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King Kool Savas

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King Kool Savas: das ist der wohl kontroverseste deutschsprachige MC 2000. Wie ein Zyklon ist er in die HipHop-Family eingebrochen und wirbelt die schöne, ruhige Ordnung durcheinander. Er bricht ungeschriebene Gesetze und besticht mit einer Mischung aus Aggressivität und Ignoranz ("Ich hör Musik nur aus meiner Crew" King Of Rap, Plattenpabzt), die bisher ungehört war. Savas erobert Aufmerksamkeit durch Schocktechnik. Begriffe wie Fotze, Bitch, Pint, Schwul, Schwanz zählen zu seinem Stammvokabular. "Es ist gar nicht so. LMS (Lutsch Mein Schwanz; Savas‘ 99er 4 Track-EP) war definitiv so und das Feature auf der STF, aber grundsätzlich sind es Battlerhymes und ab und zu kommt mal das Wort "ficken" vor. Aber es sind keine Songs wo es um’s Ficken geht wie bei 2 Live Crew. "LMS" und "Pimplegioneah" sind Ficksongs, aber der Rest ist einfach battlestyle." Savas will nicht auf’s Ficken reduziert werden, auch wenn er momentan in der Öffentlichkeit genau unter diesem Stichpunkt rezipiert wird. Seine Zukunft wird unter anderem davon abhängen, dieses Bild geradezurücken. Zuerst mal ist das Konzept aber aufgegangen. Savas hat den Sprung aus dem Berliner Underground in die nationale Aufmerksamkeit geschafft. Dass er umstritten ist, hält er ganz gut aus. Wie lauten die Einwände? Burst-Up von Schönheitsfehler mailte uns, dass die abwertende Verwendung von Begriffen wie "schwul" das Gleiche sei, als wenn man die Wörter "Saujud" oder "Scheissnigger" benutzt. Smudo von den Fanta 4 hingegen bezeichnet die Aufregung über "Schwule Rapper" als humorlos. Auch die Verwendung von "Nigger" ist alles andere als unumstritten. "Mann, das sind auch nur Worte. Wer jetzt so’n CDU- Spiesser ist und jedes Wort auf die Goldwaage legt, dem kann ich auch nicht helfen." Warten wir noch mal ein bisschen ab, wie das Ding zu beurteilen ist. Dass gerade Smudo zu seinen Verteidigern gehört verwundert aber eher, gehört er doch zu denjenigen, die Savas am meisten hasst. "Ich muss ehrlich sagen, ich hasse die Leute nicht. Naja, ein bisschen schon… Grundsätzlich finde ich die Leute aber nur albern. Diese Kinderrapper; ich kann damit nichts anfangen. Egal was kommt, egal was sie von mir denken, ob sie cool zu mir sind oder nicht. Darauf scheiss ich. Die sind einfach wack und die bleiben auch wack. Dieser ganze Bullshit ist unhörbare Scheisse, und das sage ich auch in meinen Texten. Sowas wie Fettes Brot ist eh kein Rap und das muss ich auch sagen, nicht um mich über den Bekanntheitsgrad der Leute zu profilieren. Die müssen einfach damit rechnen, gedisst zu werden. Hätten sie freshe Flows, dann würde ich darüber kein Wort verlieren, aber so… Fettes Brot find ich miess, Spax find ich miess, Deichkind find ich miess, Fanta 4, Thomilla … ich finde fast alles mies. Wen ich auf jeden Fall fett finde, sind die Frankfurt Jungs Azad, Lucky, Tone, Ruhrpott, K- Afro, Creutzfeld & Jakob und auch Curse, der nicht hunderprozentig mein Geschmack ist, aber der ein Hammer-MC ist. Ich finde einfach alles was fresh ist, fresh und alles was wack ist, wack." Der Punkt ist klar. Es ist wahrscheinlich auch an der Zeit, dass ein Mann wie Savas die Szene betritt, in der sich bisher alle gegenseitig hofiert und Freundlichkeiten ausgetauscht haben. Deutscher HipHop hat sich etabliert und unzählige Gruppen drängen nach. Es ist klar, dass nicht für alle Platz ist und es macht auch keinen Sinn mehr, ausschließlich auf die positiven Seiten eines Acts zu achten und die negativen aus Rücksichtsnahme galant unter den Teppich zu kehren. Savas bringt den Hardcore Spirit in den deutschen Rap und nennt beim Dissen Namen. Er repräsentiert keine abstrakten Ideen, sondern nur sich selbst und das ist erst mal gut. Ob man ihn dann mag ist jedem selbst überlassen und ihm selbst nach Auskunft scheissegal. Wo liegen seine Ursprünge? "Ich fing 89 an zu rappen. Anfangs noch mit erfundenen englischen Rhymes. Danach folgten ernsthafte englische Rhymes. Ab 96 hab ich dann nur noch auf Deutsch gerappt. Ausschlaggebend war mein Besuch in Amerika. Ich hatte eine coole Zeit in Oakland und LA. Die Untergrundszene dort hat mich schwer beeindruckt. Die Leute von Living Legend, Styles of Beyond, mit denen ich chillte, wollten unbedingt, dass ich auf deutsch rappe, weil es für sie sehr uninteressant war, was ich auf englisch zu erzählen hatte. Die konnten es ja tausendmal besser als ich. Für die Leute war das voll der Hammer mich deutsch rappen zu hören und ich hab auch schnell gemerkt, dass ich mich dadurch viel besser ausdrücken konnte. Früher hab ich unter dem Namen Juks gerappt, was ein Überbleibsel meiner Graffittizeit war, aber darüber will ich garnicht weiter reden. Nur soviel: die besten Sachen liegen doch auf der Hand und so hab ich darauf verzichtet, einen erfundenen Namen zu benutzen und nenne mich seitdem einfach so, wie ich heisse." Savas ist sein echter Vorname. Savas, das ist aber auch türkisch und heisst Krieg. Der selbst ernannte King of Rap hat dem wacken Rap den Krieg erklärt. The war is on. Wir werden sehen, wer die Schlacht gewinnt.

