Kein Klartext: Absztrakkt bleibt weiter kryptisch [Kommentar]

In einem neuen Track zieht es Absztrakkt vor, weiterhin kryptisch zu bleiben, statt konkret auf den Vorwurf einzugehen, er unterstütze rassistisches und anderes menschenverachtendes Gedankengut. 

Es gibt verschiedene Arten, auf Vorwürfe einzugehen. Man kann sie ignorieren, man kann sie zurückweisen, richtigstellen, widerlegen – oder man kann, so wie es Absztrakkt mit seinem neuen Song tut, extrem vage und unverständlich bleiben, sich als Opfer eines Missverständnisses inszenieren, ohne zu erklären, worin dieses bestehen soll und pathetisch fordern „Wer mich verkennt soll sich verpissen“:

So lautet also der Titel des Songs, den Absztrakkt dem österreichischen Rapper Def Ill widmet. Dieser hatte die im Raum stehenden Vorwürfe gegen Absz nach dessem Song „Walther“ sowie vor allem seinem inzwischen gelöschten Facebook-Post, in dem er zur Unterstützung des FPÖ-Kandidaten Hofer aufgerufen hatte, in seinem Song „AbSStraKKKt“ sowie einem offenen Brief treffend zusammengefasst:

Vor dem Hintergrund seiner offenen Unterstützung eines Präsidentschaftskandidaten, der von einer rechtspopulistischen Partei unterstützt wird, ist seine Behauptung, er sei weder rechts noch links, sondern schwebe über den Dingen reichlich, genau, abgehoben.

Den Vorwurf, er sei ein Nazi, habe ich bisher nirgendwo gehört oder gelesen, gleichwohl hält er es offenbar für angebracht, diesen imaginären Anwurf mit einer Zeile zu kontern, die er früher schon mal hatte (und die damals genau so kryptisch erschien): „Bin ich für dich ein Nazi, bist du für mich nur ein Jude“ – ähm, wie bitte? Aus Trotz wird einfach mal eine der menschenverachtendsten Ideologien der Menschheitsgeschichte mit einem alten Kulturvolk gleichgesetzt, das zudem von erster auszurotten versucht wurde? Selten etwas dämlicheres gehört. Wobei: Die klar homophobe Zeile „Im Bundestag sprechen kinderfickende Schwuchteln auf Crytal Meth“ ist eine harte Konkurrenz in Sachen widerlich.

Und dann gibt es noch ein beliebtes Totschlagargument: Er sei mit „Türken und Nordafrikanern“ aufgewachsen, und was die zur „Einwanderungssituation“ so für eine Meinung hätten, führt Absztrakkt zwar nicht näher aus, sondern belässt es beim Hinweis, die „stimmten noch einen ganz anderen Ton an“ – aber ist schon klar: Wenn die dürfen, darf ich doch auch.

Die vielleicht aufschlussreichste Aussage ist wohl die, er habe schon 2009 über die NWO „aufgeklärt“ – dieses offenherzige Bekenntnis zu Verschwörungsideologien erklärt dann vermutlich auch die seltsame Inkonsistenz seiner gesamten Aussagen. Denn klar: Für einen strammen Kämpfer gegen die Illuminaten reicht es natürlich, dass Hofer gegen TTIP ist. So wie Donald Trump, die AfD oder der Front National, die dementsprechend auch unterstützt werden müssten.

Um es nochmal klar zu sagen: Nein, Absztrakkt ist kein Nazi. Viel schlimmer: Er spiegelt einen gefährlichen Zeitgeist wieder, der sich Wahrheiten zuhause im stillen Kämmerlein bzw. auf reißerischen Verschwörungsblogs (darunter zähle ich auch die Bild-Zeitung) bastelt und Kritik daran lieber ausblendet. Das Ergebnis ist dann ein trotziges „Wer mich verkennt soll sich verpissen“.