rap.de: Euer verlorenes Mitglied MC Cäspa ist mittlerweile Bordellbeseitzer, aber gehört nicht mehr zu der KPA Bande. Mutha hat sich jahrelang für Jugendliche in Berlin eingesetzt, Tekbass hat sogar Sozialpädagogik studiert und Chestnut engagiert sich unter anderem für sozialen Fortschritt in Gambia. Ist die Musik von KPA euer Ausgleich, ein asozialer Ort, an dem ihr alles rauslassen könnt?
KPA: Job und Leben muss man trennen, wie Sex und Liebe. KPA ist die Prägung unserer Jugend in Köln. Mutha stand in seiner Jugend oft wegen Bandenkriminalität oder Drogen vor Gericht. Er hatte mehr Hausdurchsuchungen als Al Capone. Tekbass verlor Freunde durch Drogen und ihre Geschäfte und Chestnut kommt aus der Graffiti Szene, die sind da auch nicht immer nett. Unser Rap ist auch kein Ausgleich oder ein billiges Ventil für irgendetwas. Asozialer Rap ist unsere Mission, gegeben von HipHop. KPA hat den Auftrag und die Authentizität asozialen Rap zu verbreiten und zu leben, das ist unsere Vorbildfunktion. Es ist nicht asozial, über Frauen und Geld zu rappen, sich als asozial zu betiteln und sich über seine Minderbemitteltheit zu freuen. Die Heads in Hamburg, Stuttgart, Berlin oder Köln finden KPA cool. KPA ist auch nichts für die Kids, wir sind kein Bravo HipHop Thema. KPA ist für die Ü21 HipHopper und wir rappen über die Ü21 Themen. Das sind Themen wie Übersättigung, Verzweiflung, Zukunft und so einiges mehr.
rap.de: Köln Porz ist jetzt nicht das letzte Ghetto von Deutschland, aber in euren Berufen beschäftigt ihr euch viel mit benachteiligten Menschen. Ist euer Rap also sozialkritisch gemeint?
KPA: Also wenn Bonn, Bad Godesberg oder Düsseldorf jetzt Ghettos sind, dann glaube ich, dass Porz ein ganz schlimmes Ghetto ist, aber insgesamt gibt es keine Ghettos in Deutschland. Köln-Porz kontrolliert die meisten illegalen Geschäfte in der Bay Area. Aber Sozialkritik ist nicht ganz unsere Schiene, da wir der Meinung sind, dass sozialkritischer Rap meistens ins Kommerzielle abdriftet. Ghetto sind wir nicht, es gibt ein paar harte Ecken, wo man nachts nicht alleine rumschleichen sollte, doch auf Ghetto haben wir keinen Bock. In Deutschland gibt es keine Ghettos, ganz einfach. Weder in Berlin, Hamburg, Frankfurt noch sonst irgendwo in der BRD gibt es ein Ghetto. Jeder Musiker, der in Deutschland über sein hartes Leben im Ghetto redet, hat seine Chance in der Gesellschaft nicht genutzt – egal wie. Bestimmt gibt es viele arme Menschen in Deutschland, aber die bekommen auch alle Sozialhilfe oder Hartz4. Wir haben noch nicht gehört, dass massenhaft Migrantenfamilien in Deutschland wegen der Regierung verhungern bzw. Todesschwadronen, bezahlt von Regierung und Reichen, Straßenkinder in Neukölln töten und die Leichnamen in der Kanalisation verbrennen – so etwas passiert in echten Ghettos. Mutha kann euch viel davon erzählen. Jeder Ausländer kann auf einem Gymnasium seinen Schulplatz beziehen oder die Schule später nachholen. Doch wenn jemand zu dumm und zu faul ist, kann keiner so einer Person helfen. Solche Chancen bekommen die Menschen in den echten Ghettos oder Favelas nicht, da gibt es nur AK47 und Schnaps zum überleben, gerade in den Favelas. Wir wissen, worüber wir reden, Mutha hat Familie in Rio der Janeiro im Complexo do Alemão. Die Urlaubsfotos sind sehr interessant und einige seiner Familienmitglieder sind in bekannten Gangs, wie das Rote Kommando – das ist Ghetto! Er verlor mehrere Verwandte in den schweren Drogenkriegen in den 70er bis 90er Jahren und bekam, die eine oder andere echte Schießerei mit. So etwas passiert jedem, der länger in Rio gelebt hat oder dort geboren ist. Deswegen ist es egal, wie unsere Sache ankommt. Wichtiger ist es, dass der Hörer uns zu Kenntnis nimmt und unsere Nachricht verbreitet.
rap.de: Hört ihr überhaupt Deutschrap?
KPA: Wir hören weniger Deutschrap, aber ein paar Sachen schon. Frauenarzt kann man gut feiern, King Orgasmus und auch Bass Sultan Hengzt, aber was ist mit Prinz Pi passiert? Wie viele bleiben denn ihrer Sache treu, also wirklich treu? Deswegen, privat hören wir eigentlich alle fast nur Rap aus der Golden Era, also was Rapmusik angeht. Ok, Mutha ist da noch härter und hört sogar Rap aus Mitte der Achtziger. CIA (Vorreiter von NWA), KGB, Rhyme Syndicate und Too Short Shit. Er mag es extra real und extra hart. Gerade die Sachen aus den 80s sind Edeltrash pur – 808 und ab dafür.
rap.de: Eure Lieder heißen „Dicke Frauen brauchen Liebe“ oder „Arschfickbehavior“. Wie kommt man denn auf so etwas?
KPA: Es gibt nur eine Antwort: Wir sind verrückt danach und fahren voll auf den Scheiß ab! Auch Zynismus ist kein Fremdwort für uns und es gibt so viel kranke Menschen auf der Welt, die man nur beobachten muss, dann kommt schon das ein oder andere Thema zusammen. Uns reicht meistens das TV Programm von RTL und Pro 7 und anderen menschlichen Toiletten, die durch die Gegend ziehen.