Interview mit Evidence (Dilated Peoples)

rap.de: Du hast außerdem angekündigt, dass du nächstes Jahr dein drittes Soloalbum rausbringen wirst.

Ev: Weißt du, auf den Dilated-Platten und meinen gab es immer einen bestimmten Style. Es reflektiert einfach eine Menge Songwriting, das wir gelernt haben, als wir bei Capitol gesignt waren. Im Laufe all dieser Jahre, die wir bei einem Majorlabel unter Vertrag waren, wollten wir keine Pop Künstler sein, aber trotzdem Songs machen, die sich nichtsdestotrotz übertragen. Viel dieser Mentalität übernehme ich auch in meine Soloprojekte, selbst was die Promotion betrifft. Es hat mir echt Spaß gemacht ein Ventil zu haben und selbst entscheiden zu können, einfach mal bescheuert zu sein und auszurasten und einfach eine gute Zeit zu haben. Ich mein, es gibt da schon einige Juwelen und gewisse Dinge, die ich darin sage, die da drin sind, aber sie sind immer noch versteckt. Wir verstecken die Message im Inneren der Süßigkeit und wenn du es probierst, dann wird dir vielleicht klar, was da drin ist. Mein nächstes Soloalbum wird wahrscheinlich mehr wie meine ersten beiden werden. Wahrscheinlich ein bisschen deeper, ein bisschen mehr über mich selbst, nicht so viel darüber, was ich rappe, dieser Stuff. Ich hab jetzt auch den Titel, den kann ich dir nicht sagen, aber für mich ist es wichtig ihn zu kennen bevor ich das Album mache. Ich hatte die Titel „Weatherman“ und „Cats & Dogs“ auch bevor ich die Alben aufgenommen hab. Ich hab also auch den Titel für das neue Album gefunden und das motiviert mich, daran weiterzumachen. Es gibt einen Song, den ich wirklich gerne mag und der tonangebend für die Platte sein wird, und das ist der aktuelle Stand der Dinge was das betrifft. Aber was viel wichtiger ist: ich bin grade mit dem ersten Dilated Peoples-Album seit 2006 fertig geworden, verdammt, das war … ’ne lange … (lacht)

rap.de: Yeah, aber das ist auch so ziemlich das, was du immer gesagt hast, dass du eigentlich nie deine Solokarriere über Dilated Peoples stellen wolltest …

Ev: Nein, Dilated sind mein Herz. Es ist einfach so, dass sich mein Soloding verselbstständigt hat, was ich nicht gerade erwartet habe. Ich hatte eigentlich geplant „Weatherman“ zu machen und das war’s, direkt wieder zurück zu Dilated. Aber die Energie der Leute hat es voran getragen und dann brachte RakaaCrown Of Thorns“ raus, auf dem ich auch drauf bin und dann kam mein Mixtape „I Don’t Need Love“ und dann „Cats & Dogs„. Ich hab einfach Gefallen daran gefunden in der Lage dazu zu sein mich selbst auszudrücken ohne jemanden fragen zu müssen „Ist das gut oder ist das schlecht?„. Wenn es gut ist, dann ist es das, wenn es schlecht ist, dann fall ich ganz alleine auf mein Gesicht, niemand anderes. Wenn ich versage, dann versage ich. Wenn ich gewinne, dann gewinne ich. Es war also ziemlich lohnend in diesem Sinne und deswegen hab ich mehr davon gemacht, aber es war nie geplant. Bei Capitol konnten wir aufgrund unseres Vertrages keine Soloplatten machen, deswegen galt es von Capitol wegzukommen, solo shit zu machen und dann als Dilated wieder zurückzukommen. Es hat Jahre länger gedauert als ich eigentlich wollte, aber wir haben es gerade erst fertig gerkriegt und ich bin stolz darauf. Das kommt als nächstes, „Directors Of Photography„, über Rhymesayers, nach „Step Brothers„. Ich hab also diese beiden Alben und mein Soloalbum, die ich im Auge habe für die nächsten zwei bis drei Jahre, drei Alben, ich wüsste nicht wie ich großartig weiter nach vorne blicken sollte. Ich weiß, dass ich drei Platten habe, an denen ich arbeiten kann und das ist alles, worauf ich momentan schauen will. Wenn ich weiter darüber hinaus schaue, dann ist das zu weit in die Zukunft …

rap.de: Zu den Dilated Peoples: Ihr werdet euer fünftes Album mit dem Titel „Directors Of Photography“ nächstes Jahr rausbringen und es wird euer erstes Album nach sieben Jahren sein. Das hast du ja vorhin selbst schon gesagt, dass die Zeit davon fliegt ….