Bei uns geht einiges

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Sebastian Krekow und Jens Steiner sind Berliner HipHop Aktivisten. Der Fokus liegt hierbei sowohl auf „Berliner“, als auch auf „HipHop“, denn beides bedeutet ihnen gleich viel. Krekow und Steiner haben soeben ihr Buch „Bei uns geht einiges – die deutsche HipHop-Szene“ im Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag vorgelegt. Wie der Titel schon nahelegt dreht es sich um unsere Lieblingskultur. Und irgendwie auch um Berlin, immerhin sind ein Drittel der Gesprächspartner Berliner MCs. „Bei uns geht einiges“ präsentiert über 41 Aktivisten der hiesigen Szene – gestern wie heute. Mit dabei sind u.a. MariusNr. 1, CORA E, G.E.R.M., Torch und Smudo (mit sehr konkreten Reflektionen der letzten fünfzehn Jahre und der Rolle, welche Fanta 4 dabei gespielt haben) als alte Hasen, ebenso wie Fünf Sterne deluxe, Dendemann, König Boris und Schiffmeister. Und was fehlt bei dieser Aufzählung? Genau, der Osten. MC Poise (der inzwischen genau wie G.E.R.M. auf deutsch rappt), Joe Rilla, Pyranja und die Leipziger Szene werden auch vorgestellt. Und dann natürlich Berlin: Rebel, Andre Langfeld, Savas, Fuat, Gauner und MK One beweisen, dass Berliner HipHops oft eine andere Sozialisation hatten, als diejenigen der westdeutschen Szene. „Interessant ist ja, dass die meisten Westdeutschen die gleichen Geschichten zu erzählen haben,“ sagt Krekow. „Wie sie damals im Jugendclub angefangen haben Musik zu machen, dann hatten sie ihren ersten Auftritt im Jugendzentrum, dann einen grösseren Auftritt auf einer Jam und jetzt sind sie mit zwei, drei Videos am Start. Dieses lexikalische Vollständigkeitsding, alle repräsentativ drin zu haben, war nicht unser Anliegen. Es ging uns darum die Prinzipien der HipHop-Szene aufzuzeigen: Newcomer, Oldschooler, Toys, Manager und Ladeninhaber im Buch zu haben. Man hätte auch nur Leute aus Berlin und Brandenburg nehmen können. Das wäre noch ein besseres Bild gewesen, als nur bekannte Rapper aus jeder Stadt zu haben.“ Tatsache oder Berliner Arroganz? Abwarten. Am bewegendsten sind die Geschichten von CORA E, Fuat und Denny Bruder (Ex CPS, jetzt Das Department) oder auch von Ost-Berlins Oldschool Legende MC Poise. Sie alle erzählen mit grosser Offenheit über ihre ersten Kontakte zu HipHop in den Achtzigern und wie sie damals von ihrem Umfeld verlacht wurden, weil sie in dessen Augen „so wie die Amis sein wollten“ (G.E.R.M.). Die Mutter von Poise machte sich ernsthafte Sorgen über seine sexuelle Ausrichtung, als sie ihn wiederholtermassen mit ihrem Goldgeschmeide vorm Spiegel erwischte. Die Geschichten der ersten Garde handeln von der unbeirrbaren Liebe zu ihrer Kultur, die durch ihre Intensität erst den Boden für den heutigen Charterfolg von HipHop bereitete. Rap in Deutschland würde ohne den Beitrag dieser Leute anders aussehen. Dass den wenigsten der deutschen Oldschooler ihr Engagement kommerziel gedankt wurde ist die Tragik die zwischen den Zeilen schwingt. Und genau hierin liegen die grossen Stärken des Buches, denn die Autoren beseelt derselbe Geist: es geht ihnen um die Essenz der Kultur und diese versuchen sie zu vermitteln. „Früher war HipHop eine Aktivisten- Kultur. Und heute sind es Stars und Fans. Ich trauer den alten Zeiten nicht nach. Aber ich will, dass die Leute wieder motiviert werden sich ihre eigene Kultur auch cool zu machen,“ sinnt Krekow über das Motiv des Buches. Und Steiner ergänzt: „Wenn du Leute fragst: ‚Was machst du denn dafür, dass HipHop cool ist?‘, kotzen alle ab. ‚Ich muss doch garnichts. Ich kann mich doch zu Hause einschliessen. Ist doch mein Ding, was ich mache. Kann dir doch egal sein!‘ Nee, kann mir eben nicht egal sein. Das ist unsere Stadt und unsere Szene! Da trägst du auch Verantwortung. Das ist es, was die Leute immer vergessen und das find ich traurig.

Wenn man jetzt aber von den ‚Baggy-Kids‘ und ‚alten Aktivisten‘ spricht und sagt die Alten haben es eigentlich richtig gemacht und die Neuen raffen nicht worum es geht, klingt das nach einem frustrierten Ansatz, mit dem man im Effekt die Leute von dem fernhält, worum es eigentlich geht.
Krekow: „Es war ja immer so, dass neue Leute nachgekommen sind, die erst keine Ahnung hatten und dann im Laufe der Zeit gelernt haben. Heute ist es im Gegensatz zu Früher so, dass viele durch das Fernsehen rappen lernen. Und weil noch nicht soviel da ist, wird man relativ schnell erfolgreich. Und wenn man erfolgreich ist, reflektiert man nicht mehr kritisch über sich; über das, was man macht. Dadurch haben natürlich viele von den Newcomern im Vergleich zu denen, die früher angefangen haben gar nicht mehr die Notwendigkeit sich zu überlegen: ‚Was mach ich? Warum mach ich das?‘ Wenn man denen was erzählt, sagen die: ‚Ach, lass mich in Ruhe!‘ Früher war man schon eher bestrebt von den Älteren zu lernen. Deshalb haben wir dieses Buch gemacht. Um zu zeigen: HipHop ist eine Kultur, keine Musikrichtung!“ Die Stärke der Autoren, wie ihres Buches ist die Fähigkeit eigene Widersprüche auszuhalten und ungebrochen zu publizieren. Wieso wird man zum Beispiel heute schneller erfolgreich? Gerade heute ist es doch so, dass jeder und seine Mutter rappt und dies durchaus auf hohem Niveau, während man früher mit den grobklotzigsten Skills Aufmerksamkeit erregen konnte (ohne linguistische Namen zu nennen). Und gerade einer der erfolgreichsten Rapper Deutschlands – Smudo – reflektiert doch im Buch sehr kritisch über sich, wie die Szene im allgemeinen. „Bei uns geht einiges“ ist mit Herzblut geschrieben. Dies rechtfertigt sowohl das Buch selbst, wie auch die getroffene und erklärtermassen nicht-repräsentative Auswahl der vorgstellten Aktivisten. Gerade weil nicht alle vorgestellt werden konnten, wird es eine Fortsetzung geben, die ihren Fokus auf die Grafftiy-Szene richten wird. „Bei uns geht einiges“ ist die ideale U-Bahn Lektüre und wer in „Wessi-Land“ vorm Fernseher sitzt und von Sebastian und Jens dafür nur bemitleidet wird, findet eine ideale Bettlektüre. Die Kapitel sind nach Personen geordnet und sind als Interviews entstanden. Dicke Props gibt es für die Bearbeitung der Gespräche. Alle sind aus der subjektiven Perspektive der Erzählenden und nehmen den Leser in ihren Bann. Also all ihr Rookies: lest und lernt! Und ihr Oldschooler: lest und schwelgt!

