„Ihr wollt wissen wer es ist!?“ – Es ist Ulysse aus Karlsruhe. 22 Jahre alt und bereits beim Mannheimer Label Beefhaus gesigned – der badische Newcomer verspricht großes Potential. Und das zurecht: Denn rappen kann er, und das nicht nur einsprachig. Sein Markenzeichen: Er beherrscht Deutsch und Französisch fließend – und spittet in seinen Tracks auf beiden Sprachen. Das Debüt-Mixtape „Je Suis Ulysse“ ist am 11. Mai erschienen und setzt erste Akzente für eine vielversprechende Karriere. In einem Interview erzählt er von seiner Jugend im Internat in Frankreich, von seinem Cousin, dem holländischen Rapper Boef und die Kriminalität in seiner Heimatstadt Karlsruhe.
Stell dich doch erstmal kurz vor…
Mein Name ist Ulysse, Ich bin 22 Jahre alt, rappe, mein Label ist Beefhaus und das ist in Mannheim!
Du kommst aus Karlsruhe. Was verbindest du mit deiner Stadt?
Die Gerichte. Das Bundesverfassungsgericht und Co.
In deinen Songs sprichst du viel über Straße und Kriminalität. Was sind so die alltäglichen Dinge, die du in den Straßen von Karlsruhe erlebt hast?
Deals. Packet-Deals. Leute werden hochgenommen, mein Cousin ist erst kürzlich rausgekommen, der war fünf Jahre weg. Sowas bekommt man hier immer mit…
Auf dem Track „Pour Moi“ sagst du: „Verfass Notizen um die Straße zu verdrängen“ – Würdest du sagen die Musik ist ein Ausweg von der Straße für dich?
Natürlich!
Du rappst auch viel auf Französisch. Bist du bilingual aufgewachsen?
Ja, genau. Meine Eltern haben sehr viel Wert darauf gelegt. Ich war früher etwas wild. Deshalb bin ich dann auch in Frankreich zur Schule gegangen.
Warst du dort auf einem Internat?
Auf einem Internat für Schwererziehbare. Aber das ging schon. Hat mich auch ein bisschen geprägt, bin dann aber wieder zurück nach Deutschland, meine Schule gemacht und jetzt bin ich hier.
Wo genau in Frankreich?
Im Elsass. Das witzige ist, die Franzosen sagen sogar, der Elsass sei eigentlich Deutschland. Das war ja immer ein Konflikt damals im Krieg.
Wo liegen deine Wurzeln?
Meine Eltern kommen beide aus Kamerun und ich bin in Aachen in Nordrhein-Westfalen geboren. Ich selber war noch nie in Kamerun, will aber auf jeden Fall hin. Ich bin sehr stolz auf mein Land und natürlich auf Deutschland.
Bist du davon durch deine Familie auch kulturell geprägt worden oder eher weniger?
Ja, natürlich. Ich wurde afrikanisch erzogen, kenne alles, alle Gerichte und die Kultur.
Auf dem Track „Pour Moi“ rappst du „Die ersten Parts schrieb ich stoned in Maastricht“ – gibt es dazu eine Geschichte?
Ja, auf jeden Fall! Mein großer Bruder hat mir damals Sido, Bushido, Kool Savas, Samy Deluxe usw. gezeigt. So richtig zu Rap bin ich dann auf dem Internat gekommen. „Molotov 4“ von Seyfu hat dort wirklich allen den Kopf gefickt! Alle haben das gepumpt! La Fouine, Lunatic und Booba, als er noch nicht diese Autotune Sachen gemacht hat, generell viel französischen Kram. In den Sommerferien war ich dann immer in Maastricht. Meine Mutter hat früher geputzt und deshalb hat sie uns über den Sommer dann immer dort gelassen, weil ihre Schwestern in Holland gewohnt haben. Wir haben dann immer bei Boef, meinem Cousin, gechillt, gekifft und ihm beim Schreiben zugeguckt. Da sind dann auch meine ersten Texte entstanden. Da war ich 15.
