neue Projekte?
Ich habe mich eigentlich direkt in das nächste Projekt reingeworfen. Um nicht verrückt zu werden, habe ich den Corona-Herbst sofort wieder mit Producing angefangen. Ich mache wieder Beats mit der MPC, was ich schon ewig nicht mehr gemacht habe. Ansonsten ziehe ich mir viele MPC-Tutorials und viel Fußball rein.
Welchen Verein favorisierst du, den VfB Stuttgart?
Der VfB ist so der erste Verein, von dem ich jemals Fan war, allerdings war das schon immer ein sehr problematischer Verein. Mittlerweile bin ich auch etwas von diesem Fantum abgerückt. Ich gucke einfach viel Bundesliga und habe da so drei, vier Vereine, die ich feiere. Dabei geht es vor allem um die Philosophie und die Spielweise. Stuttgart hat dieses Jahr eine geile Spielweise und eine coole Mannschaft, allen voran Silas Wamangituka. Von den Topteams gefällt mir Gladbach am besten. Ich mag Spieler wie Stindl, Plea und Thuram, wenn er nicht gerade andere anspuckt. Ansonsten ist mir der SC Freiburg ziemlich sympathisch, auch wenn das mal wieder ein Studentenrapper Klischee ist.
Momentan bringst du jeden Monat einen Song heraus. Das hattest du auch so in einem Video angeteast. Ist das die logische Konsequenz, um dir etwas Alltag zu verschaffen?
Genau. Es ist eigentlich echt nur ein Move, um nicht durchzudrehen. Lustigerweise mache ich jetzt wieder Rap aus dem Grund, warum ich damals angefangen habe – Probleme verarbeiten, Auskotzen und Wut herauslassen. Insofern bin ich jetzt wieder Back-to-the-Roots, was Rap angeht. Ich hatte einfach keine Lust, immer so lange zu warten, bis neue Mucke kommt. Aus diesem Grund gibt’s jetzt jeden Monat einen neuen Song, auch wenn mir viele sagen, dass das nicht gut ist.
Wieso?
Hauptsächlich aus Business-Gründen. Die Streamingdienste mögen das nicht und berücksichtigen einen dann nicht, aber mit meiner textlastigen Musik werde ich das ja sowieso nicht. Wobei da auch keiner wirklich den Plan hat, deshalb mache ich jetzt einfach mein Ding – einen Song pro Monat.
Dein letztes Album „Millennium” wirkt bei mehrmaligem Hören wie ein Blick in ein altes Fotoalbum. Woher kommt es, dass der Nostalgie-Regler so hoch gedreht wurde und du so in Erinnerungen schwelgst?
Zum einen höre ich im Moment viel Singer-Songwriter- und Rockmusik. Zum anderen ist Musik am Ende des Tages das Vermitteln von Emotionen. Auch wenn Rap viel Soap-Opera ist, ist der Job des Musikers, die Leute zu berühren und Emotionen zu vermitteln. Die emotionalsten Momente passieren dabei nicht immer im Hier und Jetzt. Ich kann schließlich nicht nur Musik über Emotionen 2020 machen, weshalb ich bei „Millennium” und auch davor bei „Shibuya Crossing” in meiner Vergangenheit nach Momenten und Geschichten gesucht habe.
Obwohl das bei mir erstaunlicherweise so autobiographisch klingt, legen eigentlich viele Musiker den Fokus auf eine bestimmte Zeit in ihrem Leben. Bei 50 Cent handeln beispielsweise viele seiner Songs und Alben nur von einem kurzen Abschnitt in seinem Leben. Das war die Zeit, in der er Straßendealer war. Natürlich lebt er seit 20 Jahren in einer Promiwelt. Womöglich rappt er mittlerweile über das Glamourleben, aber vor allem in seinen ersten beiden Alben, die ich sehr gefeiert habe, war das so.
So ähnlich wie bei Haze, der beispielsweise fast ein ganzes Album über dieses eine Erlebnis geschrieben hat, als eines Abends bei ihm eingebrochen wurde?
Richtig. Ich halte den Großteil der Rapper in Deutschland für schlecht, aber Haze gefällt mir sehr gut. Nicht nur weil er Boombap macht, denn die Musikrichtung ist mir egal. Sondern weil der Typ einen geilen Flavour aufbauen kann und einfach was Ehrliches hat. Haze überhöht sich nicht unnötig und bleibt dadurch real.
Was die Emotionen angeht, hat mich der Track „TNT” auf „Millennium” sehr geflasht. Der Track ist sehr düster und wird durch die Hook atmosphärisch und prägnant. Was ist die Geschichte dahinter?