Slum Village

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Manchmal sind die Wege des Herrn eben unergründlich… Da steht beispielsweise ein Catering, von dem man nur träumen kann, so mit Bagelhäppchen, Lachs und Donuts, und trotzdem sitzen die Künstler um elf Uhr morgens schon mit einer dicken Tüte vom Schotten Tisch. Burger und Pommes statt Deli-Food. Na gut. Oder ein anderes Beispiel: Wie kommt es, dass eine Band, die noch nie offiziell eine LP herausgebracht hat nun einen Longplayer veröffentlicht, der allerdings schon in Bootlegform um die Welt gegangen ist? Ganz davon abgesehen, dass dann sogar plötzlich zwei Alben veröffentlicht werden, eines davon aber unter anderem Namen… Fragen über Fragen. Im Dickicht von Labelpolitik, dem Lauf der Jahre und schlichtweg harter Arbeit ist es eben den Künstlern vorbehalten, ihr Business im Überblick zu halten, und das ist vielleicht auch gut so, denn vom Fragenstellen lebt der Journalist. Und Fragen an Slum Village gab´s eine Menge. Im Office in Hamburg treffen wir auf Baatin und T3, die das Interview allein bestreiten, da Jay Dee gerade dabei ist, einen Erykah Badu-Song zu produzieren… Was als gute Entschuldigung auf jeden Fall akzeptiert wird.

rap.de: Bei Euch lief ja von Anfang an alles ein bißchen seltsam… Eure ersten beiden Singles wurden nur in Japan veröffentlicht, und die LP "Fantastic Vol. II" , die ihr auf Interscope aufgenommen habt, existierte zuerst nur als Promo und dann nur als Bootleg. Was war denn da los?

T3: Es war nur eine Menge Labelpolitik. Die ganze Promotion, die wir mit Interscope gemacht haben, haben wir eigentlich selber gemacht über unser kleines Label Barak. Dort hat ein kleines Promotionteam alles gemacht. Deshalb gab es überhaupt Promotion. Interscope hat nie etwas für uns getan eigentlich, stand generell nie hinter der Gruppe, deshalb mussten wir auch weg da. Im Grunde warten wir heute noch auf ein Veröffentlichungsdatum. Gottseidank sind wir aus dem Vertrag raus. Derweil hatten die Dinge für Slum Village alles andere als ungünstig begonnen. Back in the days, in der Highschool in Detroit schon waren Baatin und T3 ein bekanntes MC-Duo. Jay Dee, damals schon dem HipHop verschworen, hörte von den beiden und wollte sie herausfordern. Man traf sich im Hause seiner Großmutter, wo im Keller ein Battle stattfinden sollte. Der Beat schepperte aus dem Tapedeck und der Wettkampf startete…

 

Baatin: Wir fingen an, und ich dachte mir: "Wow, James klingt fresh! Irgendwie passten unsere Flows zusammen. T3 war damals noch Trace und ich war Sandalous T(…lacht…). Nein, irgendwie passierte da etwas. Als wir einmal zusammen loslegten, gab es eine intensive Connection, Die Chemie stimmte! Und seitdem machen wir was zusammen.
T3: Das war so um ´88 oder ´89.
rap.de: Aber "Fantastic Vol. II" ist nun Eure erste LP, die richtig rauskommt…

T3: Es gab "Vol.I" eigentlich, allerdings haben wir das selber gemacht. Es gab circa 200 Tapes, die dann rumgingen. Eine Menge Leute haben dadurch von uns gehört, und wir haben eine Menge Aufmerksamkeit dadurch bekommen, auch weil es viel Feedback gab. D`Angelo und Pete Rock, auch eine Menge anderer Leute fanden unsere Aufnahmen super! Und diese Leute waren es auch, die uns halfen überhaupt einen Deal zu bekommen, denn die Labels fanden uns zwar gut, konnten aber nichts damit anfangen, dass wir aus Detroit kommen. Es hieß immer: "Oh, eure Musik ist super, aber was soll das in Detroit werden?" Und ohne die Hilfe dieser Künstler wären wir niemals gesigned worden! Und obwohl wir gesigned wurden, wusste das Label glaube ich nicht, was es mit uns anfangen sollte, weil wir zu viele verschiedene Flavours beinhalten.

rap.de: Und wie kamt Ihr zu Virgin?

T3: Das lief über Barak. Virgin Europe hat sich mit Barak zusammengetan, und so lief das Ding an.
rap.de: Den Titel "Hardest working man in showbiz" haben sich ja schon Einige auf die Fahne geschrieben, Fakt ist allerdings, dass auch die drei Slum Village-Jungs alles andere als untätig sind. Neben Jay Dee, der zusammen mit Q-Tip, Ali Shaheed Muhammed und Rafael Saadiq das Produktionsteam The Ummah gründete und damit den HipHop Sound von heute mit prägte, sind nämlich auch Baatin und T3 an diversen Musikprojekten beteiligt. Die Arbeit als Produzenten haben alle drei für sich entdeckt, und die frage liegt nahe, was denn nun für die Jungs persönlich im Vordergrund steht: Slum Village oder das Produzieren?

