Gerard hat sich mit seinem neuen Album „Blausicht“ Zeit gelassen. Und wer es schon gehört hat, weiß: Daran hat er gut getan. Es ist kein Schnellschuss, sondern ein ausgereiftes, persönliches und eigenständiges Stück Musik. Rapmusik? Ja, auch. Aber durchaus mehr als das. Wir haben uns mit Gerard über „Blausicht“ unterhalten und dabei auch geklärt, welche Farbenlehre sich hinter dem Titel verbirgt. Und nicht nur das.
rap.de: Was symbolisiert die Farbe Blau für dich?
Gerard: Ähm, ich weiß gar nicht mehr, wie ich darauf gekommen bin. Ich wollte irgendwas mit blau eines Morgens… vielleicht hab irgendwas gelesen oder so. Ich hab mich dann auch erkundigt, für was die Farbe steht, und das passt leider nicht so zum Album.
rap.de: Unter anderem für Verlässlichkeit – die Tagesschau zum Beispiel ist ja auch blau.
Gerard: Echt? Ja, dann passt das ja aber auch nicht wirklich (lacht). Ich hab auch gelesen, dass blau auch für Traurigkeit steht und das passt halt auch nicht. Aber es ist halt so ein bisschen das Sprichwort, ins Blaue arbeiten, ins Blaue leben, und die Aussicht auf Morgen, was früher das „TMRW“ war, ist halt jetzt so das Zusammenspiel aus „Ins Blaue arbeiten“, weil man nicht weiß, wie es ausgeht und der Aussicht auf Morgen, auf die Zukunft, „Blausicht„. Das ist meine Interpretation.
rap.de: Wäre rot die passendere Farbe gewesen für das Album?
Gerard: Nee, ich find schon es ist schon ziemlich blau. Also, ich finde es fängt schon mal blaunebelig an, aber ein warmes Blau. So ein dunkelblau .. also wir überlegen jetzt zum Beispiel auch beim Merch das richtige, das Gerard-Blau, zu finden. (lacht)
rap.de: Wir haben vor fast zwei Jahren schon mal Interview gemacht zu deinem Album, da warst du noch am Anfang des Prozesses. Hat sich dann aber doch noch mal länger hingezogen als gedacht.
Gerard: Ja, aber es wurde auch alles ums Vielfache besser als es damals war. Damals hieß das Album ja auch noch „TMRW„, beeinflusst von Jamie Woon, und da hatte das alles noch keine Form, auch wenn ich das vielleicht so rübergebracht habe (lacht). Die Idee war schon da, aber das Ergebnis bis dahin war schon noch relativ dürftig und es hat echt so lange gebraucht. Also, es war nicht so, dass es jetzt ein halbes Jahr in der Schublade rumlag. Wir haben echt bis eine Woche vor Abgabe noch gemastert und so. Es ist dann zwar nach einer gewissen Zeit nicht mehr viel verworfen worden, aber an den Songs selber wurde dann z.B. noch mal der Refrain geändert. Auch was das Mischen betrifft haben wir extremen Aufwand betrieben.
rap.de: Wer ist denn „Wir“? Du und Stickle?
Gerard: Ich und immer jemand anderes. Wenn’s um Mischen geht arbeite ich mit Patrick Pulsinger, das ist ein Wiener mit analogem Musikstudio, der Red Bull-Music Academy Dozent in New York ist und damals auch Techno in den deutschprachigen Raum gebracht hat. Bevor wir reinkamen hatte er vorher grade den Soundtrack für einen Film von dem österreichischen Oskar-Regisseur Ruzowitzky gemacht. Und daran hat man schon gemerkt, dass es schon amtlich ist und er hat auch echt immer viel rausgeholt, aber es war viel Aufwand. Ich will jetzt echt nicht in zu sehr Nerd-Talk abdriften, aber dadurch dass es alles analog ist, ist es halt, wenn du es einmal hast und quasi ziehst, fertig und du kannst es dann nicht einfach wieder öffnen und verschieben usw. Und auch bei uns ist es z.B. so, dass in einem Song zwei verschiedene Beats sind und dadurch musst du dann quasi zwei Songs mischen. Zum Beispiel hat das Outro bei „Irgendwas mit Rot“ ganz andere Spuren als der normale Song, d.h. für diese 20 Sekunden Outro musst du dann eigentlich den Aufwand betreiben wie wenn du einen 5-Minuten-Song mischst, weil es einfach vom Arbeitsprozess keinen Unterschied macht. Und das sind lauter solche Kleinigkeiten, die halt dann gedauert haben aber die es auf jeden Fall wert waren, weil jetzt alles einen eigenen Sound hat und eine eigene Persönlichkeit.