Tatsächlich wurden die ersten zwei Zeilen der Hook wirklich von einem Patienten gesungen, der zu der Zeit in der Psychiatrie stationiert war, als ich dort Zivildienst gemacht habe. „Hunderttausend Tonnen TNT, dass ich diese Klapse nicht mehr seh”. So würd ich ja gar nicht reimen. Der Patient kam damals wirklich mit einer Gitarre ins Zimmer und hat das so gesungen. Du kannst immer versuchen, dir was auszudenken, aber am Ende des Tages sind es diese kleinen Details, die du nicht aus Plastik nachbauen kannst. Ich habe diesen Patienten gehasst. Das ist der schlimmste Mensch, den ich in meinem Leben getroffen habe. Aber bei dem Job ist es einfach wichtig, dass man trotz der verrückten Dinge, wie dem Typ, der Alufolie an seinen Eiern trug, um sie vor Strahlung zu schützen, immer noch den Menschen hinter allem sieht. Der Kerl hat natürlich noch viel mehr verrücktes Zeug gemacht. Dennoch lernst du in dem einen Jahr dort, dass dahinter ja immer eine Person steckt. Die genannten Figuren aus dem Song existieren zumindest wirklich. Ich hoffe, es geht ihnen besser, aber das glaube ich kaum.
Warst du seitdem noch einmal dort?
Ich bin kurz darauf nach München gezogen, das Gebäude gibt es mittlerweile nicht mehr. Außerdem ist mein Zivi-Jahr auch schon 17 Jahre her. Es gibt zwei Dinge in dem Song, die ich aus erzählerischer und dramaturgischer Sicht umdichten musste. Zum einen war dieser Pfleger, der eine Art Mentor für mich war, eigentlich zwei Personen und zum anderen hat sich der eine Pfleger erst einen Monat nach meinem Aufenthalt und nicht an meinem letzten Tag das Leben genommen. Manchmal muss man so etwas für einen Song dann überdramatisieren oder vereinfachen, aber die Grundstory ist wahr.
Die Story zum Song „Model in Tokio” ist sehr kurios. Du hast lange in Tokio gelebt. Kommt irgendwann ein Song auf Japanisch?
Auf gar keinen Fall. Erst einmal finde ich das japanische Reimschema weird und dann habe ich auch für eine Weile in den USA gelebt und mein Englisch ist viel besser als mein Japanisch. Trotzdem mache ich ja auch keine Songs auf Englisch. Manchmal baue ich ein paar japanische Zeilen ein wie bei „Dayone” oder „Seveneleven”, aber das ist auch das höchste der Gefühle.
Auf Japanisch rappen würde nur Sinn ergeben, wenn ich dort Karriere machen will, aber man sollte den japanischen Musikmarkt da auch nicht falsch einschätzen. Das Land hat mit 120 Millionen Einwohnern eine deutlich größere Volkswirtschaft als Deutschland und ich wäre sicher nicht der erste blonde Junge mit blasser Haut, der versucht, dort Rap zu machen. Dass man nur ein Geijin sein muss, um in Japan mit Musik durchzustarten, ist ein Klischee, das vielleicht 1960 funktioniert hat, aber das stimmt schon lange nicht mehr. Wenn Japaner internationale Musik hören, dann kommt die höchstens aus Korea.
Ich bin mal durch das Viertel Roppongi gelaufen, als mich ein Amerikaner angesprochen hat. Der wollte mir eine CD andrehen als der Ami, der auf Japanisch rappt. Allerdings ist er damit leider auch nur einer von vielen. Wäre ich 1993 nicht aus Japan zurückgekehrt, wäre das vielleicht anders gelaufen, aber egal in welchem Land du bist, du brauchst immer Uniqueness und du musst immer besser sein als die anderen, um durchzustarten. Alman in Japan sein, reicht da nicht aus.
Welcher ist dein Lieblingsanime oder -manga und wieso?
Natürlich bin ich sehr von meiner Kindheit geprägt. Im Alter von 6 bis 13 habe ich viele Animes und Mangas konsumiert. Ich war ein kleiner Junge in Japan Ende der Achtziger und plötzlich lief „Dragonball” im Fernsehen. Das hat mich natürlich absolut geflasht. Ich war auch ein großer Fan von „Yū Yū Hakusho”. Da geht es um schwer erziehbare Monsterjäger. Das läuft zurzeit auf Netflix, ist aber nicht gut gealtert. Auf „Millenium” habe ich bei dem Track „Sayonara” sogar den Titelsong davon gesampelt. Das Mainstream-TV hat mich in Bezug auf Animes schon am meisten geprägt. Da dürfen dann auch die Filme von Hayao Miasaki nicht fehlen. „Das Schloss im Himmel” habe ich das erste Mal vielleicht mit acht gesehen. Das war der Wahnsinn damals. Wenn einige erwartet haben, dass ich jetzt Geheimtipps raushaue, muss ich sie leider enttäuschen. Geprägt haben mich tatsächlich am meisten einfach die Klassiker wie „One Piece”, „Akira” oder auch „Death Note”. Hiervon lese ich auf Tour auch gerne mal die Mangas. Ein aktueller Film, den ich allen ans Herz legen kann, ist „Your Name”, den habe ich kürzlich gesehen. Der ist zwar sehr kitschig, aber auch richtig gut.