T3: Hmm… Ich glaube, wir arbeiten immer, auch wenn wir nicht arbeiten. Es gab eine lange Zeit, in der sich veröffentlichungsmäßig einfach nichts tat, und so mussten wir einfach was machen um zu überleben. So kommt es, dass zum Beispiel Jay Dee Versprechungen gemacht hat, bevor all das los ging, und die muss er nun halten. Deswegen ist er heute auch nicht hier. Es hat nichts damit zu tun, dass er nicht down ist mit der Gruppe… Es geht einfach um Arbeit, die getan werden muss.
Baatin: Wir sind eben alle auch noch nebenher beschäftigt. Jay Dee macht seine Projekte, ich und T3 machen Shows, machen Cameos für Künstler wie LSK in London und noch andere UK-Leute oder machen Remixes wie beispielsweise für Jamiroquai. Und wir arbeiten an unseren eigenen Projekten. Ich produziere gerade ein Album für meine Schwester, die auch bei uns auf dem Song "Climax" vertreten ist. Alles was wir machen ist eben auch irgendwie Slum Village-associated. Wir bleiben alle in Rotation, ohne gestresst zu sein, denn wir wissen, dass es sich irgendwann auszahlen wird irgendwie. And that keeps us going (lacht)! T3: Die ganzen Bootlegs und der Kram zeigen uns ja auch, dass die Leute unseren Style mögen! Irgendwie ist es also gar nicht so verkehrt gelaufen. Es ist gut, weltweit bekannt zu sein, ohne eine Platte draussen, ohne Video! Eben nur im Underground. Und dort wissen die Leute, was Sache ist. Dort richten die Zuhörer ihre Aufmerksamkeit Tag und Nacht auf die Strasse, und das ist gut! Yeah (lacht)!
rap.de: Neben gesteigerter Arbeitsmoral gibt es allerdings noch ein zweites Merkmal von Slum Village. Denn die Vielfältigkeit ihrer Sounds kommt nicht von ungefähr…

T3: Es gibt so viel Musik zu hören! Aber generell versuchen wir natürlich immer alles irgendwie zu verpacken, wenn wir unser Zeug machen. Wir mögen es, jeden Song anders zu gestalten. Und unser nächstes Album wird komplett anders sein als das Fantastic Album. Von den Beats bis zu den Lyrics wird es nicht mehr vergleichbar sein! Man uss immer auf ein neues Level kommen, und man muss seine Ohren immer offen halten. Nicht nur für Rap! Rap ist okay, aber er reicht nicht, um unsere "kreativen Säfte" zum fließen zu bringen.

rap.de: Und war es nicht ein bißchen ärgerlich für Euch, dass nun mit "Fantastic Vol II" ein Album rauskommt, das eigentlich schon relativ alt ist? Ihr müsst doch eine Menge Neues am Start haben?

T3: Ja schon, aber wir haben ja auch zwei neue Sachen auf das Album gepackt. Wir wollten es nicht ändern, sondern es rausbringen wie es ist. Ich bin nicht superbegeistert von dem Album, ich mag es. Aber es zeigt nicht, wo wir heute stehen. Auf keinen Fall. Aber es ist immer noch ein gutes Album, und es gibt sicherlich immer noch viele Leute, die es noch nicht gehört haben.
rap.de: Dafür, dass die Veröffentlichung von altem Material den Jungs nichts ausmacht, gab es auch gleich zwei Beweise. Neben dem "Fantastic Vol II" wurde auf dem deutschen Label Superrappin unter dem alten Namen von Slum Village eine Reihe unreleaseder, alter Songs zusammengefasst. Fast zeitgleich mit "Fantastic" lieferte es Slum Village Fans gleich zwei Leckerbissen auf einen Schlag. Wie der Name des "J-88" Albums schon verriet, blieben die Hintergründe der LP ein Best Kept Secret. Allein Jay Dee trat als Producer in Erscheinung, und wer noch die Bilder der drei MCs erkannt hat, war in der Lage, "J-88" als das zu identifizieren, was es war. Aber abgesehen von der Vergangenheit gibt es für Slum Village auch eine Menge Zukunftsmusik. Die Tour fungiert als Inspirationsquelle. So rechnen die Jungs damit, dass das neue Album schnell aufgenommen wird. Fragt man nach den Leuten, mit denen sie am liebsten zusammenarbeiten würden, dann kommen die Antworten schnell…

Baatin: The Artist formerly known as… Du weisst schon (lacht). Und dann noch Sergio Mendes. Wir werden ein ganzes Album machen, das ihm und Samba gewidmet ist. Sehr musikalisch und so…
rap.de: Und wenn ihr die Zeit zurückdrehen könntet, was würdet ihr anders machen?

T3: Wenn das ginge, dann würde ich von Anfang an alles mehr independent halten. Es gäbe ein Slum Village-Label, und dort würde alles passieren. Ich komme zwar mit allen Labelleuten gut aus, aber wenn ich es selber machen könnte, dann würde ich das auch tun. Es läuft soviel falsch in diesem Business. Aber ich bin froh über den Deal mit Barak. Trotzdem ist es das wichtigste, dass man die Kontrolle über das eigene Zeug behält. Und wenn man die eigenen Sachen schon nicht besitzt, dann sollten sie wenigstens jemandem gehören, mit dem man arbeiten kann.Man kann Slum Village nur die Daumen halten, doch es ist anzunehmen, dass die Zeit der Bootlegs und Durststrecken nun vorbei ist. Wünschenswert ist es in jedem Fall, denn wo Qualität am Start ist, da verdaut man auch einen Burger am Morgen…

Rob Sonic

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Rob Sonic fühlt sich gut. Und das, obwohl er die Nacht durchgemacht hat. Aber das scheint ihm nicht viel auszumachen, so lange er weiß, dass es einen guten Grund dafür gibt, jetzt fit zu sein. In diesem Fall hat er ein Interview mit mir, übers Telefon, von der Bronx nach Berlin, um über sein aktuelles Album „Telicatessen“ zu sprechen und um die eine oder andere kleine Geschichte zu erzählen. Rob Sonic kommt ursprünglich aus der Nähe von Washington D.C.. Seine Eltern hatten nicht viel, alles musste hart erarbeitet werden. In der Musik fand Rob die Flucht aus dem grauen Alltagsleben und tauchte ein in die Welt der Stones und Beatles, Run DMC und Kraftwerk, Muddy Waters und den Talking Heads oder Public Enemy und BDP.
 
