24 Jahre ist es nun her, dass Dr. Dre mit „The Chronic“ HipHop grundlegend verändert hat. Andre Young etablierte mit seinem Debütalbum den bis heute geliebten G-Funk, setzte die West-Coast endgültig auf die Karte, prägte die Szene für die nächsten Jahrzehnte maßgeblich und legte die Grundsteine für seine Geschäfte und die Persönlichkeit, die er heute ist. Die Mischung der funkigen Beats mit wenigen Samples, deftigen Bässen, heulenden Synthies und eingespielten Instrumenten war bis zu dem Zeitpunkt noch nie da gewesen. Die Singles „Nuthin‘ But A „G“ Thang“ und „Let Me Ride“ sind auch weiterhin Aushängeschilder für Dres Sound sowie den West-Coast Klang und werden es wohl für längere Zeit noch bleiben.
Nach der Auflösung und seiner Trennung von N.W.A. zieht einer der legendärsten Produzenten alleine los. Also Weg von Ruthless Records und mit Suge Knight hinüber zu Death Row, weg von Eazy-E und hinüber zu Snoop Dogg – es änderte sich viel für Dre in der Zeit als auch für HipHop generell. Es ist eines der ersten Male, dass HipHop einen derartigen Erfolg feiern konnte. Mit 5.6 Millionen Verkäufen zählt „The Chronic“ weiterhin zu einem der erfolgreichsten Releases aller Zeiten und meißelte Dre für die kommenden Jahre in die Liste der einflussreichsten Künstler.
Egal ob Rolling Stone oder The Source, so gut wie alle waren sich einig, dass „The Chronic“ als legendäres Album in die Geschichte eingehen würde und Dre auch demnach für die nächsten Jahre weit oben in der Liste der HipHop Persönlichkeiten bleiben sollte. Dies wurde auch mehrfach bestätigt. Das Debüt blieb 8 Monate in den Top 10 der Billboard-Charts und ging dreifach Platin innerhalb von weniger als einem Jahr. Selten zuvor waren sich Kritiker so einig über die Stellung, die ein Album in der Musiklandschaft einnehmen würde.
Allerdings wurde nicht alles so hoch gelobt wie Andres Produktion und die damit einhergehende Soundästhetik. Snoop und Dre mussten starke Kritik für ihre Texte einstecken (was sie bestimmt nicht all zu sehr überrascht hat). Die HipHop affinen Hörer waren über die etlichen Disses in Richtung Eazy-E, Ice Cube und Ruthless Records schockiert, während die meisten Medien eher an den Frauen verachtenden, gewaltverherrlichenden und anstößigen Texten etwas auszusetzen hatten. Neuland dürfte das für das Compton Urgestein nicht gewesen sein, wenn man bedenkt, wie viele Kontroversen N.W.A. mit „Straight Outta Compton“ verursacht hatten.
Es hat nicht nur Dres Berühmtheit einen starken Schub gegeben, sondern galt auch als Sprungschanze für Snoop Doggs Karriere. Er trug maßgeblich zu den Texten bei und ist auch auf der Mehrheit der Tracks vorhanden. Snoop war also wegen seines Flows, Charakters und lyrischer Leichtigkeit schon ein Star, bevor er überhaupt selber ein eigenes Release hatte. Dies führte bestimmt auch zu dem immensen Erfolg seines ersten Albums „Doggystyle“, welches auch zusammen mit Dre produziert wurde.
Für Jahre danach, ja sogar bis heute, gilt Dres Arbeit auf „The Chronic“ als wegweisend für Produzenten auf der ganzen Welt. Viele versuchten, den charakteristischen G-Funk zu imitieren. Keiner kam aber an die Messlatte ran, die Dre mit seiner Platte gesetzt hatte. Synthesizer und funkige Grooves waren lange Zeit gar nicht wegzudenken aus dem West-Coast HipHop der 90er und frühen 2000er Jahre und werden noch heute häufig benutzt. Selbst 24 Jahre später gibt es mehr als genug Künstler, die weiterhin auf derartige kopfnicker West-Coast Beats rappen und damit erfolgreich werden. Und selbst wenn man die Ähnlichkeiten nicht sofort hört oder wahrnimmt: es gibt wenige Produzenten, die nicht von der Arbeit des Docs fasziniert, geprägt und motiviert wurden.
Dem Urvater des heutigen Gangsta-Raps gebührt also ein riesiger Dank, denn er legte mit seiner Musik die Grundsteine für andere, erweiterte unsere geliebten Kollektionen, inspirierte Künstler und machte HipHop zu dem, was es heute ist. Ohne ihn wären wir sicherlich nicht da, wo wir jetzt sind. Also: Danke Dr. Dre!