Stereo MC’s

Rob und Nick, besser bekannt als die Stereo MCs wirken sehr locker und entspannt, als sie anlässlich der Popkomm in Berlin im Postbahnhof sitzen und ein Interview nach dem anderen geben. Das sah vor gut zwei Jahren beim letzten Interview mit dem Duo aus London noch ein wenig anders aus. Da waren sie unterwegs, um ein „Best Of“-Album zu promoten, von dem sie selbst nicht besonders überzeugt waren. Das Konzept einer solchen Compilation liegt den beiden nicht, aber das Label wollte es so. Das war letztlich auch nur eines von vielen Problemen, welche die Stereo MCs mit ihrem Label hatten. Die Musik trat in den Hintergrund, wie Nick beteuerte: „Ja, das war einfach eine Zeit, wo viele Dinge nicht so liefen, wie wir uns das gedacht haben oder wie wir es gerne gehabt hätten. Wir haben eigentlich alles unternommen, um von unserem damaligen Label, Universal, los zu kommen. Sie wollten uns aber nicht droppen, erst unser neuer Manager hat es geschafft, uns dort los zu bekommen. Seitdem fühlen wir uns ein ganzes Stück besser.“

Und zwar so gut, dass wir uns, als ich endlich an der Reihe war, erst mal über den bevorstehenden Auftakt der Fußball Championsleague unterhielten und beide enttäuscht waren, dass es keinen Fernseher in der Nähe gab. Aber auch das war nicht wirklich dramatisch. Die beiden schienen zwar ein wenig müde, aber dennoch mit sich zufrieden zu sein.

rap.de: Nach dem ganzen Stress hat man den Eindruck, dass ihr euch jetzt fast wie im Paradies fühlt, oder? („Paradise“ ist der Titel des neuen Albums)
Nick: Es ist einfach eine Befreiung, nicht mehr mit diesem ganzen Scheiß belastet zu sein. Das hatte ja auch alles längst nichts mehr mit Musik zu tun. Jetzt geht es wieder um Musik, wir können endlich alles wieder fließen lassen und in Ruhe arbeiten.

(Rob klimpert mit seinen Ringen)
rap.de: Rob, ich sehe du hast immer noch diverse Ringe an den Fingern. Allerdings möchte ich meinen, dass es weniger geworden sind. Wie konnte das passieren? Für mich warst du der echte „Lord of the Ring(s)“, lange bevor der Film rauskam.
(lachen)
Rob: Ja, ich hatte tatsächlich einige mehr. Aber zum Einen hat das die Leute immer irritiert, weil ich andauernd damit rumgeklimpert habe.

rap.de: Ernsthaft? Du klimperst doch immer noch.
Rob: Ja ein wenig, aber meistens nur noch privat. (lacht) Im Ernst: Der Grund, warum ich weniger Ringe trage, ist ganz einfach, ich habe Kinder und wenn ich mit ihnen spiele, muss ich immer aufpassen, dass ich sie nicht mit den Ringen verletze. Deshalb hab ich jetzt ein paar weniger dran.

rap.de: Heute Abend dürfen wir ja wieder eine der berüchtigten Stereo MCs Liveshows sehen. Ihr habt ja auch zu Recht einen sehr guten Ruf als Livekünstler…
Nick: Danke.

rap.de: Mit den Jahren hat sich in der Musikbranche ja zweifelsfrei eine Menge verändert. Es sind auch neue Medien verstärkt aufgekommen, Internet, MP3 usw. Also die herkömmlichen Tonträger verlieren ein wenig an Wert. Aber Liveperformances scheint das alles gar nichts anhaben zu können. Livemusik ist vielleicht sogar noch wichtiger geworden in den letzten Jahren. Wie seht ihr diese Entwicklung?
Nick: Ich sehe es auch so, dass Liveshows noch wichtiger geworden sind, während z.B. CD-Verkäufe rückläufig sind. Allerdings glaube ich nicht so sehr, dass die Leute mehr Livemusik sehen wollen, weil sie z.B. Musik aus dem Internet runterladen. Eher, weil sie die Schnauze voll haben von den Medien und vor allem den Majorlabels, die versuchen, ihnen zu erzählen, was sie zu hören haben. Es ist doch so, wenn ich mir England anschaue, da gibt es an die acht TV-Kanäle, die so sind wie MTV. Und Kids, die die gleichen Songs immer und immer wieder hören, mehrmals am Tag. Die gehen seltener los, um sich die CD zu kaufen. Ich glaube, dass die Majorlabels genau hier den großen Fehler machen. Die denken, dass das übermäßige Vermarkten und das Platzieren von Songs im TV in „heavy rotation“ den Verkauf ankurbeln. Doch es passiert genau das Gegenteil. Wenn du einen Song schon 1000 Mal gehört hast, bevor er überhaupt in die Läden kommt, dann willst du den gar nicht mehr kaufen. Du hörst ihn zuhause, wann immer du willst. Wenn der oder die Künstler aber auf Tour gehen, ist das ein ganz anderer Anreiz.