So vielseitig wie sein Musikgeschmack ist auch seine eigene Produktionsweise. Denn, anders als in seiner ehemaligen Gruppe „Sonic Sum“, wo er als Frontman agierte, hat er dieses Mal alles selbst produziert. Dabei nutzt er fast alles, was ihm in die Finger kommt. Verschiedene Synthies und Sampler, analog und digital. Alles in der berechtigten Hoffnung, an den Kritiker-Erfolg des 2000 erschienenen Albums „The Sanity Annex“ von Sonic Sum anknüpfen zu können. Dieses Album war zwar nicht der große Erfolgsschlager, bekam aber weltweit sehr gute Kritiken. In der „Spin“ wurde es zum „2nd Best Album of the Year that Noone Heard” gewählt. Ist das jetzt mehr mit einem weinenden oder einem lachenden Auge zu sehen?

„In erster Line sehe ich das als Kompliment. Für die Independent HipHop-Szene und den Aufwand, den man betreiben muss, um überhaupt in ein Magazin wie die "Spin" zu kommen, ist es definitiv ein Kompliment. Das Magazin erscheint in einer großen Auflage, und sie haben diese Liste mit den Alben des Jahres, und darin zu erscheinen, ist schon mal etwas sehr positives. Natürlich würde es sich auch unheimlich gut anfühlen, wenn eine Millionen Leute losgegangen wären und sich das Album gekauft hätten, aber man muss auch die kleinen Erfolge zu schätzen wissen.“
So ist er, der Rob. Den Mann scheint nichts von seinem Weg abbringen zu können. Er ist absolut glücklich, dass er das machen kann, was ihm Spaß macht, seine Musik, und dabei viele Freiheiten genießt.

„Ich bin einfach nur froh, dass ich die Chance hab, mir selber einteilen zu können, wann und wie ich zu arbeiten habe. Und ich tue das ja quasi für mich selbst. Klar, Def Jux erwartet irgendwann mal ein Ergebnis. Aber es ist etwas völlig anderes, als 12 Stunden in einem ‚normalen’ Job für jemand anderen zu schuften. Und glaube mir, das habe ich in meinem Leben lange genug getan. Ich habe keine höhere Schulbildung und komme nicht aus einem wohlhabenden Elternhaus. Ich hab die Erfahrung gemacht, wie es ist, wenn man für andere die Toiletten putzen muss, um sich sein Essen zu verdienen.“
Das muss er heute glücklicherweise nur noch bei sich selbst tun. Aber auch das kann ja schon mal ziemlich nervig sein. Rob hat aber noch mehr entwickelt als seine eigene Arbeitseinteilung. Sein „Schlaf-Wach-Prinzip“ ist auch durchaus interessant, und wie gesagt, er hat ja auch gerade wieder mal eine Nacht (Nacht nach unserem Verständnis) durchgemacht.

„Bei mir ist es schon ein wenig strange. Ich habe keinen geregelten Tagesablauf, wie Leute, die feste Arbeitszeiten haben. Ich schlafe einfach so acht Stunden und stehe dann auf, um etwas zu tun. Meistens Musik machen oder Texte schreiben. Da kann es mal vorkommen, dass ich bis vier Uhr Nachmittags schlafe, aufstehe und loslege. Das dauert dann vielleicht bis sechs oder sieben Uhr am nächsten Morgen, dann gehe ich ins Bett und stehe erst um 8 Uhr Abends auf und mache die Nacht durch. Für mich ist die Hauptsache, dass sich mein Körper ausgeschlafen anfühlt. Es kommt nicht auf die Uhrzeit an. Klingt das merkwürdig?“ (lachen) Na ja, solange er sich dabei wohl fühlt, ist ja alles in Ordnung, hoffe ich.

Def Jux scheint das alles nicht viel auszumachen, sofern sich diese besonderen Lebenseigenschaften positiv auf die Musik von Rob Sonic auswirken. Vor ein paar Jahren gab es ja doch einen ziemlich Hype um das Label von Ex-Company-Flow-Mitglied El-P. Inzwischen scheit wieder Ruhe eingekehrt, und die Konzentration wurde auf das musikalische Output gelenkt. Denn die ist in den Jahren sogar noch besser und abwechslungsreicher geworden, nimmt man die letzten V.Ö.s als Maßstab (z.B. RJD2, Murs, Vast Air, Rob Sonic). In der gesamten Independent-Szene scheint Ruhe eingekehrt zu sein. Heißt das, es geht ihr schlecht?

„Ich denke nicht. Die Independent-Szene unterscheidet sich ja eigentlich gar nicht von anderen Szenen. Auch hier gibt es Hoch- und Tiefpunkte. Immer, wenn es etwas Neues gibt, kann ein kleiner Hype erzeugt werden, und dann kommt bestenfalls so etwas interessantes heraus wie bei Def Jux. Auf einmal sind alle daran interessiert. Nach einer Weile, wenn sich alles wieder beruhigt hat, muss man aufpassen, dass man nicht den Fokus verliert und sich von dem kurzen Hoch blenden lässt. Die Musik und die Künstler müssen im Vordergrund stehen und die Qualität des Outputs hoch bleiben. Das ist nicht so leicht, wie es sich anhören mag. Es gibt viele Independentkünstler, die so schnell, wie sie gekommen sind, auch wieder verschwinden.“
Das könnte natürlich auch daran liegen, dass es heutzutage als Künstler ohne große Maschinerie im Rücken sehr schwer ist, überhaupt gespielt zu werden. Radio, Fernsehen, wie sieht es denn damit aus? In den USA sicherlich nicht besser als bei uns. Wahrscheinlich in Sendungen, die um zwei Uhr nachts laufen. Das schauen dann nur Leute wie Rob, für die Tag und Nacht relative Begriffe sind. Aber die Masse bekommt davon nichts mit. Kommerz überschwemmt die Vielseitigkeit. Alles läuft im Gleichschritt.

