Interview mit Gerard

 

rap.de: War Stickle denn jetzt eigentlich noch involviert? Als wir vor zwei Jahren gesprochen haben, war er quasi dein Partner.

Gerard: Ja, ich hab bei ihm aufgenommen und er hat eine Nummer produziert. Er ist natürlich ein sehr guter Freund und immer auch ein bisschen mein Berater. Ich hab ihn halt immer gefragt „Wie findest du das?“ oder auch was die Industrie betrifft „Kennst du den und den?„, denn er bewegt sich ja schon länger in der Musikindustrie. Er ist halt so ein bisschen Berater geworden, aber so wirklich musikalisch  – er hat wie gesagt nur eine Nummer produziert, hatte also nicht so viel damit zu schaffen.

rap.de: Fühlt sich „Blausicht“ nicht wie dein Debütalbum an?

Gerard: Doch, voll! Und es ist ja auch das erste mit Management und einem Vertrieb. Die vorigen Alben waren zum Aufwärmen, sag ich immer. Ich wollte da auch wissen wie der ganze Prozess abläuft, zum Presswerk schicken und Pressearbeit, die ich damals selbst gemacht hab.

rap.de: Das waren also, wie es eine Zeitlang hieß, Streetalben.

Gerard: Genau, so ’ne Art Mixtapes. Wobei „Blur“ find ich schon auch im Nachhinein gesehen richtig gut. Beim ersten Album hab ich mir voll viel angetan, da hatte ich sogar glaub ich meinen Vertrieb und auch mit Bemusterung und so und es ist ja nix zurückgekommen, weil’s halt einfach nicht so geil war und dann hab ich bei „Blur“ auf alles geschissen und meinte ich mach jetzt halt einfach nur n Album und gucke, was dabei rumkommt. Und dann ist dadurch halt voll viel passiert. Prinz Pi hat mich mit auf Tour genommen und ab dem Zeitpunkt war für mich einfach klar, dass man nur gucken muss, dass die Musik richtig geil ist und alles andere kommt dann von alleine – das ist halt sehr befreiend. Die anderen Dinge kannst du ja oft schlecht planen. Du kannst nicht irgendwie sagen „Und dann laufen wir bei dem Radio-Sender, weil da lern ich noch auf ’ner Party den und den kennen„. Im Endeffekt ergibt sich das dann halt. Wenn’s geil ist, ist es geil.

rap.de: Um das, was du grade beschrieben hast, geht’s ja auf dem Album auch viel: Das richtige Tun, den Moment nutzen, zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Das scheint dich sehr umzutreiben auf „Blausicht“.

Gerard: Ja, voll. Also es war halt auch mein Leben der letzten zwei Jahre. Studium fertig, überlegen, was machen. Also was heißt überlegen, ich wollte eh immer das machen, aber überlegen, ob das klappt. Und dann ging’s halt auch so ein bisschen darum Selbst-Mantra-mäßig Motivationssongs für mich zu haben, so quasi „Hey! Mach jetzt einfach mal und dann wird das schon klappen„. Hoffentlich tut’s das jetzt. 

rap.de: Du hast eine sehr poetische Art Texte zu schreiben. Hast du dafür irgendwelche Vorbilder oder ist das alles auf deinen Mist gewachsen?

Gerard: Mmh, also Mike Skinner ist immer einer, den ich dann nenne. Von dem hab ich auch dieses Element des Geschichten erzählens wie bei „Manchmal„. Diese anderen Sprüche, nee, die kommen halt einfach. Ich sitz halt richtig lange an den Texten, also auch so, dass ich mir teilweise selber dabei doof vorkomme. Zum Beispiel achte ich immer besonders auf die letzten zwei Zeilen, bevor es in den Refrain geht. Das hab ich in der Mike Skinner-Biographie gelesen, dass das halt die wichtigsten sind.