Animes oder Hollywood?
Mir gefällt bei den Japanern einfach die Art und Weise, wie sie mit Dramaturgie arbeiten. Da werden noch Regeln gebrochen und es läuft nicht jeder Film nach dem Schema F ab wie bei dem typischen Hollywood-Popcorn-Kino. Ich habe für das Sample in „Mittelschichtmänners” den Film „Iron Man 3” geguckt und fand ihn einfach super lame. Selbstverständlich ist da alles krass produziert, aber die Story ist einfach ermüdend und uninspiriert. Vielleicht hole ich mir jetzt Hate von Marvel-Fans ab, aber ich verstehe nicht, wie diese Filme die erfolgreichsten überhaupt sein können. Für mich sind das die langweiligsten.
Es gibt natürlich auch Ausnahmen, aber die meisten Filme haben da einfach das gleiche Narrativ. Gut gegen Böse. Das Böse muss getötet werden und wir denken überhaupt nicht darüber nach. Da kommt jemand, der eine andere Meinung hat und den bringen wir um – Problem gelöst, du bist der Held. Der Fokus liegt dabei immer auf den gleichen Feindbildern. Irgendwelche Russen, Chinesen oder früher halt die Deutschen. Da wundert es mich auch nicht, dass die amerikanische Politik versucht, ihre Feinde zu töten und das dann im Terror endet. Man löst nämlich Probleme nicht, indem man andere tötet. Aber wenn Iron Man das macht, dann wird es schon richtig sein.
Du warst ja mal Host bei „Don’t Let The Label Label You” und hast vor langer Zeit bei RAM sogar selbst gebattlet. Sieht man dich bald wieder als Host oder sogar in der Battlearena?
Als Host wird das sicher irgendwann wieder passieren, aber selbst battlen kann ich mir Stand jetzt nicht mehr vorstellen. Wenn die Hölle zufriert, battle ich wieder, vorher nicht. Viele wissen das nicht, denn die meisten nehmen mich ja erst wahr, seitdem es die AfD gibt, aber ich komme eigentlich aus der Battlewelt. Ich schreibe nicht schon immer herzerwärmende Songs über meine Kindheit, sondern bin die gesamten 2000er auf Battles gefahren – vor allem Freestyle-Battles. Noch bevor ich meinen ersten Song aufgenommen hatte, war ich im Jugendhaus in Stuttgart am Mic. Da waren dann sogar Leute wie Maeckes und Kay One am Start. Früher war das auch noch ein größerer Teil von Hip Hop. Für mich ist es allerdings einfach nicht interessant, jemandem zu sagen, wie scheiße er ist. Ich glaube auch, dass mein State of Mind nicht so sehr dazu passt. Wenn ich den Leuten vorwerfe, was ich denke, würden das vielleicht viele gar nicht als Diss verstehen.
Wie schätzt du denn deine Chancen ein?
Das ist natürlich ein weiterer Grund, warum ich keine Battles mehr mache und den ich überhaupt nicht verheimlichen möchte – ich hätte keine Chance. Dadurch, dass ich lange Musik mache, schreibe ich vielleicht bessere Songs als viele von den Cypher-Rappern. Die rappen nämlich gar nicht auf Beats, aber in der Arena sind die die Kings. Für mich würde es keinen Sinn ergeben, nicht gegen einen King zu battlen, denn gegen einen stammelnden Typen zu rappen, wäre ja nur Body Bag. Ein Nedal Nib oder ein Mikesh, die würden mich halt einfach gnadenlos ficken. Es gibt einen Grund, warum die da sind, wo sie sind. Im Grunde sind das zwei verschiedene Sportarten. Wie wenn du sagen würdest, Juse Ju ist Handball-Profi, lass den mal gegen einen Fußballer ran, weil der ja Profisportler ist. Vielleicht kann ich konditionell und sportlich mithalten, aber von der Technik her natürlich nicht.
Im Song „Mittelschichtmänners” teilst du ordentlich aus. An wen genau richtet sich der Song und was ist die genaue Message dahinter?
Zuerst einmal sind alle Dinge, die ich in dem Song erwähne, mir oder Leuten, die ich kenne wirklich passiert. In „Mittelschichtmänners” geht es um ein Problem, das vor allem jüngere Männer haben, die nicht aus prekären Verhältnissen kommen und große Hip-Hop-Fans sind.
