Pillath und Snaga machen dieser Tage wieder von sich reden – hat ja auch lange genug gedauert. Allerdings nicht als das dynamische Duo Snaga & Pillath, sondern als Featurepartner mit dem Song „P.S. SP“, produziert von Gorex – der findet sich auf Pillaths kommendem Album „Onkel Pillo„. Zwei der besten Ruhrpott-Rapper haben sich wieder zusammengetan – is the Pott back? Fühlt sich fast so an, aber nur fast. Grund genug, mal zurückzublicken.
Pillath, der sich seinen Namen als starker Punchliner in unzähligen Freestylebattles erarbeitet hat, gründete Anfang der 2000er mit Knight, Oso, Necrow, Faust und DJ Chris das Team Nordkurve. Als Teil dieser Crew traf er auf die Knappschaft, und somit auch auf Snaga, der mit Fard, DJ Fidel Kutzo, Mad Mischief, Knuckles und Tobflow eine gemeinsame Sache machte und damals noch auf Englisch spittete.
Als die beiden das erste Mal aufeinander trafen, um gemeinsam Musik zu machen, erwartete Pillath von Snaga einen englischen Part, wurde aber mit deutschen Lines überrascht. Gemeinsam entstand unter der Obhut von Moses Pelham das erste Mixtape „Die linke und die rechte Hand Gottes“.
Der Deal mit 3p Records lief 2006 aus und Snaga & Pillath wurden bei Deluxe Records unter Vertrag genommen. Noch im selben Jahr veröffentlichten sie das Mixtape „Eine Frage der Ehre“. Ein Jahr später erschien dann das Debütalbum „Aus Liebe zum Spiel“, das mit seiner frappanten Punchline-Frequenz den Vorgängern um nichts nachstand, aber mehr Tiefgang als die Mixtapes aufwies. 2008 trennten sich dann die Wege der beiden Ruhrpottler und dem von Samy Deluxe gegründeten Independent-Label, die Gründe dafür waren wohl unterschiedliche Auffassungen von Business-Dingen und Arbeitsweise. Im Statement von Deluxe Records hieß es jedenfalls, dass „auf menschlicher Ebene […] alles gut“ sei. Wie auch immer.
2009 produzierte Snaga gemeinsam mit Fard das Album „Talion“, nachdem er 2004 im Alleingang bereits das Mixtape „Snaga fickt Deutschland“ über Rec. On Entertainment herausgebracht hatte. Das letzte Lebenszeichen der Kombo Snaga & Pillath war das Album „II“ aus dem Jahr 2009, das unter anderem von 7inch und X-Plosive Beats produziert wurde, und über Ruhrpott Illegal erschien – dem eigens von Fard gegründeten Label (Ruhrgebiet-Verbrüderung am Start!).
Danach folgte: Stille. Snaga blieb musikalisch fleißig, veröffentlichte ein Follow-up seines Mixtapes und produzierte auch mit Fard einen Nachfolger von „Talion“ . Fernab vom Rap-Game ist Snaga Geschäftsführer von Timmax Entertainment GbR, einer Dortmunder Filmfirma. Kunst und Liebe (und Schnäppsken am Büdchen) reichen nun mal doch nicht immer zum Leben aus. Ähnlich sah das wohl auch Pillath, der in der Karriereleiter eines Telekommunikations-Unternehmen aufstieg und sich damit sein Leben und seine Familie zu finanzieren weiß. Eben doch echte Malochermentalität, die Zeit zum Punchlines bauen war hier jedenfalls massiv eingeschränkt. Snaga, der sich nicht nur im Rap-Biz, sondern auch als Beatmaker versuchte, traf 2013 ein herber Schlag, als sein bereits bei der Geburt diagnostizierter Herzklappenfehler seine Gesundheit derart gefährdete, dass er zeitweise in Lebensgefahr schwebte. Mehrere (ziemlich gut nachvollziehbare) Gründe also, warum es um das Gespann ruhig wurde. Nicht mehr so sehr „asozialen Lifestyle, ein Asozialen-Highlight“ .
Umso erstaunlicher, dass die beiden nun fast sieben Jahre später einen gemeinsamen Song veröffentlichen, der nicht nur in NRW die Herzen höher schlagen lässt. Was daran wirklich bemerkenswert ist: Die beiden haben zwar an Körpergewicht verloren, nicht aber an ihrer Punchline-Dichte, mit der sie sich einst einen Namen machten. S&P sind einfach keine Typen, die mit simplem Rap über Rap- oder Straßengangster-Gelaber punkten, sondern mit ihrer bodenständigen und charakteristisch- rauen Art.
„Und es geht: Zack, plitsch, platsch wenn ich komm / Ich hab’n Bettlakenverbrauch, Scheiss Ikea schliesst schon ab wenn ich komm / Und ich mach’s locker, als wenn ich dir den Kopf einschlage / Und krieg Gage in der Höhe meiner Postleitzahl“ (Pillath auf „Asozialen Lifestyle“ )
Die Kombination aus dem zum Teil sehr nachdenklichen Snaga und dem Sprücheklopfer Pillath hat mit der ziemlich machohaften, prolligen und großmäuligen Attitüde extremen Unterhaltungswert – also Typen, mit denen man nach der Maloche schon gerne mal einen am Büdchen heben würde, wenn man nicht gerade von der anderen Seite einen Bauarbeiter-Spruch gedrückt bekommt. Die Reflexion über das Leben im Pott rund um Arbeitslosigkeit (der beide schließlich mit geregelten Jobs entgegengetreten sind) und Tristesse in ihren Texten ist stilistisch einzigartig und findet nirgendwo im deutschen Rap-Game Vergleichswerte. Das erklärt vielleicht auch , warum das Release des Songs „P.S. SP“ auf offene Ohren gestoßen ist.
Dass das Dreamteam wieder Alarm macht und mit ihrem „Ruhrpott-Malocher-Charme“ punktet, lässt zwar auf mehr hoffen, von einem Comeback als Crew ist bis jetzt aber noch nicht ausdrücklich die Rede gewesen. Dafür steht im Februar ein neues Album von „Onkel Pillo“ an – immerhin.