Wer knapp zwei Stunden Zeit, jede Menge Geduld und ein gutes Gehör hat, kann sich reinziehen, wie Tilman Knechtel aka Trau keinem Promi, seines Zeichens Wahrheitskämpfer und Wissender über die geheimsten Geheimnisse unseres Planeten, mit PA Sports, dem mutmaßlichen Gehirnwäsche-Flaggschiff der Illuminaten, diskutiert. Zwar hätte der Geheimbund mindestens ein Mikrofon springen lassen können, aber das meiste versteht man trotz der lärmenden Kulisse noch ganz gut.
Wie PA selbst in seinem (mittlerweile gelöschten) Vorwort treffend feststellt, gestaltet sich das Gespräch ziemlich zäh und dröge. Der hinterm heimischen Rechner sonst so bissige Knechtel betet handzahm seine Eckpunkte zu okkulte Symbolik und gleichgeschalteten Medien runter, PA gibt sich betont höflich, lässt sein Gegenüber vorbildlich ausreden und bestätigt die von Knechtel unterstellte Systemkonformität, indem er mit gesundem Menschenverstand argumentiert und so etwa einsieht, warum es wichtig ist, dass die BRD Steuern erhebt.
Dabei werden zwar keine neuen Erkenntnisse gewonnen, alles in allem bekleckert PA sich auch nicht mit Ruhm, dennoch stellt er sich bemerkenswert diplomatisch und geduldig an, ohne dabei den Schwanz einzuziehen. Auch TKP bleibt sachlich und distanziert. Der ursprüngliche Vorwurf, PA gehöre einer Geheimloge an oder sei mindestens durch diese fremdgesteuert, wird dabei nur am Rande thematisiert und wenig überraschend schnell entkräftet. Die Überzeugung, dass ein Handzeichen auf dem Cover oder eine herbei fantasierte 666 im Video einen zum Satanisten-Handlanger machen, vertritt Infokrieger Knechtel plötzlich nicht mehr ganz so eifrig wie man es aus seinen Videos sonst gewohnt ist.
Dafür verstrickt er sich immer wieder in Widersprüche: Alle US-Stars seien für Obama und gegen Trump, was doch unwiderlegbar zeige, dass sie von oben gleichgeschaltet sein müssen und die Interessen der Superreichen vertreten – für deren Interessen sich doch eigentlich gerade letzterer stark macht, während Obama einen deutlich sozialeren Kurs einschlug. Ohnehin obskur, dass Knechtel als Libertär und / oder Anarchist eigentlich genau diese freie Marktwirtschaft verfechtet, deren größter Profiteur die superreichen Strippenzieher sind, denen TKP auf der Spur zu sein wähnt.
Mindestens ebenso groß ist die Hypokrisie in Knechtels implizitem Wunsch nach geschlossenen Grenzen bzw. einem Ende der Migration nach Deutschland – das steht einem Anarchisten gar nicht gut zu Gesicht. Das Flüchtlingsthema entlockt PA allerdings eine flammende und empathische Rede über das Schicksal der Geflüchteten. Die fasst den viel zu oft unter den Teppich gekehrten menschlichen Aspekt des ganzen Komplexes nachvollziehbar und griffig zusammen, entlarvt außerdem Knechtels menschenverachtenden Opportunismus. Auch Knechtels Forderung nach einem liberalen Waffenrecht lässt PA nicht unkommentiert und gibt eine realistische Einschätzung ab, die er zwar nicht mit aufpolierten und aus dem Kontext gerissenen Statistiken belegen kann, wie der Feuerwaffen-Fürsprecher es versucht, aber mit bodenständigem Pragmatismus punktet.
Ansonsten plätschert das Gespräch recht ereignislos vor sich hin. Die überdrehten Fantasien von geheimen Weltherrschern äußert Knechtel eher bedächtig, zumindest im Vergleich zu seinen ansonsten geradezu wahnwitzigen Analysen von Symbolik und bizarren Zusammenhängen. PA verliert sich in einem Monolog über den Religionen und die in seinen Augen unnachahmlich eloquente Symbiose aus Lyrik und Prosa im Koran. Dann gehen die beiden nach ihren jeweiligen Schlussplädoyers im augenscheinlich Guten auseinander, ohne sich inhaltlich einig geworden zu sein, aber eben auch ohne einander an die Gurgel gegangen zu sein.