Sind durch die Partys noch mehr Kontakte entstanden?
Gizem: Wir bekommen mittlerweile recht viele Anfragen, aber wir sind vorsichtig. Wir haben keinen Bock, den Namen von jemandem politisch reinzuwaschen, wenn sie uns buchen. Aber das können wir gut differenzieren. Von der Veranstalterin eines Berliner Clubs ist zum Beispiel der Anspruch, dass 50-50 Frauen und Männer auflegen. Der Trend geht immer mehr und mehr in den Mainstream. Wir wollen uns mit Akteurinnen in dieser Szene vernetzen und uns nicht gegenseitig das Publikum klauen, sondern eine Plattform bilden. Mag cheesy klingen: Aber Girlpower!
Aber kann es bei dem Aktivismus nicht auch zu einer Art Männer-Shaming kommen?
Gizem: Wir stellen zwar Frauen, Trans, Queers und Non-Binäre in den Vordergrund beim Auflegen, aber jeder Mann, der damit cool ist, ist herzlich eingeladen mitzufeiern! Wir haben auch durch unsere eigenen Identitäten einen Fokus auf People of Color, denn es gibt ja genug Spaces, wo PoC nicht auf Partys gelassen werden. Trotzdem sind wir weder Anti-Mann, noch Anti-weiß.
Wo soll es mit den Partys hingehen und steht schon das Line Up für die nächste Party?
Lucia: Das letzte Mal war schon das Best-Case-Szenario, es war unglaublich herzlich. Wenn es genauso wird, sind wir zufrieden.
Gizem: Das Line Up steht zu 95 Prozent. Die nächste Veranstaltung findet im Rahmen des Black Lives Matter Monats statt. Mit der Community kooperieren wir und setzen auf der nächsten Party den Fokus auf Schwarze Künstlerinnen. Wir haben auch eine Live-Performerin, eine Rapperin, aber den Namen verraten wir noch nicht! Black Lives Matter haben dann am nächsten Tag ihre Demo und Soli-Party.
Lucia: Wir wollen auch unsere politische Position klarmachen. Wir stehen hinter Black Lives Matter. Rassismus findet ja nicht nur in den USA statt.
Glaubt ihr, dass mit den Generationsveränderungen irgendwann mehr Toleranz einhergeht?
Gizem: Toleranz finde ich ein schwieriges Wort, da damit immer einhergeht, dass eine Partei die Erhabenere ist, die in der Position ist eine andere, unterlegene, zu tolerieren oder eben nicht. Es wird ja immer so getan, als ob Gangsterrap immer das Schlimmste ist, was uns passieren konnte. Nur deswegen gibt es Gewalt, nur deswegen gibt es Sexismus. Das ist aber eine Projektion gesellschaftlicher Machtverhältnisse. Hip Hop entstand ja nicht im luftleeren Raum, sondern ist menschengemacht. Und Menschen wachsen in einer patriarchalen Gesellschaft auf, in der Männer mit mehr Machtressourcen ausgestattet sind als Frauen. Dieses Machtverhältnis spiegelt sich auch in der Musik wider, sei es in Texten oder auch in der Art und Weise, wie die gesamte Szene funktioniert. Ich bin zuversichtlich, dass vor allem auch soziale Netzwerke und neue Medien einen Beitrag dazu leisten können, Menschen für diese Problematik zu sensibilisieren. Und wir können mit Hoe__mies dazu beitragen, indem wir z.B. die Reichweite jener Künstlerinnen vergrößern, die nicht nur gute Musik machen, sondern auch noch vertretbare Inhalte darin verpacken.
Was wünscht ihr euch für die Zukunft?
Gizem & Lucia: Wir würden uns wünschen, dass Frauen und genderqueere Personen ganz selbstverständlich in der Hip Hop Szene mitmischen, ohne dafür Shit abzukriegen. Die Qualität der Arbeit von DJs, Rapperinnen, Produzentinnen etc. sollte nicht in Abhängigkeit vom Geschlecht beurteilt werden. Wir brauchen mehr Repräsentation unterschiedlicher Realitäten. Das sind wir unseren 13-jährigen Ichs schuldig. Wir hoffen, dass Hoe__mies ein Bewusstsein dafür schaffen kann.