„Und das ist wirklich eine Schande. Viele große Persönlichkeiten, mit denen ich aufgewachsen bin, hatten so unterschiedliche Musikstile, egal ob sie mir gefielen oder nicht. Auch Radio-DJs wie Chuck Chillout oder Red Alert, die bekamen Respekt, denen wollte man zuhören, die hatten Autorität. Und, das Wichtigste, sie haben gespielt, was ihnen gefallen hat. Das vermisse ich wirklich. Ich glaube, dass HipHop im Allgemeinen und auch die Independentszene durch solche einflussreichen Persönlichkeiten erst groß geworden sind. Einfach nur deshalb, weil sie dran geglaubt haben. Ob es einem gefällt oder nicht, heute ist HipHop einfach überall. Es gibt für mich keine Musik, die solchen einen großen Einfluss auf die gesamte Musikszene hat wie HipHop. Klar, es gibt viele Leute, die heute große Erfolge feiern, aber auf der anderen Seite ist es doch überraschend oder gar erschreckend, wie kontrolliert die ganze HipHop-Branche ist. Dominiert von den Medien und dem Big Business. Aber ich möchte nicht die ganze Zeit jammern. Ich versuche in erster Line, einfach gute Musik zu machen, und hoffe, dass ich, auf welchem Weg auch immer, so viele Leute erreichen werde wie möglich.“ Rob verarbeitet in seinen Texten alles, was ihn in irgendeiner Form beschäftigt. Wenn man ihn den Satz rappen hört „…the man with the gun has the mass appeal“, ist es nicht schwer sich vorzustellen, dass es sich um den alten und leider auch neuen machthungrigen US-Präsidenten handelt. George W. Bush, der Mann mit der allergrößten Waffe im Land, wie es Rob ausdrückt. Waffen sind der „American Way“, jeder Idiot und Psycho darf eine Waffe besitzen und tut das letztlich wohl auch. Bei vielen Amerikanern gilt man schon als Trottel, wenn man zugibt, dass man keine Waffe unter dem Kopfkissen hat, wie Rob weiter anfügt. Das ist natürlich auch eine klare Anspielung auf die Ausrichtung der Medien in den USA.

Kool Savas

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Kool Savas ist, zumindest nach meinem ersten Eindruck, guter Dinge, als ich mich bei ihm melde. Zwar erklärt er, er habe heute schon wieder drei Gespräche zum gleichen Thema geführt, aber es mache ihm ja auch irgendwie Spaß, sich in dieser Sache zu äußern – obgleich er vom Telefonieren schon heiße Ohren habe und auch mit jedem Gedanken an das Thema die Wahrscheinlichkeit steige, dass er doch noch mal schlechte Laune bekommen könnte. Dennoch gibt er sich als entspannter Gesprächspartner. Er verrät, dass er sich in Kürze von Frankfurt aus, wo die Arbeiten zum „One“-Album, an welchem er mit Azad gebastelt hatte, inzwischen abgeschlossen sind, auf den Weg zurück nach Berlin macht. Dort wird ihn seine motivierte Optik-Army erwarten, er selbst plant schweres Geschütz, in Form zweier Tracks – „Das Urteil / Der Untergang“ – gegen einen, der vor noch nicht so langer Zeit demselben Camp entsprungen ist. Das Battle – aus der Optik von Optik:
rap.de: Zum aktuellen Battle-Geschehen der letzten Tage und der schon fast wahnwitzigen Form, die das Ganze allmählich annimmt, fällt mir immer mehr auf, dass diese Sache vielleicht etwas zu ernst genommen wird. Das geht ja schon so weit, dass den Fans und Kids suggeriert wird, man habe sich eindeutig für ein Lager zu entscheiden. Ist das nicht übertrieben? Geht die Sache damit nicht langsam ein bisschen zu weit?
Savas: Also, ich hab damit ja nicht angefangen! Mir kommt das die ganze Zeit schon nur witzig vor. Für mich ist es, so wie Eko selbst schon bei MTV-Urban gesagt hat, einfach eine Promo-Single, und Promo-Aktion für sein kommendes „German Dream“-Album. An der Stelle mache ich gerne einmal Werbung für ihn: Holt euch das „German Dream“-Album, damit sich das alles für Eko auch gelohnt hat. Abgesehen davon glaube ich nicht, dass Leute, die ernsthaft meine Musik hören, sich jetzt zwischen mir und Eko wirklich entscheiden müssen. So selbstbewusst bin ich dann schon, dass ich davon ausgehe, dass die Leute auch wirklich objektiv sagen können: Okay, der Eine ist „L.O.V.E.“ – und der Andere ist „King Of Rap“.
rap.de: Als „Die Abrechnung“ heraus kam, gab es da bei dir einen Moment, wo du gedacht hast: „Scheiße, jetzt hat der diesen Track gemacht – jetzt muss ich auch antworten“, und vielleicht aber gar keinen Bock auf eine derartige Aktion hattest?
Savas: Das ist eine gute Frage. Aber zu allererst einmal: Ich wusste schon seit drei Monaten, dass dieser Track kommen wird. Von Leuten aus seinem Umfeld, von Rappern aus seiner Crew, die jemanden aus meiner Crew angerufen und immer wieder versucht haben, das alles auf freundschaftlicher Basis zu halten. Die haben dann auch erzählt, dass Eko noch zweimal in Berlin war und seinen Text noch ein bisschen abgeändert hat. Verwundert hat mich eigentlich eher, dass er jetzt erst, nach eineinhalb Jahren, damit kommt und dass er sich eineinhalb Jahre Zeit gelassen hat, um diesen Text zu schreiben. Das war für mich eigentlich das Verrückte! Als ich das Video auf MTV noch einmal intensiv gesehen habe – davor hatte ich es nur kurz im Internet gesehen – musste ich an einigen Stellen wirklich sehr lachen. Das sage ich jetzt nicht, um cool rüberzukommen. Ich fand einfach albern, wenn er sein Gesicht so auf hart macht oder überhaupt einen auf harten Mann macht, mit dünnem Bärtchen und so. Ich konnte das wirklich nicht mehr ernst nehmen. Und rapmäßig gesehen ist dieser Typ nicht auf meinem Level – das ist einfach lächerlich – egal wie viele Lügen er da jetzt über mich verbreitet. Meine Geschwister, die das Video gesehen haben, hatten Tränen in den Augen. Meine Schwester hat sich so totgelacht – die konnte einfach nicht mehr. Das ist einfach nur ein Riesen-Witz. Der einzige Grund, warum ich antworten werde, ist den Fans zuliebe und den Kids zuliebe. Weil ich einfach auch nicht will, dass sie ein falsches Bild von mir kriegen oder denken, dass ich auf dem armen Eko herumgehackt haben könnte. Von wegen der böse Savas hat den lieben Eko unfair behandelt. Was in der Zeit, als wir zusammen unterwegs waren, wirklich nicht eine Sekunde lang der Fall war. Alle, die mich kennen, wissen, dass ich nicht so ein Typ bin. Ich bin kein Diktator. Zwischen den Leuten, mit denen ich bei Optik Records zusammen arbeite, und mir gibt es kein Chef-Angestellten-Verhältnis. Wir arbeiten zusammen als Freunde und glauben an eine Sache. Eko und ich haben irgendwann nicht mehr an die gleiche Sache geglaubt. Deswegen sind wir nicht mehr miteinander klargekommen. Wenn er jetzt mit dieser Tatsache nicht klarkommt, dann ist es wirklich sein Problem. Zurzeit ist er ja derjenige, der die Probleme hat und es nötig zu haben scheint, einen ganzen Song über mich zu machen. Im Grunde profitiert er in jedem Fall davon, weil er dadurch Werbung bekommen hat – auch wenn es nur für einen kurzen Zeitraum war. Aber was hoch geht, kommt auch wieder runter! Irgendwie wird das auch wieder zu ihm zurückkommen. Ich hab mir nichts zuschulde kommen lassen!

