H&M und Rassismus – Megaloh bringt es auf den Punkt [Kommentar]

Über 4.400 Filialen auf der ganzen Welt und fast 23 Milliarden Euro erwirtschafteter Umsatz allein im Jahr 2016 – H&M gehört schon seit Jahren zu den absoluten Giganten der Modeindustrie. Und in dieser Zeit wurde von dem schwedischen Konzern kaum ein Skandal ausgelassen: 2013 kam es zu einem Fabrikeinsturz in Bangladesch, bei dem über tausend Menschen ihr Leben verloren, weil sie unter schlimmsten Arbeitsbedingungen Massen an Billigkleidung produzierten. Neben den seitdem zu Recht immer wieder aufkeimenden Protesten gegen die prekären und absolut menschenverachtenden Beschäftigungsverhältnisse scheint nun die hitzige Diskussion um H&M in Form einer Rassismusdebatte einen neuen Höhepunkt gefunden zu haben.

„Coolest monkey in the jungle“ – das steht auf dem Pullover, der in den letzten 24 Stunden in den Medien eine enorme Aufmerksamkeit erregt. Hört sich zunächst eigentlich nach einem ziemlich normalen Slogan auf einem Kinderpullover an, oder? Tiere sind schließlich niedlich und Kleinkinder in der Regel auch. Das Problem an der Sache: Auf der Website von H&M wird das Produkt an einem schwarzen Jungen beworben. Wer sich in seinem Leben schon einmal auch nur ansatzweise mit dem Kolonialismus auseinandergesetzt hat (und das sollte jeder, der die Fähigkeit des Lesens besitzt, bereits getan haben), versteht, warum jeder Schwarze sich davon beleidigt fühlen darf: die selbsternannte „Herrenrasse“ würdigte jahrelang die Bewohner Afrikas und Asiens auf abscheulichste Weise herab, indem sie ihnen zunächst ihre menschliche Intelligenz absprachen, um sie daraufhin gewaltsam ihrer Heimat zu berauben und zu versklaven.

Neben dieser also komplett fehlplatzierten und zurecht kritisierten Bewerbung des „Coolest monkey in the jungle“-Pullovers fand man außerdem an gleicher Stelle des H&M-Onlineshops ein weiteres Kinderkleidungsstück: ein Pullover, auf dem „Survival Expert“, also Überlebens-Experte, zu lesen ist. Der Absurdität der Marketingstrategie des schwedischen Megaunternehmens scheint keine Grenzen mehr gesetzt zu sein.

Und der Eklat erreicht auch die Musikszene: The Weeknd, der bereits eigene Kollektionen mit H&M entwarf, beendete die Zusammenarbeit mit dem Konzern. Er fühle sich von der Werbung zutiefst beleidigt und verletzt.

US-Rapper Diddy postete mit demselben Hintergedanken ein Foto von dem Jungen im Pullover, auf dem nun aber „Coolest king in the world“ steht. Unter dem Bild forderte er seine Follower auf, Respekt zu zollen.

Auch bei den deutschen Rappern erweckt der Skandal Aufmerksamkeit: Mortel, Sylabil Spill und Manuellsen teilten Diddys Post und zeigen, dass sie mit dieser Art von Rassismus keineswegs einverstanden sind. Das umfangreichste und vermutlich auch differenzierteste Statement gab jedoch Megaloh ab, der u.a. Zuspruch von Audio88, Veedel Kasztro, Morlockk Dilemma und BTNG erntete.

https://www.instagram.com/p/Bduj5VAFUOL/?hl=de&taken-by=megaloh.official

Damit zeigt Megaloh mal wieder, dass Rap eben doch politisch sein kann und unterstreicht die wichtige Message, die er bereits 2017 in der BSMG-Kombination mit Ghanaian Stallone und Musa in Form des Albums „Platz an der Sonne“ an die Rapfans gesandt hat: Struktureller Rassismus darf in unserer Gesellschaft keinen Platz finden. Westliche Staaten haben in der Vergangenheit in Afrika so viel Leid angerichtet, dass es für uns alle eine Pflicht sein muss, höchste Sensibilität gegenüber dieser Thematik zu beweisen. Wie es auf „Platz an der Sonne“ so schön heißt: „Gestern ist vergeben, aber deshalb nicht vergessen“.

Egal, ob das Marketingteam von H&M einfach nur blind gegenüber dieser herabwürdigenden Botschaft war oder die Bewerbung des Pullovers sogar Aufmerksamkeit auf das Unternehmen ziehen sollte –  eine Respektlosigkeit ist der Slogan so oder so. Und wer den Spruch „Coolest Monkey on Earth“ auf dem Sweatshirt eines schwarzen Kindes verharmlost oder gar als Witz abtut, hat nicht verstanden, dass diese Art von Rassismus, die so tief in den westlichen Gesellschaften verankert ist, eben nur bekämpft werden kann, indem der Finger in die Wunde gelegt wird.