„Hab keinen Bock über die alten Beats zu quatschen“, antwortet MecsTreem auf die Anfrage, ob er für unser Format Producer’s Mind über drei eigene Produktionen reden möchte. Stattdessen lädt das Berliner Urgestein in sein Studio in Marzahn ein. Von außen betrachtet deutet wenig darauf hin, dass in diesem Ostberliner Plattenbau Beats für Karate Andi, MC Bomber oder den Plusmacher entstehen. Auch der eigene Proberaum ist auf die Essenz reduziert: Zwei Sessel, ein Schreibtisch samt Laptop und Equipment, KRK-Boxen, ein kleines Regal und ein Kühlschrank voller Bier. Nur ein paar Räume weiter probt eine Band: „Wenn andere Gruppen hier spielen muss ich die Boxen komplett aufdrehen. Dann gehe ich immer mit einem halben Hörsturz nach Hause“.
Zuletzt konnte MecsTreem mit seiner Instrumental LP „Works“ und der MC Bomber-Kollabo EP „Storch oder Affe“ auf sich aufmerksam machen. Für uns gibt’s heute jedoch keinen BoomBap oder knisternde Samples, sondern Trap mit 808-Kicks und EDM-angehauchten Synthies. „Trap oder BoomBap, komplett egal. Ich würde auch Punk machen, wenn ich das könnte. Ich hab hier irgendwo sogar noch ein ganzes Drum&Bass-Album rumliegen“, sagt der der bekennende BVB-Fan, bevor er im Anschluss einen Satz sagt, den man an diesem Vormittag noch öfter hören sollte: „Man muss einfach machen. Einfach machen“. Und MecsTreem macht. Auf der Machine wird das Drumgerüst eingespielt, bestehend aus zwei Snares und einer Drumroll: „Das macht man doch so bei den Trap-Beats, oder?“. Es folgen die Synthies und melodischen Elemente. Der Produzent denkt nicht lange nach, sondern spielt einfach drauf los. Dabei entsteht ein clubtauglicher Beat, der von kurzen, prägnanten Sounds lebt. „Ist schon fast ein wenig Großraumdisko-mäßig. Aber diese billig-Melodien bleiben auf jeden Fall drin“, sagt MecsTreem während des Produktionsprozesses. Bei der Arbeit wirkt der Tour-DJ von Karate Andi fokussiert und routiniert. Keine lange Suche nach Sounds, keine technischen Probleme: „Nach den Jahren weißt du auch einfach welche Sounds du willst und woher du sie kriegst. Dit geht dann ratzifatzi“. Mittlerweile ist es halb eins mittags, das erste Bier ist geöffnet und der Beat so gut wie fertig.
Während der Arbeit schweifen die Gesprächsthemen immer wieder ab. Es geht um Gott und die Welt, Fußball und natürlich um Musik. Angesprochen auf eine Traumkollaboration sagt MecsTreem: „Ist mir eigentlich egal. Ob Nas oder Horst aus dem dritten Stock, Hauptsache der kann was und macht geile Musik. Und wenn er geil Tuba spielen kann, soll er herkommen und geil Tuba spielen“. Kurz danach fallen ihm doch noch zwei Künstler ein, mit denen er gerne arbeiten würde: „Ich würde lieber mal mit einer richtigen Band abhängen und zum Beispiel Rammstein dabei zugucken, wie die einen Song machen. Das wär doch mal krass. Oder Semino Rossi. Das ist so ein Schlager-Volksmusik-Spast. Der macht richtige Müll-Musik, aber irgendwie kaufen es tausende Leute. Genau wie Andrea Berg. Die ist nach 48 Stunden in drei Ländern Gold gegangen. Das ist anspruchslose Scheiße, aber ich würde einfach gerne mal wissen, wie die das machen“.
Dann wird wieder gearbeitet, Arrangement und Sounddesign stehen an: „Ich würde es gerne noch ein wenig wärmer machen, mit mehr Mitten. Die Kick und der Bass sind dann nicht mehr so super getrennt“. Zwei Minuten später: „Ah ne, irgendwie wird dann die Kick total verschluckt, ist doch nicht so schön“. Alltag. Beim Intro des Instrumentals wird dann noch etwas gesammelte Inspiration in die Tat umgsetzt: „Was ich bei Morten richtig geil finde, sind diese Low-Fi-Filter. Die lassen die Drums so schön in den Hintergrund rücken, aber die haben trotzdem noch Power“. Viel mehr passiert nicht in der Post-Produktion: „Perfektionismus habe ich mir abgewöhnt. Wenn es cool klingt, klingt es cool“. Am Ende steht ein Beat, der für den oberflächlichen MecsTreem-Hörer untypisch daher kommen dürfte und gerade deshalb typisch MecsTreem ist. Der Ingenieur für Agrarfahrzeuge (True Story) hat nämlich überhaupt keinen Bock auf Grenzen oder musikalische Schubladen.
Dass er sich trotzdem reichlich Gedanken über Musik macht, liegt dennoch auf der Hand. Oder warum sagt man sonst Sätze wie: „Agatha Christie hat so viele Romane verkauft, weil sie die Sprache vom einfachen Volk gesprochen hat. Sie hat zum Beispiel immer in den Dialogen geschrieben: ‚Er sagte, sie sagte‘. ‚Sagte‘! Einfach nur dieses Wort. Kein: ‚Er hat erwidert‘ oder so. Daher kommt der Erfolg. Ich denke, auch wenn das ein sehr Hochtrabbender Vergleich ist, dass daher der Erfolg der Schlagermusik kommt. Weil jeder Songwriter schreibt solche Texte in fünf Minuten“. Word.