Wenn man sich die aktuelle EP „4“ von der Wi$ Gang anhört, kommt wohl erstmal die Frage auf: Wie lange haben die dafür gebraucht, ’ne Stunde? So ging es mir jedenfalls. Aber es muss ja immer irgendeinen Grund haben, Musik rauszubringen. Und wichtiger, als Musik für den Verkauf und für die Masse maß zu schneidern, kann auch sein, Musik einfach zu machen, weil es einem Spaß macht. Wenn es dann noch eine Zuhörerschaft findet, umso besser. Aber besonders bei solchen Tapes, die aus reiner Freude am Musizieren entstanden sind, gibt es oftmals die ein oder andere Hintergrundgeschichte zu erzählen. So auch bei eben dieser EP der Wi$ Gang.
Der erste Track heißt „Opel“, stellt damit also das Intro dar und gleichzeitig bezeichnet es auch den Ort, an dem der Track entstanden ist: im Opel. Liker Scurr, der als Feature zu hören ist und dem man den Wahnsinn schon anhört, fing, im Opel sitzend, einfach an auf einen Track auszurasten und über Donald Trump zu rappen. Dies diente wohl allerdings eher zur Abschreckung von Leuten, die ihre Musik eh nicht richtig fühlen (wenn das nicht schon die übersteuerte Hook übernommen hat – aber Autotune als Stilmittel wurde anfangs ja auch belächelt), als das hinter den Jungs wirklich Trump-Supporter stecken. Aber das Donald Trump gewählt werden soll, ist in dem Track eh nur „eine versteckte messaaaaaaage“.
Nachdem die Opelfahrt dann vorbei war, wurde „Liker in Berlin“ aufgenommen. Nicht mehr im Auto, sondern jetzt im Park. Das ganze soll den Oldswag vermitteln: Chillen, Drogen & Frauen – das alles mit Liker in Berlin, eben.
Als es dann zur Produktion von „Pretty Goody“ kam, waren alle gut drauf, was man dem Track definitiv anhört. Denn auch vermeintlich trashige Songs können Ohrwürmer und Sonnenschein (wie auf dem Cover der EP verbildlicht) verursachen. Dazu wesentlich beigetragen hat wohl aber auch das Jason Derulo-Instrumental. Die Beatauswahl erfolgte auch mehr zufällig als durchdacht, je nach dem was sich auf dem Laptop von Sweet Matze befand und was in dem Moment gerade am besten gefallen hat. Der Park war hier allerdings nicht der einzige Aufnahmeort. Das Café Arnim im Prenzlauer Berg wurde zum historischen Platz, indem dort Kiosks Part des Tracks entstand. Lila Taubsi hingegen brachte den Opel als Produktionsort zurück und lieferte dort seinen Part ab.
Während der Produktion vom Outro, „Noch 1 Berg“, war es mittlerweile dunkel und der Wi$ Gang immer noch gut zu Mute, Sweet Matze allerdings etwas zu sehr – er ist auf dem Track akustisch nämlich schon nicht mehr anwesend. „Wir haben den Himmel angeschaut und Wolkenrap gemacht“ – das beschreibt den Track wohl am besten. Und da die Jungs eben nur mit Apple-Kopfhörern aufgenommenen Realtalk betreiben, wird auch das Flugzeug erwähnt, was vorbeifliegt. Oder die Wespe, die nervt. Oder ignorante Fahrradfahrer. Aber nicht nur die Umgebung hat sie in ihrem musikalischen Schaffen beeinflusst, sondern auch die Musik anderer. So war Liker also vom vorherigen K. Ronaldo Hören inspiriert.
Kurz gesagt: Mit „4“ handelt es sich um eine EP, in die weder viel Zeit noch Arbeit gesteckt wurde, aber dafür sehr viel Spaß. Wer jetzt aber Interesse an weniger trashiger Musik von der Wi$ Gang bekommen hat, dem sei beispielsweise die „3“-EP von Kiosk oder „Kleiner 3“ von selbigen gemeinsam mit Qriffin von der Nugod Cloud oder auch die Berg Money Gang-Samplerreihe „Für die Gang und so“, auf der alle drei Mitglieder vertreten sind, ans Herz gelegt.