Stichwort Atmosphäre. Ich komme ja aus der gleichen Ecke wie du und finde besonders genial, wie du diesen Charme der Gegend einfängst. Ich nenn das mal Ostblockromantik. Zum einen ist halt alles vor Ort sehr trist, gut zu sehen in deinem Musikvideo zu „Sie kommen in der Nacht“, aber das alles hat eben auch seinen Charme.
Ich finde die Gegend einfach geil. Obwohl ich meine Kindheit im Prenzlauer Berg verbracht habe, war ich in meiner Jugend in Erfurt. Ich verbinde mit der Gegend geniale Zeiten und Lebensgefühle. Da herrscht einfach eine andere Attitüde. Ich bin zum Beispiel ein großer Fan von Filmen wie „American Honey“. Na klar ist das alles ziemliche Unterschicht, aber die haben trotzdem extrem Spaß. Natürlich ist es trist, aber dann versucht man eben das Beste aus der Gegend zu holen.
Du redest ja generell vom Aufwachsen im Osten. Hattest du auch Berührungspunkte mit Nazis in deiner Jugend?
Das ging nach und nach los, als ich nach Erfurt kam. Es hat dann noch ein bisschen gedauert, bis ich wirklich gecheckt hab, was Rassismus eigentlich ist. Ich hatte immer Freunde mit ausländischen Wurzeln, die waren einfach die Coolen. Irgendwann merkt man, dass dieser Rassismus viel bei den älteren Leuten verwurzelt ist. So ein Alltagsrassismus war Standard. Ich hab ja auch mit Sonne Ra ’nen kleinen Film gemacht über seine Jugend in Erfurt. Er war so ziemlich der einzige schwarze Mensch in seiner Gegend. Da gab’s echt ’n paar ziemlich krasse Storys. Es gab auch bei uns immer wieder mal Schlägereien mit Nazis, allerdings wurde der Großteil der Faschos noch vor meiner Zeit aus der Stadt getrieben. Trotzdem gab es immer wieder Stress zwischen den HipHop-Leuten und den Rechten.
Hast du solche Themen auch schon mal in Songs erwähnt?
Ich hab schon hin und wieder alleine und mit meinen Jungs hier und da nen paar Zeilen gegen rechtes Gedankengut und die AfD gedroppt. Ich fühl das politisch natürlich absolut, aber ich sehe mich selbst nicht unbedingt als der linke Rapper. Es ist so einfach, sich Bestätigung dadurch zu holen, zu sagen: Nazis sind scheiße. Hab ich ja schon getan, aber ich muss das nicht auf jedem Song sagen. Vielleicht bin ich da auch nicht der Richtige dazu. Es ist aber natürlich wichtig, Flagge zu zeigen.
Bleiben wir mal vor Ort: Ich glaub die einzigen Musiker, die ich aus Thüringen kenne, sind du, Clueso und Sonne Ra. Warum ist das so? Natürlich ist es ein scheiß kleines Bundesland, aber das kann doch nicht der einzige Grund sein. Fehlt die Kreativität? Fehlen die Möglichkeiten?
Ich will jetzt nicht pauschalisieren, aber alle Leute, die ich da kenne, wollen einfach Untergrund sein. Für die ist schon meine Mucke sehr poppig, obwohl sie es feiern. Viele lokale Künstler fahren ganz hart den Anti-Trap-Film und machen sehr boombappigen Sound. Es wird sich in meiner Generation doch recht stark gegen neue Einflüsse verschlossen. Vielleicht kommt jetzt aber eine etwas offene, neue Generation, die das lockerer angeht, da steck ich aber grad nicht so drin. Das heißt aber nicht, dass der Sound aus Erfurt schlecht ist, im Gegenteil. Ich feier das total, obwohl halt ’ne sehr starke Anti-Trap/Anti-Berlin Haltung vorherrscht. Es gibt trotzdem so viele Leute, die auch diesen Ostblockcharme transportieren und die ich mal featuren will.
Das kann ich mir gut vorstellen. Ich finde es aber umgekehrt seltsam, dass in Sachsen dafür ziemlich viele Rapper grad mächtig Erfolge feiern. KMN Gang, Trettmann, Morlockk etc.
Bei Sonna Ra wars zum Beispiel so, dass er erst aus Erfurt raus und nach Sachsen gehen musste, um irgendwelchen Anklang zu finden. Auch meine erste EP hat in Erfurt nicht wirklich eingeschlagen. Die Leute haben sie erst gehört, als ich diese auch außerhalb veröffentlicht habe. Bei Rashid das Gleiche. Andere kommen dann auch wieder, wenn sie es geschafft haben. Clueso ist zum Beispiel gleich da geblieben.
Wir nähern uns dem Ende des Interviews: Was sind denn deine Pläne für die Zukunft?
Ich muss auf jeden Fall erstmal noch ’n paar Videojobs machen, um noch mal ’ne Basis zu schaffen. Aber eigentlich brennt es mir grad so in den Fingern, etwas neues zu machen. Hab auch schon wieder ein bisschen angefangen. Wie ich vorhin gesagt habe, werde ich mich 100 Prozent auf die neuen Projekte konzentrieren. Bin nach wie vor nicht multitaskingfähig.