rap.de: In letzter Zeit gab es einige Grimeshows in Berlin. Eine Musik, die meiner Meinung nach auch von ihrer Energie lebt, die live auf der Bühne erzeugt wird. Wie steht ihr eigentlich zu dieser Musik?  Es hat sich ja gezeigt, dass das ganze mehr als nur ein kurzer Hype ist.
Nick: Das ist eine interessante Sache, die sich da aus dem englischen HipHop entwickelt hat.

rap.de: Ist es wirklich schwerpunktmäßig aus der HipHop-Szene? Die meisten MCs fühlen sich doch eher der UK Garage oder Rave-Szene zugehörig.
Nick: Ich glaube trotzdem, dass eine Menge aus dem HipHop kommt. Schau dir Dizzy Rascal an, er ist auf jeden Fall ein britischer HipHop Act.
Rob: Guck dir die englischen Rapper der späten 80er und frühen 90er Jahre an. Die waren stark durch die Reggae-Soundsystems beeinflusst. Ich denke, es ist einfach so, dass die britischen MCs die Möglichkeit nutzen, ihre Skillz in den Clubs zu zeigen. Dazu nutzen sie den Sound, der gerade angesagt ist. Wenn sich der Clubsound ändert, gehen die MCs mit. Sie nutzen die ganze Bandbreite der Clubmusik aus. Die Garage-Szene war in den letzten Jahren absolut dominierend in den englischen Clubs, so dass auch die MCs voll auf Garage eingestiegen sind und über diese Beats gerappt haben.
 
Das Verrückte ist ja, zumindest in England: Wenn du als DJ in einem Club auflegst, wirst du feststellen, dass MCs viel krasser am Mic abgehen, wenn du richtige Uptempo Beats spielst, als wenn HipHop Beats laufen. Erst wenn der Sound so richtig schnell ist und nach vorne abgeht, springen die MCs ans Mic und nutzen diese musikalische Energie für ihren Rap. Das finde ich großartig. Die Jungs sind alle noch ziemlich jung und voller Energie, dabei ist eine Vielzahl an Varianten entstanden, was die Sache noch spannender macht.

Die zurzeit besten Clubs in London sind meiner Meinung nach die, wo man freien Eintritt hat. Dort versammelt sich ein sehr offenes Publikum, das auf verschiedene Musik abfährt und wo es richtig rund geht. Die Clubs, die sich mehr auf R´n´B oder Garage beziehen, kosten Geld, es gibt einen Dresscode und Leute werden abgewiesen, weil den Türstehern ihr Gesicht nicht passt und all so `n Zeug. Das geht einfach mal gar nicht klar. Ich mag Clubs, wo jeder reinkommt, wo eine gute Auswahl an Musik läuft, von Drum `n` Bass bis zu HipHop, wo es richtig abgeht. So müssen die Clubs sein, wenn du verstehst, was ich meine.

An dieser Stelle musste das Interview leider kurzfristig abgebrochen werden, da ich doch nicht der letzte Interviewer an diesem Abend war, sondern ein Fernsehsender, der nun unbedingt noch ein „On-Air“-Bericht machen wollte. Das war natürlich hart, so aus dem Flow rausgerissen zu werden, und so war nur zu hoffen, dass sich der Schwung von selbst wieder einstellte, als ich Nick eine Woche später in ihrem Londoner Studio anrief.

rap.de: So, da bin ich wieder. Super, dass es noch geklappt hat.
Nick: Ja, früher ging es leider nicht, wir hatten ne ganze Menge zu tun.

rap.de: Und habt Spaß dabei, wie ihr formuliert.
Nick: Auf jeden Fall. Wir arbeiten gerade an einigen neuen Sachen und ein paar Remixen, sammeln und sichten Material und solche Sachen.

