rap.de: Reden wir über dein Album. In deinen Tracks kommt es öfter zur Sprache, dass du einen Arschtritt brauchst, damit du in die Gänge kommst, bezieht sich das auf dein gesamtes Leben oder nur auf die Musik?
3Plusss: Das zieht sich durch mein ganzes Leben. Ich bin eher ein Extremmensch, der entweder voll durchdreht und tausend Sachen aufeinmal anfängt und dann auch alle mitreißen muss oder aber das komplette Gegenteil. Dann lieg ich nur zu Hause auf der Couch rum und beweg mich keinen Meter. Ich brauch den Arschtritt aber meistens auch von mir selbst und nicht von anderen Leuten. Wenn ich jetzt ein Label im Rücken hätte, was mir einen genauen Termin für die Albumabgabe geben würde, dann würde ich nix gebacken bekommen. Der Antrieb muss von mir selbst kommen.
rap.de: Aber wenn du mal was möchtest, dann ziehst du das wohl relativ schnell durch. Dein aktuelles Album entstand innerhalb von nur vier Monaten…
3Plusss: Das witzige ist, ich hab ja diesen Track „Sommerding“ rausgebracht und über all die Spastis gerappt habe, die im Sommer nicht rausgehen. Dabei habe ich selber die ganze Zeit nur zu Hause gehockt und an dem Album rumgeschraubt. Das hat mich auch richtig geschlaucht. Vor allem sind die Anderen von Eypro richtige Partytiere, bei denen immer etwas abgeht. Die normale Antwort auf die Frage: Ja kommst du jetzt?, war immer: Nee, ich muss noch was für das Album fertig machen. Ich sitz dann auch wie ein Mensch ohne Freunde die ganze Zeit vor dem PC und rauf mir die Haare. Das ist auch ein Paradebeispiel für die oben getroffenen Aussage, dass ich nicht aus dem Tritt komme, aber genau damit hau ich jetzt rein, mit diesem „nicht aus dem Tritt kommen“. Wenn ich mir mehr Zeit gelassen hätte, dann wäre meine Lust auch wieder etwas abgeflaut und ich hätte das Projekt schleifen lassen. Zum Beispiel Sorgenkind und Djin haben ja sehr lange an ihren Alben gebastelt, Sorgenkind zwei, Djin sogar vier Jahre, aber das könnte ich nicht. Nach so langer Zeit würde von mir einfach nix mehr kommen. Ich hab mich wirklich monatelang eingeschlossen. Okay, ab und zu hab ich schon mal was mitgemacht, aber an großen sozialen Aktivitäten hab ich nie teilgenommen. Jede Minute, die ich Zeit hatte, hab ich für Aufnahmen geopfert. Ich konnte am Ende auch selber nicht mehr einschätzen, ob das aufgenommene jetzt gut war oder eher schlecht. Ich hab dann meist alle Leute und Kollegen um mich rum gefragt, ob ich die Passage nochmal neu aufnehmen soll oder ob sie so bleiben soll, was ich verändern kann oder ob ich es bei dem schon aufgenommenen Stellen belassen soll usw usf. Niko (Anm. d. Red.: Sorgenkind) meinte irgendwann nur noch zu mir: „Ey, halt die Fresse und rapp doch einfach mal.„. Ich konnte das ganze Album auch gar nicht wirklich einschätzen, als ich es das erste Mal jemanden von tape.tv vorgespielt habe, hatte ich sowas von zittrige Hände. Als hätte man mit Augen zu ein Bild gemalt und von diesem Bild ist sehr viel abhängig. Ein krasses Gefühl, aber jetzt bin ich schon etwas entspannter, was die LP angeht.
rap.de: Du hast grade Sorgenkind und Djin erwähnt, beide sind so wie du Mitglieder von Eypro und beide bringen nächsten Monat ihre neuen Alben raus. Pusht ihr euch Crewintern gegenseitig, um möglichst schnell zu releasen oder gibt es unter euch keine Competition?
3Plusss: Ja doch, ich glaube schon, dass wir uns untereinander ein wenig pushen. Auch auf die Gefahr hin, dass es jetzt arrogant klingt, aber ich glaube, dadurch, dass ich in letzter Zeit so reingehauen habe, ich die beiden mehr gepusht habe als sie mich. Beim HipHop Open saßen wir bei einem Interview alle zusammen und zu der Zeit hatte ich grade mal einen Track fertig geschrieben und hab trotzdem noch gesagt, dass mein Album vor deren Zeugs kommt. Das war auch ein besonderer Ansporn. Ich dachte mir nur so: Wenn ich die noch überhole, das wäre richtig witzig. Die geben sich ja auch voll Mühe, aber ich überhol die einfach mal. Das ist aber auch überhaupt nicht böse gemeint. Das läuft alles unter Friendly Competition. Mein Plan war es ja sowieso noch 2012 ein Album zu releasen und wenn das auch noch vor den Alben der anderen Beiden kommt, dann ist das doch perfekt. (lacht). Aber natürlich schaukeln wir uns da auch gegenseitig gut mit hoch. Wenn ich jetzt sehe, wie gut Sorgenkinds neuer Track ankommt, der hat ja schon sehr sehr gute Resonanz bekommen, dann ist das für mich nochmal son Weckruf, dass ich auch nochmal was richtig krasses raushauen will und aus diesem Grund fliege ich auch nach Teneriffa für ein richtig gutes Video. Das ist dann aber auch niemals bösartig oder so, sondern einfach nur: Das war krass, was du gemacht hast, aber ich guck jetzt einfach mal, dass ich das nochmal um einen Tick übertreffe. Manchmal hadert man auch ein bißchen mit Neid. Nicht jetzt in dem Sinne, dass man ihm was wegnehmen möchte, sondern viel mehr, weil man sich fragt wie er dies oder das gemacht hat und man möchte das dann auch haben. Sei es jetzt irgendwelche Interviewanfragen oder Produzenten, die er an Land geholt hat. Bestes Beispiel ist Djin, der ja jetzt Dead Rabbit auf dem Album hat. Da hab ich mir schon gedacht: „Boah Fuck, Dead Rabbit, den will ich auch gerne auf meiner LP haben.„, das ist aber niemals negativ gemeint. Durch diesen Push kommt man dann auch voran. Ich glaube auch ehrlich, dass die anderen Beiden dieses Jahr nicht mehr fertig geworden wären. Dann wohl eher anfang nächsten Jahres, aber so war die Tatsache, dass ich an den Beiden einfach vorbeiziehe doch nochmal ein Anreiz noch dieses Jahr zu veröffentlichen. Ich weiß noch wie Djin damals Sorgenkind gut zugeredet hat und ihm ein wenig Geld geboten hat, damit er sein Album noch vor meinem gemastert bekommt. (lacht) Aber alles noch in einer Friendly Competition. Aber dadurch, dass wir alles selbst machen, ist die Zeit einfach relativ begrenzt. Niko mastert zum Beispiel das Album von Djin, sein eigenes und meins. Der Arme ist auch komplett fertig mit der Welt zur Zeit. Ich hab den auch immer ein wenig getriezt, damit er in den Tritt kommt. So nach dem Schema: Ich komm morgen mal rum und wir machen noch die eine Hook fertig. Und er hatte dabei gar keine Zeit, aber hat es trotzdem immer noch alles geschafft und gute Arbeit geleistet. Er ist der beschäftigste Mensch, den ich kenne.