Game One – Rap und Spiele

rap.de: Das war wirklich furchtbar. Und dann kann man sich noch nicht mal ordentliche Bitches kaufen, sondern nur Schmuck. Das ergibt überhaupt keinen Sinn.
 
Simon: (lacht) Das hätte ICH jetzt eigentlich sagen müssen!
 
rap.de: Ja. Ich warte schon die ganze Zeit darauf, dass du jetzt auch endlich mal was Markiges sagst. Aber ich muss es dir immer vorlegen.
 
Simon: Nee, ich bin ein Weichei. Wie, äh, flüssig.
 
Etienne: Sei wie Wasser, mein Freund. Wir haben natürlich in fast jedem Sportspiel viel HipHop. In jedem NBA- und NFL-Spiel gibt es einen HipHop Soundtrack.
 
Simon: Ja, aber Soundtrack ist dann fast egal, oder? Das ist ja nicht so wichtig. Da fällt mir jetzt nämlich noch "Marc Ecko’s Getting Up“, diese PR-Maßnahme von Marc Ecko, um seine Klamottenlinie zu vermarkten. Und da ist halt Sprayen Thema und illegales Gehabe und die ganze Zeit läuft HipHop. Das geht auch noch so in diese Richtung. So viele Rap-Spiele gibt es eigentlich gar nicht. "The Warriors“ fällt mir auch noch ein. Das ist halt so der Anfang der Gangs, könnte man sagen. Das Spiel zum Film. Ist übrigens super, von Rockstar und man kennt das hierzulande kaum. Die Stadt ist in Gangs unterteilt und du musst dich halt richtig mit denen prügeln und Geschäfte ausrauben und zu Gangtreffen gehen und andere Gangs überfallen. Und dazu ist es noch so ein bisschen HipHop. So was haben sie dann hier nicht releast, weil sie immer Angst haben. Dabei schlägt man Leuten wirklich nur ins Gesicht. Es sieht halt brutal aus, aber woanders gibt’s Kopfschüsse und das erscheint dann in Deutschland.
 
Etienne: Das war’s dann aber auch schon. Es gibt wirklich nicht so viele Spiele mit HipHop.
 
Simon: Ja, aber jetzt mal überspitzt gesagt: Ein Spiel, in dem du rumhängst und kiffst, ist jetzt vielleicht auch nicht das interessanteste Spiel. (Gelächter) Es ist ja jetzt nicht so, dass Rapper die Welt retten oder von A nach B fliegen, um da Missionen zu erledigen. Was machen die? Die gehen ins Studio und hängen daheim rum.
 
 
rap.de: Schön mal noch 'nen politischen Song schreiben.
 
Simon: Es gibt ja auch keinen… (lacht) Genau! Und den auch so zusammensetzen, unter Zeitdruck!
 
rap.de: Also… Was ich noch, äh, von Ivo fragen soll: Wie hat sich denn eure Unternehmensstruktur entwickelt? Jetzt, wo wir über organisierte Kriminalität sprechen.
 
Ivo: Da scheint sich doch relativ viel entwickelt zu haben. Vom redaktionellen "Ich hab Spaß am Spielen“ hin zu ´ner Entertainment-Firma
 
Etienne: Die Firma (Anm. d. Red.: Rocket Beans) haben wir jetzt im Oktober gegründet. Davor wurde das von Riesenbuhei für MTV produziert und jetzt produzieren wir das selbst. Klar, es war ein langer Weg von GIGA bis hierhin, wir machen das jetzt ja auch schon seit zehn, zwölf Jahren, und es wäre ja traurig, wenn es sich nicht auch weiterentwickeln würde. Man kann es aber auch umgekehrt sehen. Mit GIGA waren wir zwei Stunden am Tag im Kabelfernsehen und jetzt sind wir 15 Minuten im Pay-TV.
 
Simon: Und die teilen wir uns zu viert!
 
rap.de: Schlagt ihr euch manchmal deswegen?
 
Etienne: Ja. Deshalb bin ich so oft zu sehen.
 
Simon: Nee, also so ein bisschen manchmal. Heute zum Beispiel habe ich eine Mail bekommen: "Und den Zombie morgen, also Nils macht den nicht, aber Ede macht den.“ Da war ich direkt deprimiert. Ich freue mich auch, wenn ich den Zombie spiele!
 
Etienne: Das Blöde ist aber, dass man das bei dir nie weiß. Manchmal sagst du auch "Boah, kein Bock, mich wieder blöd zu verkleiden.“ Und dann sagen die Redakteure "Ach komm, das will der bestimmt nicht machen“, denken sich was anderes auch und dann will er es plötzlich doch machen.
 
Simon: Aber ich muss doch eh auf dich warten, wenn du als Zombie verkleidet bist, dann kann ich genauso gut auch den Zombie machen. Am Ende machen wir beide den Zombie. Ich quetsch‘ mich da noch so mit rein. Sonst langweile ich mich ja auch nur! Manchmal dauert das hier sechs Stunden und davon sitzt man die Hälfte nur rum.  Budi und ich waren mal bei Neo Paradise und Joko konnte das irgendwie auch nicht richtig verstehen. Der meinte "Warum habt ihr denn noch Leute geholt? Ihr habt doch eh schon so wenig Zeit, das ist doch völlig bescheuert!“ – also, so hat er das nicht gesagt, aber dass wir halt Leute geholt haben, die uns noch…
 
Etienne: Fame klauen, sag es ruhig!
 