rap.de:
Wie kann man sich das Studio vorstellen? Ist es für euch eine Art zweites Zuhause? Habt ihr einen Raum, um zu chillen, ne Küche, Schlafzimmer und so was?
Nick: Als wir damals anfingen, hatten wir unser ganzes Equipment im eigenen Wohnzimmer stehen und haben somit nur zuhause gearbeitet. Aber, als wir mit der Zeit Erfolge hatten, ergab sich natürlich auch die Chance, ein Studio zu mieten. Allerdings war das für uns beide mit der Zeit anstrengend, dort immer hinzufahren, jeder von seiner Wohnung aus. Da ging einfach eine Menge Zeit bei drauf. Das hat uns einigermaßen abgefuckt und uns einiges an Energien gekostet. Vor fünf oder sechs Jahren haben wir dann dieses Haus in Brixton gefunden und es gekauft. Hier haben wir dann unser Studio gebaut. Die Grundidee dieser Sache ist, dass es einfach viel mehr als nur ein Studio ist. Wir können hier jeden Tag herkommen und arbeiten oder einfach nur abhängen, es ist wie eine Zweitwohnung.

rap.de:
Also schon mit Küche…
Nick: …Bad, einem Raum zum Fußballgucken, ein Zimmer mit Turntables usw. Es ist für alles gesorgt.

rap.de:
So so, habt ihr also auch eine Putzkraft?
Nick: (lacht) Nein, das machen wir auf jeden Fall noch selbst. Wir mögen es nicht, wenn fremde Leute an unserem Equipment rumfummeln.

rap.de: Kommen wir mal auf das neue Werk „Paradise“ zu sprechen. Wie lief der Produktionsprozess ab? War von vornherein klar, wie es klingen sollte, oder seid ihr erst mal in irgendeine Richtung gestartet und habt den Kurs dann korrigiert?
Nick: Nein, eigentlich waren wir uns schon bewusst, wo es hingehen sollte. Unser Management hat uns auch sehr gut dabei unterstützt, auch bei der Arbeit mit einigen Gastmusikern. Nach dem ganzen Labelstress waren wir froh, endlich mal wieder konzentriert an einer Sache arbeiten zu können. Insofern hat sich die Platte recht schnell entwickelt. Das war sehr wichtig für uns und hat uns neues Selbstvertrauen gegeben.

rap.de: Du erwähnst euren neuen Manager. Er scheint eine sehr wichtige Rolle zu spielen und großen Anteil daran zu haben, dass ihr euch endlich wieder auf die Musik konzentrieren könnt?
Nick: Er hat auf jeden Fall seinen Anteil daran. Ich muss aber auch sagen, dass wir vor ihm viele Jahre mit unserem alten Manager zusammengearbeitet haben und uns auch super verstanden haben. Irgendwann kamen wir dann leider an einen Punkt, wo wir das Gefühl hatten, das etwas nicht mehr stimmte. Wie bei einer alten Ehe, in der man jahrelang perfekt zusammengespielt hat und plötzlich bemerkt, dass einen der andere betrügt. Da war die Zusammenarbeit dann vorbei, das war schon ziemlich deprimierend. Mit unserem neuen Manager ist aber auch gleich ein ganz neuer Schwung reingekommen. Er ist ein absolut positiv denkender Mensch und hat diese Grundstimmung auch auf uns übertragen. Es ist aber nicht so, dass er unsere Musik mitbestimmt oder Richtungen vorgibt. Es ist für uns einfach wichtig, ein gutes Team zu haben, wo jeder die bestmögliche Arbeit macht. Dann läuft die Sache auch rund.

rap.de: Das Cover von „Paradise“ zeigt eine Straßenecke, mit Personen aus den verschiedensten Kulturen. Hat das Cover etwas mit dem Titel zu tun? Ist der Zusammenhang von Titel und Coverartwork vielleicht ironisch gemeint und weist auf die Probleme einer multikulturellen Gesellschaft hin. Oder ist das einfach ein Ausdruck eures Umfeldes in Brixton, wo das Studio ist?
Nick: Also das Cover ist auf gar keinen Fall ironisch gemeint oder so etwas. Im Gegenteil, uns gefällt es hier (London-Brixton) ausgesprochen gut. Wir leben gerne hier und das Bild auf dem Cover zeigt genau die Ecke hier an unserem Studio, mit den verschiedenen kleinen Läden, manche sind mit Soundsystems ausgerüstet, und den Leuten, die hier leben. Wie sind seit 15 Jahren in diesem Stadtteil und hatten noch nie Stress mit irgendwem. Es kommt ja auch darauf an, wie du dich selber darstellst. Wir kennen hier viele Leute und haben viele Freundschaften geschlossen in den Jahren. Arschlöcher gibt es immer mal wieder, aber die können dir ja auch an jedem andern Ort dieser Welt begegnen.

