Interview mit PA Sports

Machtwechsel werden im HipHop immer wieder angestrebt, mit PA kommt jetzt ein Rapper, der mit seinem dritten Soloalbum die Machtverhältnisse im Biz endgültig klarstellen will. Nach „Das Streben nach Glück“ und „Vom Glück zurück“, wird der Umgangston auf seiner aktuellen Platte „Machtwechsel“ rauer, härter und aggressiver. Dass dabei der ein oder andere Rapper sein Fett wegkriegt ist mehr als selbstverständlich. Wir haben mit dem Essener Rapper unter anderem über die Machtverhältnisse im Rapgeschäft, über Stadtverbote für andere Rapper und seine Kollegen Massiv und Haftbefehl gesprochen.  

rap.de: Fangen wir doch damit an, dass du mir den Begriff Machtwechsel erklärst und erzählst, warum du dein Album so genannt hast.

PA Sports: „Machtwechsel“ ist der Titel zu meinem neuen Album, hat aber einen zweideutigen Hintergrund. Natürlich ist ganz klar, dass mit Machtwechsel jeder erst mal das provokante verbindet. Man sieht sofort: Meine Platte kommt jetzt und ich will alles übernehmen, will was verändern. Aber das ist nicht die einzige Bedeutung zum Album. „Machtwechsel“ hat auch eine, für mich, persönliche Bedeutung. Das kannst du auch auf dem Cover sehen. Ich bin an einen Spiegel angelehnt, mit ernstem Blick nach vorne und darunter sieht man in dem zerrissenen Spiegelbild mein nachdenkliches Ich mit geschlossenen Augen. Es zeigt auch das nachdenkliche Ich meiner letzten beiden Alben, welche eher tiefgründig waren und jetzt kommt halt der aggressivere PA Sports, der mehr nach vorne geht. In meinem inneren fand sozusagen ein gewisser Machtwechsel statt. Mit den letzten beiden Alben habe ich viele Sachen verarbeitet und hinter mir gelassen und jetzt bin ich mehr darauf fokussiert geilen Rap zu machen und halt auch ein wenig mit der Szene zu interagieren und auf gewisse Vorkommnisse innerhalb der Szene zu reagieren. Ich hab in den letzte zwei Jahren alles beobachtet, wobei es da auch immer mal wieder Sachen gab, die mich angekotzt haben, aber ich hatte bisher keine Interesse daran mich dazu zu äußern. In dieser Zeit war es mir wichtiger Songs über mein Leben zu schreiben oder über Dinge zu reden, die mir persönlich nahe gingen. Das liegt jetzt aber hinter mir.

rap.de: Und jetzt wird angegriffen?

PA Sports: Es ist nicht so, dass da jetzt 16 Songs drauf sind, auf denen ich alles und jeden disse. Es gibt vielleicht drei Tracks, auf denen höchstens vier Namen fallen und die Leute die genannt werden, sollen das auch wissen. Ich habe während der Promophase zu meinem Album auch gemerkt, dass Kommentare zu Videos oder zum Snippet rauskamen, die sich wünschen dass die ganze Zeit nur gedisst wird, aber das ist nicht das, was ich unter Machtwechsel verstehe. Man sollte das Album komplett hören, um zu wissen, was Machtwechsel in meinem Sinne heißt.

rap.de: Du hast im Vorfeld auch die „100 Bars“ raus gebracht, das war ja auch ein erster Rundumschlag. War das für dich eine Befreiung von all den Sachen, die du in letzter Zeit so aufgestaut hast? Einfach mal alles raus lassen?

PA Sports: Die Leute, die sich schon seit der ersten Platte mit mir beschäftigen und nicht nur meine Videos kennen, für die ist dieser Move komplett nachvollziehbar, ohne, dass die sich wundern, was ich da mache. Die Leute, die meine Musik richtig kennen, die kennen solche Töne schon. Sieh dir nur den Track „Nie sein wie ihr“ von meinem letzten Album an. Auch das letzte Video, welches ich ausgekoppelt habe, ging schon in diese neue Richtung. Doch früher hab ich noch viel zwischen den Zeilen geredet und vieles nur indirekt angesprochen. Aber die breite Masse kennt PA als Person nicht so gut, wie meine treuen Fans, die mit „Nie sein wie ihr“ sofort Bescheid wussten, was ich meine. Deshalb auch die „100 Bars„, auf denen ich direkter werde. Jetzt kennen die Leute mein Statement.

rap.de: Ist „Machtwechsel“ auch so zu verstehen, dass sich in der HipHop-Szene was verschieben könnte? Du bist ja auch konkret Jemanden wie Bushido angegangen, der ja eigentlich als der alte Berggorilla im Rapbiz gilt.

PA Sports: Der Diss gegen Bushido und Sido hatte für mich nicht ganz soviel Gewicht und war mir auch nicht unbedingt eine Herzensangelegenheit. Was mich wirklich abgefuckt hat, war diese Bewegung, die unter den Gangsterrap-Konsumenten entstanden ist. Das hat mich angekotzt. Alles verdummt und beleidigt sich nur noch gegenseitig. Und daran sind zum Teil auch bestimmt Rapper schuld. Ich bin auf jeden Fall der Meinung, dass viele Kids auch anfangen bzw. anfangen müssen, zu merken, dass man nicht hart sein muss um cool zu sein. Das heißt auch Machtwechsel. Machtwechsel ist nicht nur Krieg. Ich will den Menschen zeigen, dass sie das, was sie die letzten Jahre gehört haben nicht alles im Leben ist. Straße ist gut, ich komme auch von der Straße, aber es gibt zwei verschiedene Arten von Streetrap und ich versuche den Leuten zu vermitteln, dass ich weiß wie es da draußen abgeht. Ich hab viel erlebt, viel gesehen, aber am Ende muss ich sagen, dass das meiste nicht gut war, was ich so mitbekommen habe. Wenn ich könnte, dann würde ich alles rückgängig machen und nichts damit zu tun haben. Aber heutzutage gehen Jungs auf die Strasse, obwohl sie es gar nicht nötig haben.