Jeder Rapfan hat Lines, die ihm auch beim tausendsten Mal noch eine Gänsehaut garantieren. Unser Format „Zwischen den Zeilen“ nimmt genau solche Zeilen unter die Lupe. Ganz persönlich erklärt Yannick Levante in der dritten Ausgabe, warum das bei ihm die Lyrics aus Prinz Pornos „Keine Liebe“ sind.
Ich stieß erst sehr spät auf den Rapper, der meine Jugend maßgeblich prägen sollte. Damals saß ich mit meinem besten Freund in einem Jugendcafè einer süddeutschen Kleinstadt. Rauchschwaden lagen in der Luft, das Licht war gedimmt, ich nippte an meinem Bier.
Plötzlich wurde ein Lied gespielt, das mich aus meinem abendlichen Tagtraum riss. Es war „Würfel“ von Prinz Porno. Die abgeklärte Stimme, mit der einmaligen Klangfarbe und die smarten Lyrics, die nicht aufgesetzt klangen, schmetterten mich förmlich gegen die Betonwand der Kneipe.
Damals bildete er ein kongeniales Duo mit Biztram, der das Instrumental zu der Hymne über die urbane Szenerie Berlins aus dem Boden stampfte. Das war 2005, als Porno mit den beiden Mixtapes „Guess whos back on the streets“ und „Teenage Mutant Horror Show“ sein fulminantes Untergrund-Comeback feierte.
Innerhalb von wenigen Tagen verschlang ich seine gesamte Diskographie. Ich war tief im Prinz Porno-Film. Die Royal Bunker-Tage, die Releases mit seiner Crew Beatfabrik und die Kollabo mit Separate – es gab viel Soulfood für mein Verlangen nach mehr Prinz Porno-Shit. Doch ein Track überstrahlte alles, was ich bis zu diesem Zeitpunkt gehört hatte. „Keine Liebe“.
Es stammte von seinem allerersten Mixtape, „Porno Privat“, das er 1998 lediglich an ein paar Freunde und Verwandte verteilt hatte. Er begründete diese Entscheidung damit, dass die Lyrics zu persönlich gewesen seien. Doch glücklicherweise fand das Tape über Umwege seinen Weg und landete im World Wide Web.