rap.de: Wie wahr.
Nick: Sicher gibt es auch ein paar Probleme, aber das sind sicherlich genau die gleichen wie in vielen anderen Städten dieser Welt.

rap.de: Hast du eigentlich das Gefühl, dass die Terroranschläge und die Art und Weise, wie die Medien und die Politiker Angst und Vorurteile gegenüber gewissen Personengruppen schüren, das Klima in London verändert haben?
Nick: Ich bin mir sicher, dass einige Leute durch die Art der Berichterstattung paranoid geworden sind. Wenn man sich anschaut, wie die Zeitungen in England darüber geschrieben haben, ist klar, dass einige Leute in jeder Person mit dunklen Haaren einen potentiellen Terroristen sehen. Das ist wirklich schlimm. Glücklicherweise gibt es aber auch sehr viele Menschen, die diese Panikmache durchschauen und das Spiel nicht mitspielen. Es kann nicht sein, dass Menschen, die einer Religion angehören, einfach über einen Kamm geschert werden. Wie kann eine Regierung wie die der USA oder die Englands, die Kriege führen im Namen von Gott, dem christlichen Gott, sich hinstellen und behaupten, alle Muslime sind potentielle Terroristen und Fanatiker. Da stimmt doch was nicht.

rap.de: Leider passiert es ja auch nicht nur in der Politik, dass Menschen abgestempelt und in eine Schublade gesteckt werden. In der Musikindustrie geht es zwar nicht um Terrorismus, aber wenn man sich mal die ganzen Musikvideos ansieht, ist es ja auch erschreckend, was für ein falsches Bild von bestimmten Personengruppen dort suggeriert wird.
Nick: Mann, diese Konzepte der Musikindustrie regen mich echt auf. Ich meine, ich bin wirklich ein großer HipHop-Fan und ich mag auch schöne Frauen. Auch in Videos. Aber die Art und Weise, wie das ganze „HipHop Honey“ Business dargestellt wird, ist schon beängstigend. Ich muss da auch an meine Tochter denken. Sie ist noch zu jung, um so über den Dingen zu stehen, dass sie erkennt, was da gespielt wird. Sie sieht diese Videos und sagt zu mir, dass sie eine HipHop-Hoe werden möchte oder einer der Pooltänzerinnen.
Da steht eine multimillionenschwere Industrie dahinter, die dieses Image an 10 bis 15jährige Mädchen verkauft. Ich meine, ich bin jemand, der an Redefreiheit und auch die Freiheit des künstlerischen Ausdrucks glaubt und beides auch verteidigt. Aber diese Sache ist einfach unverantwortlich, wenn Kids, die noch nicht wissen, wie sie mit solchen Dingen umgehen sollen, täglich so eine Scheiße im TV zu sehen bekommen. Die glauben, das Leben ist wirklich so.

rap.de: Zurück zu eurer Musik. In dem Song „The Fear“ featured ihr Stephanie McKay. Der Songs hat einen deutlichen Blueseinschlag, so wie man es von euch vorher noch nicht gehört hat. Wie kamt ihr darauf und wart ihr, vielleicht zur Inspiration, mal in New Orleans? Vor der Flutkatastrophe?
Nick: Wir waren leider noch nie in New Orleans. Wir haben zwar schon öfter in der Nähe gespielt, aber noch nie direkt in New Orleans. Aber ich bin schon seit Jahren ein großer Blues Fan. Gerade vor ein paar Tagen habe ich diese grandiose Sängerin im Fernsehen gesehen. Odessa Harris heißt sie. Ich hab mir gleich einige Tracks besorgt, sie hat eine großartige und ungewöhnliche Stimme.

