Blokkmonsta – Hinter der Maske

rap.de: Wahrscheinlich warst du erleichtert, als es dann endlich zum Prozess kam?

Blokkmonsta: Ich hab eigentlich viel früher mit dem Prozessbeginn gerechnet, weil die Akten alle schon durch waren. Die Anklageschrift lag schon vor. Aber der Prozess hat einfach nicht angefangen. Die haben die sechs Monate bis zum Ende ausgeschöpft. Der Prozess hat sich dann auch ganz schön hingezogen. Wir kamen in den Saal 500, das ist eigentlich der für Terroristen. Ein Schutzraum, das heißt, in dem Saal wirst du von unten über eine Treppe direkt in deine Zelle geführt. Du sitzt in einem Block, der komplett mit Gittern abgesperrt ist und darin bist du noch mal in einem Glaskäfig. Und um dich rum glaube ich 15 Beamte.

rap.de: Fühlt man sich da als Staatsfeind Nummer 1?

Blokkmonsta: In dem Moment ja. So wie es zu mir gesagt haben, "Terrorist, Terrorist". Die haben immer zu uns gemeint, dass sie so gegen uns vorgehen, weil sie uns als Terroristen einstufen. Voll absurd.

rap.de: Sprich, du hast dich in deiner Gefährlichkeit überschätzt gefühlt.

Blokkmonsta: Ja, und das ist nicht das erste Mal gewesen. Die sind ja vier Mal zu mir gekommen und jedes Mal mit einem SEK. Und schon nach dem ersten Mal haben die doch gepeilt, dass es alles Plastikwaffen waren. Das wir uns voll kooperativ verhalten haben, nix gemacht haben… im Hintergrund läuft "I Shot The Sheriff" (Gelächter). Dafür kann ich nichts. Jedenfalls, die wussten, dass wir ungefährlich sind. Mein Anwalt hat auch gesagt, wenn noch mal was anliegt, wir geben sofort alles raus, kein Problem, die sollen sich nur melden. Trotzdem kamen sie jedes Mal mit dem SEK.

rap.de: Wie lief das ab bei deiner Untersuchungshaft? Hast du von Anfang an gewusst, dass es gut ausgehen würde oder hast du Panik gehabt, dass es auchschief gehen könnte?

Blokkmonsta: Ich wusste ja das an der Sache nichts dran ist, deshalb hab ich eigentlich auch gehofft viel früher rauszukommen. Aber ich hab auch immer wieder zu mir selbst gesagt: Spätestens beim Prozess wird auch der Richter peilen, dass es Blödsinn ist und das ist dann auch genauso passiert. Wir mussten auch nicht zu allen 15 Terminen. Wieviel genau es waren, kann ich dir jetzt nicht mehr sagen, aber es waren um einiges weniger als diese 15. Wir haben jedesmal schon gehofft, dass wir an dem jeweiligen Termin schon rauskommen. Für die letzten paar Termine sind wir dann rausgekommen, so dass wir die Tage bis zum Urteil in Freiheit verbringen durften.

rap.de: Was war denn eigentlich der  Hintergrund für die ganze Geschichte? Was ist wirklich passiert?

Blokkmonsta: Die Person die uns angezeigt hatte, Sebar – den hab ich vorher extrem unterstüzt. Ich hab  auch fast ein Jahr für ihn umsonst gearbeitet, ohne Geld zu sehen. Am Ende kam halt raus, dass er ziemlich viel Scheiße gemacht und auch geredet hat, vor allem hinter dem Rücken. Dann haben wir ihm kurzerhand rausgeschmissen. Am nächsten Tag stand dann auf einmal die Polizei vor der Tür mit einer riesen Story, dass wir ihn entführt hätten usw.

rap.de: Hast du nach der ganzen Geschichte nochmal mit ihm gesprochen?

Blokkmonsta: Ich hab danach nie wieder von ihm gehört. Nie wieder.

rap.de: War er vor Gericht anwesend und hat gegen dich ausgesagt?

Blokkmonsta: Erst wollte er eigentlich nicht. Er hat gesagt, dass er so stark traumatisiert ist, das er nicht gegen mich aussagen will. Zumindest nicht direkt vor uns, sondern in einem extra Raum mit Videokameras, so dass er uns nicht sehen muss. Das haben die Richter komplett abgelehnt: Die meinten, die Angeklagten sind hinter Gittern bzw. hinter einer Scheibe mit 15 Beamten, da kann nix passieren.

 
rap.de: Bist du sauer auf ihn?

Blokkmonsta: Anfangs war ich richtig sauer. Ich mach soviel für jemanden. Ich hab ihm Kontakte verschafft, hab ihm eine Fanbase aufgebaut und wir haben zusammen an drei Alben gearbeitet. Zwei Kollaboablen mit mir und danach sein Solowerk. Alles war schon abgeklärt auch mit dem Vertrieb und allem und plötzlich fällt dir so jemand in den Rücken und du weißt nicht mal, warum. Den Grund dafür weiß ich bis heute noch nicht. Wenn man dann solange weg ist und die Justiz, die eh schon einen Blick auf uns hatte, einfach die Anschuldigung glaubt, da war ich richtig sauer. Aber das hilft dir dann auch nix. Du sitzt dann im Knast und denkst über alle möglichen Sachen nach. Was hätte man besser machen können? Was hätte anders laufen können.Im Grunde bin ich selber Schuld. Ich war der Idiot, der jemand Anderen zu sehr an sich rangelassen hat. Ich hab ihn kennengelernt und ihn gleich überall mit hingenommen und ihm tausen Leuten vorgestellt. Natürlich immer mit der Vorraussicht auf mein eigenes Geschäft. Aber ich hab ihn auch als Kumpel wahrgenommen. Ich bin ein Idiot gewesen, weil ich nicht gepeilt habe, dass seine Lügen alle Blödsinn sind. Meine ansonsten gute Menschenkenntnis hat in dem Moment versagt. Das hat mir dann nach dem halben Jahr auch gezeigt, dass ich Niemandem vertrauen kann. Leute, die du seit Jahren schon kennst, denen kannst du eventuell noch vertrauen, aber das geht nicht bei Leuten, die du ganz neu kennenlernst. Da bist du dir nie sicher,ob die nur deshalb zu dir kommen, weil du einiges zu sagen hast bzw. einen Status hast. Wollen die nur über mich an Kontakte oder Geld ran oder stehen die halt wirklich hinter mir?