Interview mit Evidence (Dilated Peoples)

Evidence von den Dilated Peoples macht mittlerweile seit über zwei Jahrzehnten Musik – und Aufhören ist immer noch keine Option. Ob es ein Kollabo-Album mit The Alchemist, das fünfte Album mit seiner Gruppe, den Dilated Peoples, oder seine Solokarriere ist – er liebt es kreativ und aktiv zu bleiben. Dabei vergisst er aber nie, wo er herkommt und wem er das alles zu verdanken hat: den Dilated Peoples, seinem „Herz„, wie er selbst es ausdrückt. Mit diesen war Ev vor kurzem auch in Deutschland unterwegs im Rahmen der Dilated Peoples Tour. Wir haben uns mit ihm in Berlin getroffen und über seine vielzähligen Projekte und den ganzen anderen Shit gesprochen. 


rap.de: Du hast vor kurzem das Releasedate für dein Kollabo-Album mit The Alchemist, „Lord Steppington“, bekannt gegeben. Es wird am 24. Januar kommen …

Ev: Korr- eeeh, einundzwanzigster. Oh ja, wahrscheinlich drei Tage später hier, yeah …

rap.de: … Das ist ein bisschen später als eigentlich geplant. Wie kommt’s?

Ev: Unser Albumcover ist aus Samt. Es ist ein flauschiges Album. Quasi das erste Album, das eine Textur hat und es war wirklich hart den Stoff ausfindig zu machen, den wir um das Album wickeln wollten. Und dann war es eine weitere Aufgabe, dazusitzen und den Stoff zuzuschneiden. Wir hatten also ’ne Menge Leute, die diese Arbeit gemacht haben und dann meinte der Auslieferer, dass wir’s nicht pünktlich ordentlich hinkriegen würden, da es keine traditionelle Hülle ist. Wir hätten das Album trotzdem noch am selben Tag auf iTunes stellen können, aber das Produkt wäre nicht fertig gewesen und das wäre einfach enttäuschend gewesen. Mir macht iTunes und das ganze Digitale nichts aus, es ist toll, aber ich will immer noch meine Vinyls und meine CDs. Und weißt du, wir verdienen es auch. Deswegen haben wir auch gesagt „Ach, fuck it! Wir bringen’s einfach an dem Tag raus und die Fans werden es auch zu schätzen wissen“, aber dann sagte unser Label, Rhymesayers, die wirklich klug sind, „Ihr verhaltet euch gerade so blöd. Chillt einfach, es wird schon alles klar gehen. Die Leute werden es euch verzeihen, wenn sie darauf warten, werden sie auch zu euch halten.“ Und wir haben dem zugestimmt, denn sie haben uns im Detail aufgezeigt, wieso das besser für uns und für das Momentum dieses Projekts sein würde. Ich will kein komplizierter Künstler sein und mich über alles hinwegsetzen. Hoffentlich versteht das jeder. Das ist das erste Mal in der Geschichte meiner Karriere, dass ich ein Album nach hinten verschiebe. Ich hab das noch nie gemacht. In dem Moment in dem ich das offizielle Releasedate bekannt gegeben habe, habe ich mich auch stets daran gehalten. Uhm, eigentlich, um das zurück zu nehmen, unser drittes Dilated Peoples Album, „Neighbourhood Watch„, erschien zwei Wochen nach dem eigentlich bekannt gegebenen Releasedate. Das war das einzige Mal.

rap.de: Ist das Album es denn wert, darauf zu warten?

Ev: Ich denke schon. Ich mein, es hängt von deinem Geschmack ab, weißt du, es ist eine merkwürdige Platte. Wenn du’s magst, dann magst du’s, wenn nicht, dann kratzt du dir vielleicht den Kopf. Aber so oder so liebe ich es kreativ zu bleiben und neue Dinge zu tun und das war hier definitiv der Fall..

rap.de: ALC ist ja auch der Langzeitproduzent der Dilated Peoples. Ihr arbeitet schon seit Jahren miteinander und kennt euch somit offensichtlich sehr gut. Wie kommt’s, dass ihr euch dann „Step Brothers“ genannt habt und nicht sowas wie „Brothers from another mother“?

Ev: Mir gefällt „Step Brothers“ besser.

rap.de: Hat das zufällig irgendwas mit dem Film mit Will Ferrell zu tun?

Ev: Ja, tatsächlich. Das reicht so weit zurück. Der Song „Live On Stage“ von den Dilated Peoples, der von Alchemist produziert wurde, war für den Film lizensiert. Es ist die Musik, die in der Szene im Hintergrund läuft, in der die beiden losgehen um sich für Jobs zu bewerben. Wir haben den Film sogar gesehen, bevor er rauskam, in der Vorstellung, und wir sagten „Yeah, das ist fresh. Wir sollten uns auch so nennen„. Damals konnten wir ja noch nicht wissen, wie groß der Film werden würde. Wir waren so früh dran und dachten wirklich wir hätten da was wirklich Cleveres. Wenn diese Platte rauskommt, wird sich „Step Brothers“ weltweit etabliert haben, der Film, „Boats ’n hoes“ und all das Zeug. Weißt du, es ist echt mittlerweile echt nichts neues mehr, aber ihr müsst verstehen, dass wir diesen Namen sehr früh hatten, da wir ja auch Musik in dem Film hatten und wir haben den Film einfach vor allen anderen gesehen. Als wir den zwei Charakteren zusahen, hat es uns irgendwie sehr daran erinnert, wie wir beide miteinander sind.

rap.de: Ihr baut euch also auch Hochbetten und singt „This Is How We Do It“? (lacht)

Ev: Was den „This Is How We Do It„-Part betrifft – wahrscheinlich schon. Hochbetten, naja … vielleicht einfach zwei getrennte Betten. Keine Ahnung. Aber ja, diese Art von Sachen. Große Kinder, weißt du.