rap.de: Nun wird dir ja gern auch ein Platzhirsch-ähnliches Verhalten vorgeworfen. Wie gehst du mit solchen Aussagen um?
Savas: Ich kann damit sehr gut umgehen. Ich bin niemand, der es nicht akzeptieren kann, wenn jemand anderes Skillz hat oder jemand anderes famous ist. Leute kennen mich dafür, dass ich unbekannte Rapper oder Rapper, die noch keine Releases hatten, auf die Beine helfe und mich mit den Leuten treffe oder diese Leute nach Berlin einlade. Alle meine Leute habe ich so kennen gelernt. Ich mache mit den Leuten Platten und habe inzwischen schon viele Platten davon mit anderen zusammen gemacht – und mir war immer egal, ob diejenigen bekannt oder unbekannt waren. Das war für mich nicht das Thema. Bei mir steht an erster Stelle einfach die Musik. Das ist die Sache, wo Eko immer meint, dass ich auf dem Rap-Film hängen geblieben sei. Ja, ich liebe die Musik, und bei mir dreht sich fast alles nur um Rap. Natürlich hab ich auch ein Privatleben, und da geht es nicht nur um HipHop, aber für mich ist die Musik schon immer sehr wichtig im Leben gewesen. So wie die anderen hab ich Eko auch kennengelernt. Er war ein unbekannter, kleiner Typ – ein Schuhverkäufer aus Mönchengladbach. Das ist die Wahrheit. Ich hab ihn nach Berlin geholt und mit ihm eine EP gemacht. Wenn ich so ein Platzhirsch-Verhalten hätte, dann würde ich doch sagen: Nein, ich will mir doch keine Konkurrenz heranzüchten. Das ist für mich nicht so. Ich kann ehrlich sagen, dass Amar, Ercandize und Caput alle sehr, sehr gute Rapper sind. Die haben bestimmt Parts, die besser sind als meine Parts, und ich hab mal einen, der besser ist als der von dem anderen. Was auch immer, darum geht es mir nicht. In erster Linie geht es darum, gemeinsam eine Vision zu haben, gemeinsam um etwas zu kämpfen, zusammen auf Tour zu gehen, zusammen Konzerte geben, zusammen Geld verdienen, Spaß haben und zusammen glücklich zu sein. Für mich gab es nie einen Grund, auf Eko neidisch zu sein. Als ich mit Eko gearbeitet habe, hatte ich das, was ich für mich erreichen wollte, schon erreicht und schon wieder ganz andere Ziele. Sein Problem ist, unabhängig davon, was er verkaufen wird oder nicht, dass er nicht das hat, was ich habe: Den Respekt der Leute und dass sie ihn ernst nehmen, wissen, dass er ein ernstzunehmender Musiker ist und nicht irgendein Affe, der jetzt auf einer Welle mitschwimmt. Die Leute wollen sehen, dass da jemand ist, der wirklich das, was er macht, aus dem Herzen macht.
rap.de: Okay, trotzdem noch einmal kurz zurück zu dem eben angesprochenen Vorwurf. Ich habe ähnliches auch schon mal aus der Richtung Royal Bunker gehört. Staiger hat sich zwar humaner ausgedrückt, meinte aber sinngemäß, da wären damals, mit ihm und dir, zwei Jungs mit jeweils sehr großem Ego aufeinander getroffen, und es sei in dieser Hinsicht auch relativ normal gewesen, dass man irgendwann getrennter Wege gehen musste.
Savas: Ich weiß nicht, ob Staiger das so beurteilen kann, aber wenn ich kein Ego hätte, wäre ich kein Mensch, dann wäre ich wahrscheinlich ein Roboter. Ich bin auf jeden Fall niemand, der anderen Leuten folgt. Ich hab meine eigene Meinung und auch auf jeden Fall meine eigenen Vorstellungen. Fakt aber ist: Eko ist in mein Team gekommen. Optik war mein Team. Er hat mit mir am Anfang eine Vision geteilt. Ich hab ihn ganz normal gefragt, ob er mit diesen Vorstellungen down sein will. Ich hab ihn zu nichts gezwungen, sondern gesagt: Dies und das ist, was ich mir vorstelle. Wenn du mit mir gehst, dann will ich, dass du rapmäßig der nächste nach mir bist, und danach, wenn ich das Rap-Ding dann nicht mehr mache, trägst du die Sache weiter. Ich bin bereit, dir alles von mir, und was ich habe, zu geben. Ich bin bereit, dir alles zu zeigen, was ich kann. Ich habe Eko von vornherein bedingungslos unterstützt. Ich hab ihn immer als den akzeptiert, der er war. Dabei war mir egal, ob er ein schüchterner, stotternder Typ ist. Das war für mich kein Problem. Ich hab ihn einfach gemocht und war der Meinung, dass er talentiert ist. Und wenn er jetzt auf einmal, nach ein, zwei Jahren, nur weil ihm ein paar Fans zurufen, denkt, dass er auf meine Meinung scheißen kann, dann ist das seine Sache, aber meines Erachtens nach hab ich mir nichts zuschulden kommen lassen. Ich hab mich immer korrekt verhalten, mein Ego war die ganze Zeit so, wie es immer war. Und dabei war aber nichts Negatives. Ich hab meine klaren Vorstellungen. Die kennt jeder, der anfängt, mit mir zu arbeiten. Ich weiß einfach genau, wie ich mir was vorstelle und was mir wichtig ist. Ich kann keine sinnlosen Pop-Projekte unterstützen – so etwas wie „L.O.V.E.“ wäre auf Optik Records nicht gegangen. Wenn man zu Optik Records kommt, ist man sich dessen auch bewusst. Besonders, weil man mich auch kennt und ich so etwas immer sage. Ich kann ja trotzdem auch akzeptieren, dass z.B. jemand wie Curse oder Samy mehr Alben als ich gemacht haben. Ich respektiere das absolut. Jemand wie Curse hat sicher eine krassere Entwicklung als ich hingelegt. Ich sage nicht, dass er unbedingt der bessere Rapper ist, aber ich akzeptiere, dass Curse mehr Alben als ich und mehr Themen-Songs als ich gemacht hat und seit Jahren eine feste Fanbase hat. Dafür respektiere ich ihn. Was wäre ich für ein Typ, wenn ich das nicht akzeptieren könnte. Bei Samy gilt das genau so. Bis ich an diesem Punkt bin, dass ich so viele Alben habe und genauso lange im Game mitspiele, würde ich niemals sagen, ich wäre größer als jemand anderes. Für mich bin ich natürlich der beste Rapper, der ich sein kann und ein Fan von mir selber. Wäre ja unsinnig, wenn ich mich selbst scheiße finden würde. Ich respektiere aber jeden anderen, und akzeptiere die Skills von jedem. Ich muss nicht jemanden klein machen, um mich größer zu fühlen.
rap.de: Was ist das für eine von Eko angesprochene Sache mit Nicon? Eine Line Ekos in „Die Abrechnung“ lautet: „… Nicon ist ein Hund, du sagst es / und er scheißt in dein Glas…“
Savas: Ich glaube, Eko hat da irgendetwas falsch verstanden. Wenn Nicon und ich unterwegs waren, haben wir echt Jackass-mäßige Dinger gebracht. Nicon macht nicht das, was ich sage, aber wir haben uns teilweise einfach gegenseitig zu ekligen Sachen angestachelt. Dazu gehören keine Schwulitäten, nichts was mit Penis und so weiter zu tun hat, wir haben einfach verrückte Dinger gemacht. Nicon ist genauso ein verrückter Typ wie ich. Das ist auch einer, der in der Öffentlichkeit wild herumschreit, und sich zum Affen macht – genauso wie ich, weil wir im Kopf teilweise noch Kinder sind. Nicon hat aber auch seinen eigenen Charakter. Er ist ein eigener Typ. Und noch einmal: Keiner bei Optik befolgt irgendwelche angeblichen Befehle von mir!

