Im Rap ist es ja meist so: Frauen sind wenn dann eher passiv Teil des Games. Über sie wird gerappt – meist eher abwertend -, sie spielen angezogen, leichtbekleidet oder nackt in Videos mit – sind also meist ein Objekt, mit dem sich die Typen schmücken. Atmende Dekoration. Nur zu einem winzigen Prozentsatz sieht man mal eine Frau am Mic. Ich starte mit diesem Beitrag eine mehrteilige Kolumne, in der ich auf die Rolle von Frauen im Deutschrap eingehe. Ich beziehe mich dabei vor allem auf die Art von Rap, in der Frauen nicht als gleichwertig behandelt werden, sondern als minderwertiger als der rappende Künstler – sprich Gangsta, – Straßen, – und Battelrap. Los geht’s mit einem allgemeinen Einstieg in das Thema „Frauen und Deutschrap“ .
“Rap ist was? – Rap ist Männersport” (Favorite – „Verstehen Sie Spaß„) – und zu mindestens 80% trifft das auf Deutschrap zu, keine Frage. Ach, höchstwahrscheinlich sogar mehr. Und zwar nicht nur bezogen auf die aktiven Protagonisten, sondern auch auf die Zuhörer und Fans. Nein, ich möchte jetzt nicht einfordern, dass sich endlich mehr Frauen trauen, zu rappen, um die Quote zu steigern. Und nein, ich möchte mich an dieser Stelle auch nicht darüber beschweren, dass Frauen sowohl beim Durchschnittsgehalt als auch was ihren Anteil im Deutschrap angeht gegenüber Männern den Kürzeren ziehen.
Mich interessiert vielmehr, wieso es überhaupt Frauen gibt, die sich Deutschrap reinfahren. Ich spreche jetzt nicht von Prinz Pi, Cro, Sierra Kidd, Olson oder ähnlichen Zeitgenossen, die weitgehend ohne Begriffe wie „Nutte“ und „Fotze“ auskommen – sondern von jener Form des Raps, in dem Frauen nicht umschmeichelt, sondern als reines Lustobjekt dargestellt und diffamiert werden. Die Texte beinhalten Aussagen, die die letzten hundert Jahre Aufklärung und Emanzipation mal eben ungeschehen machen – aber ich bin ganz offensichtlich nicht das einzige weibliche Wesen auf dieser Welt, das trotzdem oder gerade deshalb auf diese Musik steht.
Tatsächlich macht die Stimme einen sehr großen Teil des Gesamtpakets aus – die Stimme ist das erste, was ins Ohr sticht. Schaut man dabei auf die Protagonisten von harten Stilrichtungen im Rap, sind die Stimmen meist tief und rau – maskulin eben. Und nicht selten proletenhaft. In ihren Texten idealisieren sie übertrieben ihre Männlichkeit. Feier ich das als weiblicher Zuhörer nur in der Musik oder lässt sich mein persönliches Empfinden auf die Musik übertragen? Klar, Maskulinität ist anziehend für Frauen. Prollhaftes Verhalten empfinde ich im wahren Leben aber eher als Abturn. Wird das ganze in der Musik jedoch künstlerisch gut umgesetzt, bestenfalls gepaart mit Selbstironie (bestes Beispiel 187 Strassenbande oder SSIO – welche Texte und auch Videos oftmals mit Humor schmücken) lässt das die Protagonisten doch wieder sympathisch erscheinen, trotz ihres so harten und betont männlichen Auftretens. Und irgendwie wirkt der Protagonist dann doch wie ein nicer Boy – harte Schale, weicher Kern eben – Das Gesamtpaket stimmt – ich feiere es.
Im negativen Gegenzug dazu nehme ich Orgi69 als Beispiel, welcher als Person wohl schon unsympathisch auf den Großteil der Frauen wirkt. Seine Texte sind absolut hurmorlos und auf’s derbste frauenverachtend. Es gibt sicher viel weniger Frauen, die diese Art von Rap feiern. Ein wichtiger Unterschied zwischen den beiden Typen von Rappern ist also, wie ernst die Botschaft rüberkommt, die in den Lyrics steckt.
Es ist für mich also absolut nicht stimmig, anzunehmen, dass die Zuhörerinnen dieses abwertende Bild der Frau in den Texten für sich annehmen würden. Ich behaupte im Gegenteil, dass man sich als halbwegs intelligente Frau persönlich von den Inhalten der Texte weitestgehend distanzieren kann, ohne sich davon negativ sexistisch beeinflussen zu lassen. Ich gehe bei dieser Schlussfolgerung einfach von mir selbst aus.
In der nächsten Folge von „Frauen und Deutschrap“ befasse ich mich damit, wie sich der Sexismus in der Gesellschaft in Raptexten widerspiegelt.