Das Internet ist voller Schätze. Nicht selten stößt man auf einen wenig beachteten Rohdiamanten. Das Format „Fundkiste“ gibt eben jenen Juwelen die Möglichkeit, einem größeren Publikum vorgestellt zu werden. In unregelmäßigen Abständen werden handverlesene Künstler, Tapes oder Songs vorgestellt. Ob aktuell oder alt – Hauptsache dope.
Heute: Laurin Buser
Einen Track darüber zu schreiben, dass die durch den Klimawandel ansteigenden Temperaturen uns vom Sex abhalten, ist nicht nur kreativ sondern auch gesellschaftskritisch und innovativ. Genau das hat Laurin Buser, der unter anderem auch Schauspieler, Poetry Slammer und Moderator ist, mit der Single „Hot“ auf seiner EP „Schmuck“ aus dem Jahr 2017, gewagt. Die EP kam unter keinem geringeren Label als der „KunstWerkStadt“ von Rap-Legende Samy Deluxe heraus. Der nahm den Newcomer dann auch direkt mit auf seine letztes Jahr gestartete „Berühmte-Letzte-Worte-Tour“ und ließ den jungen Schweizer als Voract sein Publikum anheizen.
Zurück zum Track: Mit „Hot“ ist es dem Schweizer gelungen, eines der größten aktuellen gesellschaftlichen Probleme, den Klimawandel, mit viel Humor auf jeden einzelnen von uns herunter zu brechen – denn wer will schon gerne auf Sex verzichten? Das Video ist eine Mischung aus eklig und sexy. Es zeigt sich in verschwitzten Klamotten im Bett räkelnde Menschen, fettiges Essen, Schweißflecken und schmelzende Gletscher. Kurzfassung des gesamten Tracks in einer Line: „Du und ich wären heute ja gern geritten, doch ich seh’ jetzt schon aus, als hätt‘ man mich in’s Meer geschmissen“
Nun zum musikalischen: Dass seine Musik nicht durch ein Programm auf dem Computer, sondern vorrangig durch echte Instrumente zum Leben erweckt wird, ist das erste, was auffällt, da das heutzutage ja eher untypisch ist. Die mit Liebe zum Details eingespielten Melodien harmonieren mit den ausgefeilten und nachdenklichen Texten. Die E-basslastigen Tracks wollen nicht so recht in eine Schublade passen und scheinen stark von klassischer Soulmusik geprägt zu sein. Inhaltlich beschäftigt Buser sich gerne mit den großen und kleinen Problemen seiner Generation, von der er behauptet, dass sie sich selber hasse. Sei es das süchtige Kiffen, das Nichtbestehen der Fahrprüfung oder die Rastlosigkeit der Mittzwanziger – für den 27-Jährigen alles Material für Songs.
So geht es in „Liquid“ etwa um Drogen, Lustlosigkeit und um das, was man daraus macht. In der Hook heißt es: „Flüssiges Hirn, mein Kopf ist zermanscht, ich habe keinen Bock, doch ich tanz.“ Begleitet wird das Ganze von einnehmenden, langgezogenen Orgeltönen. Schneller, höher, weiter: Laut dem Rapper, der inzwischen in Hamburg lebt, kann die Generation der Millennials nie genug kriegen. So rappt er „Und egal wo ich bin, ich will da gleich wieder weg. Gib mir ein‘ weiteren Drink, gib mir nen lauteren Track“ und zeigt sich beim verstrahlten Feiern, anschließendem zu Hause alleine verzweifeln und davonlaufen.
Kommen wir zum humorvollsten Track seiner zweiten EP: In „Fahrschüler“ beschreibt und zeigt der stilbewusste Rapper seine gewöhnungsbedürftigen Skills beim Cruisen, nachdem er natürlich „Nur wegen der Kleidung“ durch die Fahrprüfung geflogen ist. Mit einem vorpreschenden Beat und sorglosen Lines steht der Song in starkem Gegensatz zu den restlichen sich auf der EP befindenden Tracks, was aber nicht weiter schlimm ist, da der Newcomer eh auf Abwechslung baut, sich ausprobiert und dadurch selbst treu bleibt.