Niemand schafft es so gut, sich sein Leben zu versauen wie ein Anfang Zwanzigjähriger und das weiß ich, weil ich damals genauso war. Ich habe mit Mitte 20 nur Gangsterrap gehört und fand Blumentopf damals richtig scheiße. Das lag aber daran, dass ich eher ein Problem mit mir selbst hatte. Es gibt ein Interview von mir, wo ich mich mit Anfang 30 in einem Streitgespräch mit Jan Wehn bei All Good ziemlich über ein Curse Album auslasse. Das tut mir im Nachhinein ziemlich leid, auch wenn ich das Album nach wie vor nicht gut finde. Ich dachte damals einfach dass ich ein Problem mit Curse hatte, doch heute weiß ich, dass ich eher ein Problem mit mir hatte. Es geht bei „Mittelschichtmänners” darum, dass die Legitimität der Typen, über die ich im Song spreche, angekratzt ist. Für die bin ich zu Deutsch, damit sie mich hören können – und zwar nicht Deutsch im völkischen Sinne, sondern eher in Bezug auf den kulturellen Kreis aus dem man kommt. Was diese Typen aber nicht peilen, ist, dass zu sagen, der Typ sei zu Deutsch, eigentlich das Deutscheste überhaupt ist, womit sie sich auf eine Art selbst entlarven.
Ich habe natürlich kein Problem damit, wenn mich jemand scheiße findet, das ist ja Geschmacksache, aber ich schreib dann eben keine Hate-Kommentare, sondern schieße, wenn überhaupt, in einem Song zurück. Wir leben in einer Zeit, in der es ausschließlich Lagerdenken gibt. Die Leute, die ich kritisiere, die mit Reichskriegsflagge den Bundestag stürmen, werfen mir nachher vor, Fan von Peter Altmaier zu sein. Das stimmt natürlich gar nicht. Ich habe viele Kritikpunkte an unserer Regierung und ich finde auch nicht, dass wir ein visionäres Land sind, aber du musst als Künstler einfach damit leben, dass dir Leute Dinge in den Mund legen und deine Texte so interpretieren, wie sie das wollen – gerade wenn man so provokative Songs wie „Mittelschichtmänners” oder „Eine kleine Frage” macht.
In deinem Ankündigungsvideo zum neuen Projekt sieht man Fatoni. Werden er oder andere Künstler aus eurem Camp wie Edgar Wasser oder die Antilopen Gang auch auf Songs vertreten sein?
Es wird mit Sicherheit Features geben. Ich mache diese Songs momentan wirklich on the run. Das heißt, wenn sich etwas ergibt, dann ja. Wenn nicht, dann nicht. Fatoni arbeitet zurzeit am Kollaboalbum „Delirium” mit Edgar Wasser, welches dann im Mai erscheint und wer Anton kennt, weiß, dass er sich jetzt sehr stark darauf konzentriert. Das schließt ein Feature allerdings nicht aus. Die Idee dieses Projekts ist letzten Endes, sich grundsätzlich von allem frei zu machen. Rap zu dekonstruieren, was Audio88 und Yassin perfektioniert haben, daran habe ich lange Zeit viel Spaß gehabt. Aber irgendwann war ich an einem Punkt, an dem ich nicht mehr über Rap und was mich daran stört, rappen wollte. Aus diesem Grund hab ich das auf meinem letzten Album auch komplett sein lassen. Keine Musik, die ich in letzter Zeit gehört habe, hatte zum Schwerpunkt, andere Musiker scheiße zu finden, also warum dann meine?
Was hat sich jetzt geändert?
Jetzt gibt es keine Boundaries mehr und es wird wieder in alle Richtungen gedroschen, aber natürlich nicht nur. Ich mache einfach wonach mir ist, frei von allen Grenzen. Wenn ich Bock auf Klamauk und Comedy-Rap habe, dann lass ich auch dazu mal wieder etwas raus, obwohl ich mir das lange verkniffen habe. Seit „Shibuya Crossing” habe ich ja durchgehend ernste, melancholische und düstere Musik gemacht. Jetzt denke ich mir, scheiß drauf! Alles was kommt, mache ich nur für mich. Ich kann keine Konzerte spielen, also bringt Musik mir auch kein Geld. Jeder Song aus dieser Produktion kostet mich mehr als er einspielt. Demnach ist das wirklich nur Zeitvertreib. Von den Fördergeldern konnte ich zwar die Produktionskosten etwas drücken, aber solange ich keine Modus-Mio-Mucke mache, bleibt da auch nix hängen. Daher gibt es von Juse Ju in nächster Zeit erst einmal Musik als Therapie, frei von Allem, bis wieder Live-Konzerte kommen.
Das war ein schöner Bogen zur Anfangsfrage. Vielen Dank für das Interview!