Rooqs Beat des Monats: Sylabil Spill – Auf Modus (Februar)

Zweiter Umzug innerhalb von drei Monaten. Für sich betrachtet Stress pur und eigentlich nicht wirklich weiterzuempfehlen, hätte die notgedrungene Abstinenz von sozialen Medien, News aus aller Welt und auch von unserer HipHop Blase nicht zu einer toootaaal verblüffenden Einsicht geführt:

Egal ob Trump, Erdogan, Rapper, die gegen Schwule hetzen, Rapper, die gegen Juden hetzen, Deutsche, die gegen Flüchtlinge hetzen oder der bekannte Sack Reis, der in China umfällt – Nichts davon hat auch nur ansatzweise irgendeinen Einfluss auf mein eigenes alltägliches Leben, solange ich mich nicht dafür entscheide, mich mit diesen Dingen zu beschäftigen.

Was ich damit sagen möchte: Klar ist Trump scheiße, aber interessiert er mich wirklich so sehr, dass ich ihm und seiner Administration so viel meiner kostbaren Aufmerksamkeit widme, oder tu ich das, weil ich normalerweise 24/7 online bin und mir suggeriert wird, dass es wichtig ist, mich damit jetzt zu beschäftigen?

Gibt es nicht vielleicht Menschen in meiner direkten Umgebung, die tatsächlich von meiner Aufmerksamkeit profitieren und von denen ich sogar etwas Positives zurückbekomme? Keine Meinung zu haben kann durchaus ein Segen sein und mit dem Recht der freien Meinungsäußerung geht zum Glück nicht die Pflicht einher, eine zu haben oder sie äußern zu müssen.

Zeit ist kostbar. Warum sollte man sie für Menschen verschwenden, die nicht einmal wissen, dass man existiert?

Back to the Beats. Direkt vorneweg: Mein Beat des Monats kommt von Choukri und wurde von Sylabil Spill für seine Kopfticker Records Debütsingle „Auf Modus“ bearbeitet.

Ich bin mir sicher, dass ich das schon des Öfteren angemerkt habe, aber mir gehen wirklich die Worte aus, Beats zu beschreiben oder zu erklären. Im Endeffekt kann man wohl mit Worten nicht exakt beschreiben, warum dieser Beat einen unglaublich kickt und ein anderer nicht.

Was ich aber mit Sicherheit sagen kann, ist, dass dieser Beat hier absolut zeitlos ist. Zwar sind die gewählten Sounds und das Arrangement ganz eindeutig an andere up-to-date Produktionen angelehnt, aber die Energie ist roh, unverfälscht und biedert sich in keinster Weise an.

Ich fühle mich hier eher an 96er Ami Straßenrap erinnert als an 2017er 0-100 Kopien. Düster und roh, aber gleichzeitig technisch auf höchstem Niveau. Erahnen kann man das, wenn man sich mit den Kleinigkeiten beschäftigt. Meistens sind es die Feinheiten, die Nuancen, an denen sich Spreu von Weizen trennt.

Man muss sich nur mal diesen großartigen Bass geben: Die Distortion in genau richtigem Maß eingesetzt, dieser kurze Attacksound, der den Bass zusätzlich dreckig und unsauber wirken lässt und nicht zuletzt der Lauf an sich, der an genau den richtigen Stellen verspielt oder eben einfach nur drückend ist.

So kann man sich durch jedes einzelne der Elemente arbeiten und man wird feststellen: Absolut alles passt hier wie Arsch auf Eimer. Sylabil Spill liefert hier im übrigen das vokale Pendant ab. Energie pur! Ich bin jetzt übelst gespannt auf das Album!