rap.de: Stichwort Battlerap. Ihr habt auf „roh.kalt“ einen Song namens „Fluchtpunkt“. In der Hook vergleicht ihr das Niveau des deutschen Punchlineraps mit der finanziellen Situation Griechenlands. Unterm Strich: Deutscher Punchlinerap ist arm! Findet ihr nicht, dass rein objektiv betrachtet in den letzten Jahren auf diesem Gebiet durchaus eine Entwicklung stattgefunden hat?
Sylabil Spill: Naja, kann man schon sagen. Aber das ist ja die sachliche Sichtweise. Wenn man einen Battletrack macht, liegt der Fokus ja nicht unbedingt auf Realitätsnähe! Das Überstilisieren und die Übertreibung sind ja das Hauptziel.
Morlockk Dilemma: Genau. Es kann schon sein, dass mittlerweile ein besseres technisches Verständnis herrscht. Bestimmt ist das generelle Niveau angestiegen. Um die Jahrtausendwende war man schon der Chef, wenn man einen halbwegs sinnvollen Doppelreim hinbekommen hat. Wer dann noch imstande war die Sätze mit einem Kontext in Zusammenhang zu setzen, war quasi automatisch krass! Heute ist das natürlich alles deutlich anspruchsvoller geworden. Aber es könnte meiner Meinung nach immer noch besser und noch krasser sein!
rap.de: Was haltet ihr denn denn von Phänomenen wie zum Beispiel dem VBT?
Morlockk Dilemma: Das ist schon eine coole Sache, wobei ich das jetzt nicht im Detail verfolge. Was ich bemerkenswert finde, ist das die echt wenig Zeit haben aufeinander zu reagieren…und dann machen die immer das volle Programm mit Video und allem drum und dran! Das ist schon beeindruckend, was da an Zeit investiert wird. Andere würden in der Zeit eventuell ne komplette EP machen…..Aber das Konzept an sich ist schon ganz nett, um sich einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen. Das hat ja auch früher schon mit der RBA ganz gut funktioniert. Da sind ja auch wirklich einige Rapper tatsächlich später in einem größeren Kontext herausgekommen, nachdem sie sich in der RBA einen Namen gemacht haben. Was mich immer ein wenig stört an diesem Ding, ist die Anonymität des Internets. Da mag ich so Rap am Mittwoch Geschichten deutlich lieber. Da kannst du einfach nix faken. Du stehst auf der Bühne, und wenn du wack bist, dann wirst du ausgebuht! Ganz einfach. Da hast du sofort immer die 100% ehrliche Reaktion eines mehr oder minder fachkundigen Publikums. Das taugt mir schon eher, als wenn man sich dann zehn Youtube Accounts macht um sich selber hochzuklicken und so Scherze.
rap.de: Du bist demnach eher ein Freund der direkten Konfrontation?
Morlockk Dilemma: Musikalischer Natur, ja. Definitiv. Das ist einfach roher. Ehrlicher. Direkter. Mittlerweile kommt das natürlich nicht mehr in Frage, aber als 17-Jähriger Morlockk hätte ich eventuell auch bei diesen Formaten mitgemacht! Spill und ich, wir sind einfach beide ganz große Fans des Battlens. Verbale Konfrontation. Und Ignoranz. Mut zur Ignoranz!
rap.de: Das perfekte Schlusswort: „Mut zur Ignoranz!“. Vielen Dank euch beiden für das ausführliche Gespräch.
Morlockk Dilemma & Sylabil Spill: Gerne. Vielen Dank.