rap.de: Wie habt ihr Stephanie McKay kennen gelernt?
Nick: Wir mochten schon seit längerem einige ihrer Songs, die sie auf ihrem Album hatte. Als wir dann diesen fast fertigen Song hatten, dem aber noch der Gesang fehlte, kam uns Stephanie in den Sinn. Wir mochten ihre Stimme und waren der Ansicht, dass sie super zu diesem Song passen würde. Sie hat dann dieses Lied geschrieben und ist während ihrer Tour zu uns ins Studio gekommen, wo wir das ganze in drei bis vier Stunden aufgenommen haben. Dann hat Rob noch seinen Vocalpart dazu aufgenommen und wir veränderten noch einige Kleinigkeiten, fertig war „The Fear“. Wir waren einfach auf der Suche nach neuen Vibes.

rap.de: Habt ihr mal mit dem Gedanken gespielt ein Konzeptalbum aufzunehmen, wie z.B. Madlib es mit dem Bluenote Projekt gemacht hat? („Madlib Invades Bluenote“) Vielleicht in Richtung Blues.
Nick: Den Gedanken finde ich super. Ich hab in letzter Zeit auch viel über Bluessongs nachgedacht. Über Songs, wo ein Musiker diese typische akustische Bluesgitarre spielt. Das könnte ich mir sehr gut vorstellen. Es ist einfach eine tolle Sache, neue Dinge auszuprobieren. Manchmal ist es schwierig, weil die Leute einen schon in eine bestimmte Schublade gesteckt haben und Neues nur schwer akzeptieren.

rap.de: Vielleicht sollte das Ganze dann unter einem anderen Namen erscheinen?
Nick: Mal schauen, vielleicht machen wir ein paar Sachen in dieser Richtung auf dem nächsten Album. Wir werden sehen.  

rap.de: Ihr habt ja die meisten Songs auf “Paradise“ selbst produziert. Soll es dabei auch bleiben oder gibt es auch andere Produzenten, mit denen ihr euch vorstellen könntet zusammenzuarbeiten?
Nick: Gibt es schon, allerdings nicht mit irgendwelchen von den Großen. In Berlin gibt es einen Produzenten, The Tape, mit dem wir gerne etwas machen würden. Wir haben seine Sachen gehört und mochten seinen Stil und den Sound des Albums. Wir sind gerade dabei, das auszuloten. Ansonsten kamen in den Jahren natürlich viele Fragen, ob wir nicht mal mit dem und diesem zusammenarbeiten wollen usw. aber…

rap.de: …ihr wolltet nicht, weil…
Nick: Natürlich finden wir sehr viel Produzenten super. Ich meine, wir haben auch schon vor einem Beat von Dr. Dre gesessen und uns gefragt, wie der auf die geniale Idee gekommen ist. Aber wir wollen einfach nicht in die Situation geraten, dass wir einen Track mit Dre machen und es letztlich mehr seine Platte als unsere ist. Wir wollen schon uns selbst treu bleiben und für uns selbst stehen. Wenn wir nach einem potentiellen Hit suchen würden, um ein paar Millionen aufs Konto zu schaufeln, wäre unser erster Gedanke auch, sich mal bei den zurzeit angesagtesten HipHop Produzenten umzuschauen. Aber das ist für uns einfach nicht sinnvoll, das ist und war nie unser Ziel. Nur im Radio zu laufen, weil alle gerade die Beats von Produzenten XY toll finden, da wollen wir nicht mitmachen, das ist nicht unser Stil. Aber das ist genau das, was erfolgreicher HipHop momentan ist. Hol die Kohle raus, such dir den angesagten Produzenten, schreib eine catchy Hook und die Sache läuft. Ein einfaches Rezept.

rap.de:
So ist das, wenn Millionen zu machen sind.
Nick: Klar. Alle wollen ihren Hummer, ihr „MTV-Crib“ Haus. Das ist Showbusiness, der normale Lauf der Dinge, aber irgendwann wird es sich hoffentlich wieder ein wenig ändern. Dann gibt es andere Sachen die gerade in sind.

rap.de: Ihr als Produzenten und Musiker steckt ja nun mal sehr tief drin in der Materie. Ist es da eigentlich noch möglich, wie soll ich sagen, ganz „normal“ Musik zu hören?
Nick: Das ist tatsächlich schwierig. Aber man kann natürlich immer noch einen Track einfach nur gut finden. Obwohl natürlich oft der Gedanke aufkommt, scheiße, warum ist er oder sie auf diese tolle Idee gekommen, wie wurde es produziert. Aber das hält dich natürlich nicht davon ab, gute Musik zu genießen…