Homezone #7: Cornern mit TaiMo in Hamburg-Horn

Dein Rap zeichnet sich auch dadurch aus, dass du die Dinge allgemein ziemlich gut gelaunt und gelassen hinnimmst und stets die positiven Seiten betonst. Ist das auch jenseits der Musik deine Art?

Ich bin ein sehr positiver Mensch, auf jeden Fall. Ich glaube auch wirklich, dass die Dinge leichter werden, wenn man sie positiv sieht und finde schon, dass die Leute, gemessen daran, wie viel ihnen in den Arsch gesteckt wird, sehr viel meckern.

Okay, lass uns mal über dein Camp sprechen! Mit AchtVier hast du einen für Hamburger Rap nicht unbedeutenden Mentor an deiner Seite. Wie habt ihr euch kennengelernt?

Er war schon ein oder zwei mal dabei gewesen, als ich mit Kollegen abgehangen hatte. Eines Tages hat er mich dann angeschrieben und mich gefragt, ob ich ihn nicht bei seinen Konzerten backen will … Natürlich war ich motiviert und alles ging Schlag auf Schlag: Kurz später bin ich dann schon mit ihm auf Tour gegangen. Erst durch diese Backup-Geschichten bei ihm habe ich dann überhaupt so richtig Lust bekommen, selber zu rappen und ehrgeiziger Texte zu schreiben … Als ich dann was‘ fertig hatte, hat Achti mir ein paar Ratschläge gegeben, wie wir die Sachen am besten öffentlich machen und so. Er hat seit dem ersten Song alles gepuscht und von Anfang an auch alles über seinen Kanal veröffentlicht.

Inwieweit hat Achti Einfluss auf deine Alben?

Wir haben da einen sehr gesunden Ausgleich gefunden: Zuerst schreibe ich alleine meine Parts und verwirkliche dabei alle meine Ideen. Im Anschluss daran werfen wir uns dann aber auch gerne mal die Bälle zu: Er erzählt mir dann, an welchen Stellen noch Sachen verändert werden sollten und gibt mir Tipps, wann und in welchem Rahmen wir die Tracks dann rausbringen sollten. Achti hat sowohl Reichweite als auch Erfahrung. Er kennt das Business, bringt unter seinem Namen jetzt schon das fünfte Album raus. Er ist der Label-Chef und weiß auf jeden Fall, was er tut. Da kann ich mir noch einiges abgucken …

Klar, er ist ein alter Hase im Geschäft! Wie muss man sich den die alltägliche Arbeit bei eurem gemeinsamen Label „Steuerfrei Money“ vorstellen?

Das funktioniert alles ganz ohne Büro oder so. Wichtig ist ja, dass wir gute Möglichkeiten zum Aufnehmen haben. Und die haben wir. Es geht wirklich hauptsächlich um die Musik … Und die alltägliche Arbeit, die daneben anfällt, besteht allenfalls darin, dass wir uns regelmäßig treffen, um alle Sachen zu besprechen.

Im neuen Lied „Mike Tyson“ mit Achti sagst du, du hättest „nichts mehr zu verlieren außer [deinen] Körper“. Das hat mich zugegebener Maßen ziemlich beschäftigt …

Naja. Das ist wie mit dem ‚T‘, das in mein Gesicht tätowiert ist: Die Leute können nicht verstehen, warum ich das hab‘ machen lassen, weil ihre größte Angst wäre, damit am Ende keinen Job zu finden. Ich ticke da einfach ein bisschen anders: Was ich mit dem Tattoo ausdrücken wollte, ist, dass ich aufgehört habe, vor irgendetwas Angst zu haben … Das bedeutet bezogen auf meine Musik dann zum Beispiel auch, dass ich Sachen einfach raushaue, wenn ich sie feiere. Scheiß drauf was andere denken: Hauptsache es gefällt mir selbst.

Vor Kurzem ging ein weiterer Track von dir und Estikay online … Er war auch schon als Gast auf deinem ersten Album vertreten. Wie kam der Kontakt zustande?

… Das ist eigentlich keine wirklich spektakuläre Geschichte: Ein Kollege von mir kennt ihn ganz gut, er hat früher auch mal hier in der Gegend gewohnt. Das ist eben Hamburg, da connectet man sich schnell mal für einen Song … Und oft kommt etwas Gutes dabei raus, wie das bei uns beiden der Fall war. Wir stehen bis heute regelmäßig in Kontakt.

Ich habe dein letztes Album für rap.de rezensiert … Dort habe ich bemängelt, dass „Horner Corner“ nicht kompakt genug und schlichtweg zu lang war. Kannst du diese Kritik nachvollziehen?

Ja, das haben viele Leute gemeint. Ich kann das aus jetziger Perspektive auch völlig verstehen. Es war eben nur so, dass ich möglichst viel anbieten und mich breit aufstellen wollte, weil das ja schließlich auch mein erstes Album war und auch das erste meiner Projekte für das die Leute bezahlen mussten. Beim nächsten Mal wird das anders!

Ist die Kneipe „Horner Corner“ der Ort, nach dem du dein letztes Album benannt hast?

Ja und nein. „Horner Corner“ steht ja irgendwie stellvertretend für die ganze Gegend hier. Das ist sozusagen ein Begriff, der fest im Slang der Leute hier verankert ist. Schon die älteren Leute aus Horn haben Musik gemacht und dann Videos unter dem Namen „Horna Corna“ rausgebracht. Vielleicht kennt ja der Eine oder Andere noch Young Crhyme oder Acho„Horner Corner“ ist also kurz gesagt alles: Die Bar, die Hood und die Straßenzüge drumherum.

Zum Ende nochmal kurz zum großen Ganzen: Aus meiner Sicht hat Hamburger Rap in den letzten Jahren wieder zunehmend an Einfluss gewonnen. Würdest du das so unterschreiben?

Es geht immer weiter! Ich kann das zwar alles schlecht beurteilen, weil ich deutschen Rap insgesamt nur wenig verfolge und ich zum Beispiel wirklich kein Trap-Fan bin … Aber ich kann zumindest sagen, dass immer mehr Leute, auch aus der Nachbarschaft, anfangen zu rappen.

Das klingt so, als fühlst du dich nicht unbedingt als Hamburg-Representer …

Nein, wirklich nicht. Viel eher repräsentiere ich meine Hood und mein Camp. Ich bin Horner Representer, das muss reichen (lacht).