Ev: …ich mein, wir waren wirklich aktiv in dieser Auszeit. Ich hab drei Alben rausgebracht, zwei Mixtapes und eine Free EP. Das Schaffenswerk ist also vorhanden, nur eben war es das nicht als Einheit, verstehst du. Die Pro-Seite daran ist: Rakaa war auf all meinen Alben gefeatured. Ich hab eine Single auf seinem Album produziert, wir sind jedes Jahr zusammen auf Tour gegangen. Was wir im Moment tun, ist gefährlich. Und was ich damit meine, ist: wir müssen kein weiteres Dilated Peoples-Album machen. Aber wir entscheiden uns dazu. Viele andere Gruppen kommen nach so einer langen Pause nur aus einem einzigen Grund wieder zusammen um eine weitere Platte aufzunehmen: weil sie pleite sind oder weil der Steuerkerl anruft und sie mehr Geld brauchen. Es reduziert sich auf anderweitige Motive und das haben wir nicht getan. Wir haben dieses Album wirklich einfach nur um der Sache selbst willen gemacht. Und ich denke das ist es, was es davon unterscheiden wird, wenn viele andere Gruppen ihr Comeback versuchen nach ihrer Auszeit und es sich einfach nicht gleich anfühlt.

rap.de: Ja, man kann’s oft hören, wenn jemand Musik macht des Geldes wegen oder aus dem Spaß daran …

Ev: Ja, das ist wahr, das kann man wirklich. Es ist alles Emotion und Energie. Wenn du spürst, dass etwas nicht stimmt, dann ist das kein tolles Gefühl. Also hoffentlich, so Gott will, haben wir das vermieden. Wir haben unsere Herzen in diese Platte gesteckt. Wir werden’s sehen. Ich mein, letztendlich liegt’s an euch und nicht mir wie die Leute es empfangen, ich kann es nur machen. Aber ich habe definitiv meinen Stempel darauf gesetzt und ich denke wir haben’s gut gemacht.

rap.de: Ich habe in einem anderen Interview mit dir gesehen, wie du über das Album gesprochen hast und gesagt hast, dass es sich auf einem schmalen Grat bewegen würde zwischen „es klassisch halten“ und „die Dinge vorantreiben“. DJ Babu hat außerdem über dich gesagt, dass du den shit aus der Platte produziert hättest und nach einem nach einem Sound gestrebt hättest. In welcher Hinsicht? Können wir etwas Innovatives oder gar für euch Ungewöhnliches wie z.B. Trapbeats erwarten?

Ev: Nein, siehst du, und das ist das andere Battle, das stattfindet. Du musst einfach mal darüber nachdenken. Und vergiss alle Soloprojekte. Solo zählt jetzt grade nicht. Nur als Dilated Peoples. Stell dir vor du hättest bei Dilated Peoples in 2006 aufgehört, denn wir haben danach nichts neues rausgebracht, und du hättest weder solo von mir gehört, noch von Rakaa, Babu, das ist alles egal, du würdest nur die Gruppe wollen. 2006 bis 2013 … das sind was .. sieben Jahre, richtig? Also, was tust du? Das ist eine schwierige Frage. Tu ich so, als hätten wir uns im Laufe der Zeit entwickelt und überspringe dann diese ganze Entwicklung und spring einfach mit auf den Zug, den alle anderen mittlerweile fahren und tue das, was sie machen? Mache Trapbeats und Poly Rhythm shit und EDM shit und die Art von shit oder was auch immer zur Zeit angesagt ist? Who the fuck knows? Oder müssen wir bewusst unseren Sound zurückdrehen nach 2007, 2008, 2009, 2012, 2013, alles in einem Album und die Entwicklung quasi nacharbeiten. Und das war die Herausforderung. Ich will keine Throwback-Musik machen, will ich nicht, ist nicht mein Ding. Auch wenn der Musikstil, den ich mache, vielleicht als „Throwback“ betrachtet wird, ist er trotzdem innovativ für mich, ich mache trotzdem jedes Mal etwas anderes, ob das die Person jetzt realisiert oder nicht. Es könnte die Art sein wie ich ein Sample zerstückel oder die Art wie ich etwas eq-e. Da gibt’s ’ne Menge neue Mentalität, die in meinen älteren Produktionsstyle einfliesst, oder gar Throwback-Produktionsstyle, aber wenn ich mir darüber im Klaren bin, dass ich jetzt bewusst versuche etwas zu machen, dass sich throwback anhört, das Gefühl mag ich nicht. Es war hart für mich so zu tun als wäre ich über all diese Jahre hinweg nicht gewachsen und dann zu versuchen dorthin zurück zu spulen, wo ich aufgehört habe. Und es war für uns alle schwer, das zu tun. Wir mussten also einen Sound finden, wovon er [Babu] auch spricht. Die anderen haben mich eine zeitlang echt gehasst, und das ist in Ordnung, ich nehme das hin, denn ich war wirklich streng und wirklich sehr überkritisch, weil ich das Gefühl hatte, dass wir einen neuen Sound brauchten. Und was ist das für ein Sound? Dieser Sound ist irgendwo in der Mitte zwischen 2006 und 2014. Das ist das beste, was mir eingefallen ist (grinst). Den halben Weg von heute zurückgehen und den halben Weg von damals nach vorne gehen.