Seit 25 Jahren sorgt Radio Fritz für Musik und Unterhaltung in Berliner Autos, WG-Küchen und Bars. Der runde Geburtstag muss dementsprechend zelebriert werden. Also warum nicht einfach ein lässiges Undercover-Konzert mit einem der derzeit größten Acts des deutschen HipHops geben? Eben. Gesagt, getan!
RAF Camora ist derzeit erfolgreicher, bekannter, verkaufsstärker und gefragter als je zuvor. Von daher klang es für den einen oder anderen beim ersten Hinhören womöglich etwas utopisch, dass gerade RAF in einem vergleichsweise kleinen Rahmen ein Konzert spielt. Wer aber ihn und seine Musik kennt, der weiß durchaus, dass der Wiener keine großen Starallüren oder Arroganzfilme schiebt und grundsätzlich offen für so etwas ist. Wurde schließlich auch nicht mit ’nem Silberlöffel im Mund geboren.
Das Konzert fand gestern in der Kulturbrauerei in Prenzlauer Berg statt. Platz war für etwas mehr als 1.000 Gäste und die Karten gab es ausschließlich zu gewinnen. Um 20:30 Uhr kam ich bei klirrender Kälte an und wurde von Michael (Management, Musik) sehr herzlich empfangen. Nachdem er mich mit der Lokalität vertraut machte, fiel mir sofort etwas auf: Die Bühne! Ein riesiger leuchtender Rabe im Hintergrund einer Bühne, die proportional zum Rest der Halle sehr groß war.
„War nie mein Ziel, mal ihr Star zu sein“
Das Publikum war gut gelaunt und drehte völlig durch, als dann gegen 20:45 RAF mit den Worten „War nie mein Ziel, mal ihr Star zu sein“ die Bühne betrat. Die positiven Vibes zogen sich durch die gesamte Spieldauer. Das Publikum war sowohl style- als auch alterstechnisch bunt gemischt. Ich war überrascht wie textsicher die Crowd war. Um ehrlich zu sein dachte ich, dass viele der Gäste RAF vielleicht nur durch Songs wie „Primo“ oder „Ohne mein Team“ kennen würden. Aber nein, es war spürbar, dass einige eingefleischte Fans mit am Start waren. Auch das eine oder andere Merch von Camoras Marke Corbo war zu sehen.
Während des Konzerts war Michael stets um mein persönliches Wohl und meine Zufriedenheit besorgt. Allgemein: Es war den Leuten von Fritz wichtig, dass sich die Gäste wohlfühlen. Nach dem Konzert hatte ich auch ein ausgiebiges Gespräch mit Aditya (Wellenleitung, Musik) der sich von seinen Mitarbeitern und Gästen wie mir, Feedback für den Abend einholte. Aditya meinte, dass es für ihn wichtig gewesen sei, dass sich der Künstler und die Gäste wohlfühlen und einfach eine gute Zeit haben. Mit diesem Vorhaben hat der engagierte und sympathische Kerl völlig ins Schwarze getroffen. Es war ein rundum gelungener Abend. Die Garderobe war auf Zack, die Sicherheitsleute waren freundlich (was eigentlich überaus selten der Fall ist) und die Bar war ebenfalls fix.
Ich persönlich bin immer froh, wenn große Künstler in einem solch familiären Rahmen auftreten. Da kommen bei mir immer nostalgische Gefühle hoch. Warum? Vor vier oder fünf Jahren habe ich RAF in meiner Heimatstadt Nürnberg im Hirsch spielen sehen. Damals war der Ausnahmekünstler noch weit entfernt von Gold- und Platinauszeichnungen. Natürlich freut man sich für seinen Star, dass endlich der erhoffte Geldregen eintrifft und Konzerthallen mit Abertausenden Fans gefüllt werden. Aber so ein ein Konzert wie gestern, gab mir das Gefühl von damals. Eine kleine Runde, viel Interaktion mit dem Publikum und einfach extrem gute Laune.