Simon: Ich hätte jetzt gesagt "das Scheinwerferlicht stehlen“ und es ein bisschen poetischer ausgedrückt, aber "Fame klauen“ ist natürlich mehr ghetto. "Du klaust mir mein‘ Fame, ich klau dir dein Game!“ Kann ich jetzt rappen?
 
 
rap.de: Wow. (lacht) Das war jetzt schon SEHR fresh!
 
Simon: Wo war ich? Also, wir machen schon viel und wir können auch Leute gebrauchen. Der Plan ist eigentlich auch, zukünftig mehr zu machen als 15 Minuten die Woche, deshalb auch die Firma. Man denkt immer "15 Minuten, das ist doch keine Arbeit“, aber : Wir haben drei Redakteure, für die Sendung muss jeder einen Beitrag machen, dementsprechend drei Leute, die insgesamt drei Beiträge machen und das ist für die eineinhalb Wochen Arbeit. Manchmal machen wir auch Beiträge, manchmal sind wir nur vor der Kamera dabei, so ist es aber immer Mitarbeit und dann sind da schon fünf Leute am Arbeiten. Dann kommen noch Kameramänner und die Maske und so dazu und dann bist du schon bei 15. Dann müssen noch Leute die .de-Sachen  machen… Ganz am Anfang waren wir drei Leute und es ging trotzdem, obwohl die Sendung noch eine halbe Stunde lang war, aber da waren wir nach drei Folgen auch platt. Jetzt kann man normal leben und arbeiten.
 
Etienne: Die Sendung ist halt auch so aufwendig gemacht und das Problem ist, dass man nicht immer direkt sieht, wie viel Liebe da teilweise ins Detail geht. Jede Spielszene, die in der Sendung stattfindet, wurde von uns selber erspielt. Wir gehen nicht auf Youtube und laden das da runter, auch wenn das schon jemand durchgezockt hat, sondern von jedem Redakteur ist das selbst eingespielt. Wenn die Off-Stimme, in diesem Fall der Ingo, zum Beispiel sagt "Die Optik ist gut“, müsst ihr mal darauf achten, wie die Kamera direkt auf was Schönes schwenkt, wo der Redakteur sich dann natürlich im Spiel auch dementsprechend hinstellen und die Perspektive schwenken musste. Das sind solche Kleinigkeiten.
Dann die Animationen, die Grafiken, jede Mini-Maz, also die Filmeinspieler zum Beispiel – wenn das alles so auf 15 Minuten zusammengeklatscht in’s Hirn geht, sieht das immer so supereasy und locker aus, aber da steckt tatsächlich viel Arbeit drin. Wir werden ja oft dafür gelobt, dass Game One so lustig ist und schon seit fünf Jahren immer wieder neue Gags hat, aber das ist halt auch nicht so einfach, immer was Lustiges zu machen. Man darf sich nicht wiederholen, man darf keine Sachen machen, die schon jemand anderes gemacht hat und das in Zeiten des Internets, wo es tausend lustige Videos gibt und jede Idee schon mal da war. Dann haben wir auch nur ein kleines Budget, so einen kleinen Rahmen, in dem wir uns bewegen können… Wir können uns zum Beispiel keine fetten Kostüme leisten, das muss dann immer gebastelt werden.
 
Simon: Alleine die Leute, die die Requisiten und den Shizzle machen. Das sind mit Praktikanten drei Leute. Heute ist Donnerstag und wenn wir jetzt zum Beispiel für morgen noch was brauchen – also, diesen Joystick, den ihr da hinten vielleicht seht, den hat auch jemand in einem Tag gebaut. Das ist in Wirklichkeit eine Lampe, wo oben halt diese angemalte Kugel aus Styropor drauf ist, unten noch zwei Knöpfe dran geklebt, und da sitzen dann wirklich zwei Leute einen Tag dran, damit man das am Schluss mal kurz benutzen kann.
 
Etienne: Dann haben wir noch die Website. Es gibt so viele Gaming-Websiten und wir wollten halt was anderes machen. Es bringt nichts eine Seite zu machen, die die neuesten News hat. Davon gibt es schon zweitausend Seiten. Das muss im Stil von Game One sein, es soll aber irgendwie auch ein Zusatz sein, damit die Leute, die sowieso schon auf tausend Gaming-Seiten unterwegs sind, trotzdem einmal am Tag auf Game One gehen und gucken, was die Jungs am Start haben. Es war auch megaschwierig, das so zum Laufen zu kriegen, dass die Leute das akzeptieren, weil die Gamer ähnlich wie die Rapper ein sehr spezielles Völkchen sind. Da darf man sich nicht viel erlauben. Das sind halt Nerds. Wenn du irgendeinen Fehler machst, irgendwas falsch sagst oder irgendwas einen Tag zu spät kommt, kriegst du das dein Leben lang vorgehalten.