Dein Cousin, von dem du bereits erzählt hast?
Genau, er war immer mehr Gangster als Rapper, er hat auch eine längere Zeit gesessen, aber jetzt kommt auf jeden Fall noch ein Album von ihm.
Auf dem Track „Debrouille“ redest du über eine Psychose. Sprichst du da aus eigener Erfahrung?
In meiner Familie gab es einen Fall. Ich war auch einige Male in der Klapse zu Besuch. Das hat mir wirklich gezeigt, was die Drogen für einen Schaden anrichten können. „Debrouille“ bedeutet so viel wie „ich boxe mich durch“.
Du bist bei Beefhaus gesigned. Wie fühlt es sich an, zum ersten Mal bei einem Label unter Vertrag zu stehen?
Die Zusammenarbeit läuft sehr gut und bei vielen Sachen war es sehr hilfreich, jemanden zu haben, der mich in allem, was über das Rappen hinausgeht, berät.
Auf deinem Mixtape sind auch einige Features drauf. Lief das alles über das Label oder kanntest du die Leute auch schon vorher?
Nein, ich kannte eigentlich alle bis auf Sinan49, aber mit dem bin ich jetzt auch privat cool. Bei OG Keemo zum Beispiel war das so: Breitband, die Produktionsfirma, die auch „Chez Nouz“, „Skimaske“ und „De temps en temps“ gedreht hat, hat mir damals von ihm erzählt, das war bevor er bei Chimperator war. Da meinte ich sofort: Dicker, der ist krass! Dann hab ich ihm sofort geschrieben, ob wir einen Track machen wollen. Der arbeitet ja mit Funkvater Frank zusammen. So ist dann „Skimaske“ entstanden.
Der hat auch für dich produziert, richtig?
Genau, der macht kranke Beats!
Hast du schon einen festen Produzenten?
Leider noch nicht. Für das erste Tape habe ich mit verschiedenen Produzenten gearbeitet. 808Maniac, der produziert auch für Sierra Kidd, mit dem verstehe ich mich auch echt gut. Dann Moduza aus Heidelberg, bei dem habe ich auch die ersten Male aufgenommen. Sonst Classic der Dicke, der Produzent von Kwam E und Funkvater natürlich.
Ich hatte bisher den Eindruck, du bist eher ein OldSchool-Head und das Mixtape ist ja auch eher BoomBap vom Sound her. Es sind aber auch ein paar trappige Songs drauf. Wird da in Zukunft mehr in die Richtung kommen?
Das will ich nicht aussschließen. Ich habe auch noch einen Trap-Song, der ist noch nicht draußen, dazu drehen wir noch ein Video. Aber auf keinen Fall so ein Mumble-Rap Zeug.
Was hörst du zur Zeit persönlich an Deutschrap?
Auf jeden Fall Nate57, Kalim, Haze…
Der ist auch einem Video von dir. Kennt man sich auch?
Ich bin auch in ein paar seiner Videos. Man kennt sich auf jeden Fall.
Kommt da vielleicht auch ein gemeinsamer Song?
Wer weiß..(lacht) Wen ich sonst auf jeden Fall noch feier‘ ist Manuellsen und definitiv Sido.
Hast du schon live gespiel und sind noch weitere Auftritte oder eventuell eine Supporting-Act Tour geplant?
Wir waren letzte Woche auf dem Hook Up-Festival in Karlsruhe. Eine Tour ist noch nicht geplant, aber wir sind noch auf dem Hype-Festival, ein paar Auftritte sind noch in Mannheim und Umgebung geplant.
Abschließend: Was sind deine Ziele? Wohin willst du mit deiner Musik?
Ich möchte erstmal mit meiner Musik Fuß fassen und allen zeigen, sowohl den deutsch-sprachigen- als auch den französischsprachigen Ländern, dass ich es drauf habe. Ich will auf jeden Fall Platten verkaufen und Geld machen, aber auch meine Liebe zur Musik zeigen. Das ist meine Leidenschaft!