Wiz – Lieb Mich Oder Hass Mich

WIZ – Der Sohn eines Lübecker Nachtclub-Besitzers rappt mittlerweile seit über zehn Jahren, hat gedealt aber auch studiert, lebte 2 Jahre  in Berlin, mittlerweile wieder in Hamburg St.Pauli. Sein bewegter Hintergrund scheint sich aber durchaus positiv auf seine Kreativität auszuwirken, denn der 27-Jährige wurde innerhalb der aktuellen rap.de Radioshow zum Newcomer des Monats gewählt. Außerdem wird er auf dem kommenden Album der Schweizer DJ’s Pfund 500 & Sweap vertreten sein.
Beim Videodreh zu dem Song "Mein Film" hat WIZ keine Mühen gescheut und so geben sich auch Szenebekanntheiten wie Laas Unltd. und Liquit Walker im Video die Ehre. Grund genug, Euch sein Video und einen exklusiven Remix des Songs "Lieb Mich Oder Hass Mich" zu präsentieren und den jungen Herren, der selten ohne Kaffeebecher in der Hand irgendwo zu sehen ist, für Euch zu interviewen.
Wiz, kurz für Wizdom, aka Weisheit gemischt mit einem Zauberer? Oder wo kommt der Name her?
Der Name kommt tatsächlich von Wisdom, also Englisch für Weisheit. Ich hab’s damals mit Z geschrieben, weil ich’s cooler fand. Irgendwann hat mich aber jeder nur noch kurz "Wiz“ genannt und so hat sich dann eben Wiz eingebürgert. Finde ich mittlerweile auch wesentlich cooler als Wizdom.
Du kommst aus Lübeck, was generell wohl als heile Welt angesehen wird. Wie kommt man da auf so einen Straßensound und sowieso: Warum Rap?
Hmm…heile Welt…Lübeck? (lacht) Besonders groß ist Lübeck nicht, ca. ne viertel Millionen Leute leben da. Aber ne heile Welt ist die Stadt trotzdem nicht. Da gibt es die gleichen Arten von Gegenden wie in Hamburg, was ja auch nur 30 Autominuten entfernt liegt. Aber warum Straßensound? Weil ich schon als Kiddie immer dort rumhing – mit 11 fing ich an mit den anderen Verrückten in meinem Alter zu rauchen, zu kiffen, zu saufen. Wir liefen nachts durch die Stadt mit Alk im Rucksack und Messer und Gaspistole. Später hab ich dann angefangen Gras zu verkaufen. Gar nicht so auf dem Gangsterfilm, eher weil ich eh viel geraucht habe und ne gute Connection hatte. So hab ich dann immer mehr Leuten was "mitgebracht“. Die lustigste Situation war, als so Albaner aus meiner Straße vor meiner Tür standen, die waren so in meinem Alter, ca. 16, und haben eigentlich selbst getickt, aber wollten dann unbedingt Weed von mir, hatten aber keine Kohle und wollten darum ne Knarre und n Handy eintauschen (lacht). Hier in Hamburg war ich dann auch sehr viel nachts auf dem Kiez unterwegs und habe in kleinen Bars gerappt dies, das. Da entsteht zwangsläufig eine Art Straßensound, denke ich. Und Rap…was denn sonst? Rock? Finde ich auch geil, aber ich bin nicht so das Gesangstalent, das überlasse ich lieber Anderen.
Dein Vater ist Puffbesitzer. Wie wächst man da auf? Wie findet man das als Kind und Jugendlicher?
Meine Eltern haben sich ja getrennt, als ich noch sehr klein war und ich bin bei meiner Mutter aufgewachsen. Zu meinem Vater hatte ich relativ selten Kontakt, auch weil wir beide echte Dickköpfe sind… und das geht nicht immer gut, wenn du weisst, wie ich mein. Als ich älter wurde habe ich dann mehr Kontakt zu ihm gehabt und auch öfter Sachen für den Club erledigt, wie Getränke besorgen, Kondome besorgen oder einfach mal abends da sein. Aber die Sache an sich war für mich nie sowas Über-Besonderes. Wenn ich das erzählt habe, dann waren die Leute natürlich immer schnell aus dem Häuschen und fanden das total cool und so. Aber ich bin damit nie hausieren gegangen. Meine Freunde wussten das eh und den Rest macht die Mundpropaganda.
Glaubst du, dass diese Herkunft heute für deine Vorhaben eher förderlich, oder eher hinderlich ist?
Wahrscheinlich ist das eher förderlich. Es ist ja wirklich so, dass viel, sehr viel vom Image abhängt. Mein Image ist halt das, dass mein Vater ein Zuhälter ist, dass ich Straßensound mache, aber auch anspruchsvolle bzw. "deepe“ Songs mit Intellekt mache. Mir ist auch egal, ob nun gerade Straßenrap in ist oder Müslirap oder Battlerap. Ich bin von allem Etwas, da passt die kontrastreiche Mischung doch gut: Papa ist Zuhälter, ich hab mal getickt, hab aber auch studiert und häng am liebsten bei Starbucks rum. Alles, was mich vom Rest abhebt ist am Ende förderlich.

