Interview mit Die Kraszesten: Ganz unkomplizierten Spaß miteinander haben

Vorhin kam es schon zu Verwirrung, welcher Track auf „Alexander Marcus“ welcher ist. Was hat es mit dem Zahlengimmick in euren Tracklists auf sich? 

Marcus: Das ist auf Doz‘ Mist gewachsen. Bei dem jetzigen Album ist das immer die Uhrzeit, wann wir die Aufnahmen zu den Tracks gestartet haben. Das verwirrt uns selbst aber auch komplett. Auf dem vorherigen Tape war es die Minutenzahl, der originalen Instrumentals.

Alexander: Ja, das ist auf jeden Fall bescheuert, weil man die Songs nicht versprachlichen kann oder bei Auftritten oft durcheinander kommt. Aber im Endeffekt, zeigt das nur…

Marcus: … dass unsere Tracks universell sind, weil wir keinen Titel haben, die die Tracks in irgendeinen Kontext einrahmen. Dadurch, dass es nur ’ne Zahl ist, sind die Songs freier zu interpretieren und nicht schon durch einen Namen in eine bestimmte Stimmung gezwängt. Gefühltes rohes Werkstück.

Ist schon häufiger der Fall, dass, wenn man sich Tracklists deutscher Rapper anguckt, es so wirkt, als wären die Titelnamen nach Schablonen eingetragen.

Marcus: Meistens nimmt man halt eine markante Line, aber so etwas wie einen Song, der „Liebe“ oder „Leben“ heißt, wird es bei uns nicht geben. Tracknamen sind im Endeffekt auch eh überbewertet.

Alexander: Das unterstreiche ich.

Außerdem ist es dadurch auch relativ schwer von eurem Album einzelne Tracks raus zu picken und denen ein konkretes Thema zuzuordnen, sondern es steht eher als Gesamtwerk. Seht ihr das auch so?

Marcus: Ja, auf jeden Fall, das ist ein cooler Effekt. Wer hört sich in Zeiten von digitalen Playlists noch ganze Alben an?

Die T9-Platten sind jeweils in einzelnen Sessions, abseits eures eigentlichen Umfelds entstanden, die letzte auf Teneriffa. Bei eurer Platte habt ihr euch auch noch mal für eine Woche im Studio eingeschlossen, oder? Wie wichtig ist es für euch, sich für die Musik vom Alltag abzukoppeln?

Alexander: Im Endeffekt gründet die Arbeitsweise mit Jakob (Torky Tork) auf den Kraszestensessions. Dass wir uns einfach für paar Tage einschließen und konsequent Mukke machen. Für mich ist das die beste und reinste Arbeitsweise. Mit T9 haben wir das dann weitergeführt. So entsteht ein Album am Stück und klingt nicht zusammengewürfelt. Wenn, dann richtig.

Ich finde, das hört man bei eurem Album raus, dass thematisch und vom Sound ein roter Faden existiert und eben keine vorgeschriebenen Konzeptsongs.

Alexander: Viele Leute machen sich über solche Sachen auch einfach viel zu viele Gedanken.

Marcus: Denke ich auch. Eine Platte entsteht einfach freier, wenn man erstmal Song um Song macht und dann guckt, was zusammen passt. Dann kann man sieben und Tracks oder wacke Features wegschmeißen. (Lacht gehässig)

Euer beider Rapstil ist ja eindeutig sehr Reimpattern- und Reimketten-lastig.  Wenn ihr eine Platte am Stück produziert und aufnehmt, habt ihr dann schon einige Texte oder Reimpattern vorgeschrieben oder im Kopf, oder entsteht die alle im Prozess?

Alexander: Wir nennen uns ja auch nicht umsonst Die Kraszesten.

Marcus: Es ist ein bisschen ein Sport, auch zwischen uns. Klar hat man mal schon einen 4er im Kopf, der dann passt, aber generell, so auf dem Handy Texte vorschreiben, schon mal gar nicht. Die Songs sollen aus einem gemeinsamen Vibe entstehen. Zwei Freunde, die ganz unkomplizierten Spaß mit einander haben.

Alexander: Pro Homo.

Top, damit steht die Überschrift des Interviews.

Marcus: Das wäre super (lacht).

Marcus, du bist ja hauptsächlich für die Beats zuständig. Sind die als Skizze schon vorher arrangiert und schreiben tut ihr dann zusammen, oder passiert das parallel zueinander?

Marcus: Bei den ganzen letzten Projekten hatte ich produktiontstechnisch die Zügel in der Hand, bei den Kraszesten habe ich immer nur die Anfangsskizzen dabei, aber weil Alex auch so ein musikalischer Typ ist, haben wir dieses mal sehr viele Beats zusammen gemacht.

Alexander: Wobei du schon die führende Hand hattest. Aber wir haben das alles von oben bis unten zusammen gemacht.

Marcus: Wir sind, was Beats angeht, auch einfach auf der selben Wellenlänge und wissen, wie sich das anhören muss.

Alexander: Du bist aber schon der bessere Produzent .

Marcus: Aber auch nur weil du zu faul bist (lacht).

Alexander: Ich sehe mich auch einfach nicht so als Produzent.