Interview mit OK KID

 rap.de: Ihr seid bei Four Music. Hatte euer Label viel Einfluss auf die neue Platte?

Raffael: Wir waren erstaunlichweise sehr frei. Die haben Sachen zum Teil erst angehört, wenn diese schon in einem sehr weiten Produktionsstatus vorangeschritten waren. Kurz vor dem Mastering haben die dann mal reingehört und meinten nur: „Ja geil“. Künstlerisch haben die uns alle Freiheiten gelassen…

Moritz: Und uns vertraut, was wir auch sehr schätzen.

rap.de: Wieviel Jona:S steckt noch in OK KID?

Jonas: Soundtechnisch ist das Album viel weiter. Wie Moritz schon sagte, wir hatten einfach die Zeit und konnten solange am Album arbeiten, bis es unseren Vorstellungen entsprach. Wir waren auch immer schon eine Liveband und das live spielen hatte für uns immer einen riesigen Stellenwert. Aber durch das arbeiten mit zum Beispiel Robot Koch hatten wir das erste Mal über einen längeren Zeitraum eine Soundvision, die wir ganz nach unseren Vorstellungen verwirklichen konnten. Wir konnten endlich diesen Livesound mit elektronischen Sounds und beatbasierten Instrumentals mixen. Wir haben ja auch ein ziemlich großes Spektrum an Musikstilen, die wir abdecken und wir konnten diesmal wirklich gucken, wie das auf die Platte passt und wie wir einen roten Faden in das Album reinkriegen. Das gab es bei Jona:S früher leider nicht. Wir haben einfach einen Song geschrieben, aufgenommen und rausgehauen. Ich kann für meinen Teil auch sagen, dass ich nicht mehr hinter allem stehe, was wir früher unter Jona:S aufgenommen haben. Zumindest von der Qualität her. Ein weiterer Punkt ist, dass die Texte früher direkter waren, jetzt ist alles etwas bildhafter.

Raffael: Es ist ja auch ganz normal, dass man die neuen Sachen mehr feiert als die alten. Ich würde sagen, dass es auch noch ein wenig subtiler ist als früher. Jonas schreibt nicht mehr so plakativ wie noch zu Jona:S-Zeiten.

Jonas: Ja das stimmt. Ich schreib noch mehr in Bildform und einfach noch besser. Isso. Fertig. (grinst)

rap.de: Du hast grade Robot Koch angesprochen. Kam der Kontakt durch Four Music zustande oder kanntet ihr euch vorher schon?

Raffael: Wir sind schon voll lange Fans von ihm. Zu Jona:S-Zeiten haben wir ihn schon für einen Remix angefragt. Im Endeffekt hat er dann sogar einen Song für uns mitproduziert und dann auch noch einen Remix für uns gemacht und dabei haben wir ihn besser kennengelernt. Ab da war auch alles cool zwischen uns und nach unserem Verständnis hat das auch voll gut zusammengepasst. Wir wollten ihn auf jeden Fall auf der Platte dabei haben.

rap.de: Robot Koch hat ja auch schon für Casper und Marteria gearbeitet. Seht ihr in deren Musik Parallelen zu eurer?

Jonas: Inspiriert haben uns die beiden gar nicht. Wir hören eigentlich sehr wenig deutsche Musik und lassen auch fast nichts von deutscher Musik einfließen. Es war auch nicht so, dass wir Robot Koch haben wollten, weil er bei den grade angesprochenen Künstlern geile Arbeiten abgeliefert hat…

Moritz: Es war eher der Sound von Robot, der uns angesprochen hat. Der Sound, den er auch mit seinem Soloprojekt macht.

Jonas: Ich glaube auch, dass Casper und Marteria eine ganz eigene Nische im Deutschrap einnehmen und dadurch, dass sie so mainstreamkompatibel sind, haben die natürlich auch einen Weg für uns frei gemacht, aber wirklich beeinflusst haben sie uns nie. Das sieht man ja auch daran, dass wir jetzt auch hier bei rap.de stattfinden, der Sound hat halt einfach Genregrenzen eingestürzt. Davon profitieren wir auf jeden Fall und sind auch über diese geleistete Vorarbeit ganz froh.

rap.de: Euer Sound ist in der Tat ziemlich genreübergreifend. Wo verortet ihr euch euch selber?

Jonas: Wir provozieren ja ganz gerne oder viel mehr provoziert man ja die Musikhörer automatisch, wenn man offen sagt, dass man Popmusik macht.

Raffael: Du provozierst schon in dem Sinne, da ja in Deutschland immer noch die Meinung vorherrscht, dass Popmusik whack ist.

Jonas: Das ganze Projekt und Songwriting von OK KID ist eindeutig Popmusik, aber du hörst auch extrem viel raus, wo wir herkommen. Wenn irgendwo was am meisten drin steckt, dann ist es auf jeden Fall Rap. Denn wir kommen einfach aus dem Rapbereich. Wir sind damit groß geworden, auch wenn wir in der Szene nie großartig stattgefunden haben. Letztendlich ist uns das Genre aber auch völlig egal. Das Ziel mit der Platte war auch, dass wir mit dem höchsten Anspruch Songs schreiben und die Ästhetik, die wir feiern auch rüberbringen und dabei ist uns das Genre echt völlig egal. Lustigerweise finden wir aber zur Zeit sehr krass in der Rapszene statt. Das freut uns natürlich riesig, hat uns aber auch ziemlich überrascht.