Dein Verhältnis zu Frauen?
"Manche Frauen sind bares Geld, wenn du weisst, was ich meine", hab ich mal in nem Song gerappt. Und das stimmt ja auch, ich bin damit groß geworden und sehe die Mädels jeden Tag vor meiner Tür stehen auf dem Kiez. Das heisst nicht, dass ich diese Frauen oder Frauen generell verachte oder irgendsowas. Für mich machen diese Mädels einfach ihren Job. Und Frauen generell – Ich bin ehrlich, ich hatte noch nie ne lange Beziehung, hab aber gerade ein übercooles Mädel kennengelernt mit dem es echt was werden könnte. Gucken wir mal.
Zurück zur Musik – bevorzugt erstmal Englisch: Wer sind deine Einflüsse, wer deine all-time faves, wen hörst du aktuell, wer sind deine bevorzugten Produzenten?
Ok, Einflüsse: Eigentlich alles, seit ich angefangen habe, Rap zu hören. Meine ersten Alben waren "Likwidation“ von den Alcaholiks und "Wu-Tang Forever“. Und momentan habe ich die  neuen Tapes von Young Money, T.I. und Gucci Mane in iTunes laufen.All-Time Faves: Dazu gehören auf jeden Fall Gang-Starr. Dann alle Jay-Z Alben, die Alben aus Nas‚ Hochzeit, vor allem Stillmatic und God’s Son, alle Alben von T.I. und Lil Wayne. Onyx hab ich früher auch sehr gefeiert. Momentan bin ich ziemlich auf dem Dirty South Film und hab fast nur Wayne / Young Money, Jeezy, Rick Ross und so laufen. Aber drüben gibt’s ne Menge Rapper, die ich feier: Jim Jones, Juelz Santana, Red Cafe, Fabolous, Ludacris, Tyga, Maino…Und ich habe bestimmt noch irgendeinen vergessen. Produzentenmäßig habe ich ein bisschen den Überblick verloren, um Ehrlich zu sein. Aber ich habe immer Just Blaze sehr gefeiert. Cool & Dre sind killa, Shawty Red is cool, David Banner auch.

Und das Ganze noch mal auf Deutsch?

Uh, Deutsch… Ok, All-Times: Auf jeden Fall Samy. Und evt. Azad, obwohl ich den nie so ausgiebig gehört habe, aber ich feier ihn trotzdem. Und Curse würde ich auch mal dazu zählen, der ist einfach krass. Oh, und Sentino! Im Moment höre ich an Deutschem Rap nur Fler, andere Deutsche Sachen sprechen mich irgendwie nicht an. Und ich freue mich auf das neue Album von Senti. Da wären wir auch schon bei den Produzenten, denn Monroe feier ich, der hat einen Großteil von Sentinos neuem Album produziert. In Deutschland gibt es viel richtig krasse Produzenten, z.B. Seven Inch, Showtime oder die Drama Monks. Oder Djorkaeff.

Wo ordnest du dich musikalisch ein? Gibt es eine Rapschublade, in die du passt?

Ich glaube nicht, dass ich in irgendeine Schublade passe. Aber wer würde das auch von sich selbst sagen? (lacht) Aber im Ernst, ich denke, ich bin zu vielfältig, um mich irgendwo einordnen zu lassen. Vielleicht steckst du Fler, Samy, Sentino und Curse in nen Mixer und kippst n bisschen Espresso dazu – dann könnte ich dabei rauskommen (grinst).  

Wie oft trainierst du? Machst du noch andere Sportarten? Wie lange hast du für deinen Körperbau gebraucht?

Andere Sportarten außer McFit? Ich habe mal Basketball gespielt und gehe Boxen beim FC St. Pauli, dazu komme ich im Moment aber kaum neben Arbeit, Rap, McFit und leben. Ich trainiere auch ohne, dass ich zum Boxtraining gehe, fast jeden Tag. Der Körper ist über die Jahre entstanden, aber das Grundgerüst sag ich jetzt mal habe ich mir innerhalb von 3 Monaten antrainiert, das ist so 4-5 Jahre her jetzt. Das Ganze bedarf aber echt hartem Training und penibler Ernährung, die nebenbei auch noch ins Geld geht.

Kann ich heute noch Weed von dir kaufen?
Ich kann dir welches besorgen. Aber bitte keinen Kleinkram.
Koks?
Dafür gilt Dasselbe.
Irgendwas?
Musik. Demnächst. Bei iTunes. Und so.
Hast du mal ’nen Euro?
Für dich – klar. Obwohl ich den Satz hier auf der Reepebahn 10mal am Tag höre, mindestens.
50 Cent?
Feier ich.
’ne Kippe?
Nein. Ich rauche nicht. Und trinke nicht. Und kiffe nicht. Und kokse nicht.
Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Queen Sy?

Sy kenne ich noch aus Lübeck, sie kommt ja auch von da. Als ich nach Hamburg gezogen bin, lebte sie schon ne Weile hier. Wir waren dann immer zusammen unterwegs auf unserem Rapfilm, Kiez hier, Jam da, Studio noch woanders. Über die Jahre haben wir ne sehr enge Beziehung zueinander aufgebaut, sie ist wie meine Schwester mittlerweile. Die Idee mit der EP kam ihr als wir irgendwann in der Küche saßen und überlegt haben, was die beste Promo wäre. Gesagt, getan. Beats gepickt, geschrieben, Boogiepark gemietet und aufgenommen. Wann kommt endlich die EP??

Wenn’s nach mir ginge, sofort! Im Moment liegt das Material bei Ben, meinem Produzenten, der das Ganze mixen und mastern muss. Da wir aber alle noch nicht von der Musik leben, dauert das leider ne Weile, weil der Tagesjob nunmal vorgeht. Wir haben noch kein Releasedatum angesetzt, aber rechne damit, dass die EP so im September / Oktober erscheint.

Lieb Mich Oder Hass Mich (prod by Pzyko) by rap.de