rap.de: Dann ging es in „Die Abrechnung“ noch um einen anderen Typen, den du selbst vor einiger Zeit schon per Track angegriffen hast. Ich spreche von Peter Zwechkori von PDNTDR. Eko zog einen Vergleich zwischen Put Da Needle und deinem Optik-Label. Nimm doch bitte mal dazu Stellung.
Savas: Also, wenn da wirklich etwas Vergleichbares wäre, dann hätte Optik Records jetzt kein Büro und kein Studio mehr. Peter ist einfach mal konkurs gegangen und darüber hinaus einfach eine ignorante Person. Ich war in meinem Leben noch nie ignorant! Ich war anderen Leuten gegenüber immer offen. Peter hat schmutziges Business gemacht und seine Rechnungen nicht bezahlt. Das kann keiner von mir behaupten. Ich hab alles bezahlt, was ich bezahlen musste, auch wenn ich dabei Minus gemacht habe. Alle Leute, mit denen ich Musik gemacht habe, angefangen von Leuten in Minden, in Frankfurt, in Hamburg, in Stuttgart, egal wer und wo, ich war immer fair zu den Leuten. Und das ist der Grund, warum ich im ganzen Game immer noch Freunde habe. Du kannst alle Leute im Game fragen. Ich glaube nicht, dass irgendjemand irgendeine schlechte Erfahrung mit mir gemacht hat. Für mich ist das einfach eine Grundvoraussetzung gewesen. Ich behandle die Leute genauso, wie ich will, dass sie mich behandeln. Peter hat einfach alle Leute behandelt, als ob sie Scheiße wären. Das hab ich in meinem ganzen Leben noch nicht gemacht. Diesen Vergleich kann ich überhaupt nicht annehmen. Ebenso die Tatsache, dass ich die Jungs alle durch Eko kennengelernt hätte: Das ist einfach eine ganz dreiste Lüge. Amar hat zuerst Nicon kennengelernt, der wiederum mir dann von ihm erzählt hat. Eko war zufälliger Weise in Freiburg mit dabei, als Amar dort war. Ercandize kannte ich selber schon ganz normal durch ABS-Zeiten, und Illmatic war derjenige, der die ganze Zeit von Erc geschwärmt hat und mich sozusagen gezwungen hat, Erc anzurufen. Er hatte mir gesagt, dass ich mir anhören sollte, was der Junge so drauf hat. Caput hat ganz normal sein Demo an Optik geschickt. Und nur ich bin derjenige, und niemand anders, der die Demos hört. Ich war der, der gesagt hat: Lasst uns auf die Optikseite schreiben, dass wir Caput aus Iserlohn suchen. Der hatte nämlich seine Telefonnummer nicht angegeben. Ekos Satz, ich hätte unsere Zukunft wegen Groupies gefickt, ist komplett an den Haaren herbeigezogen. Ich weiß noch nicht einmal, was er damit meint. Eko ist für all seine Wege und auch den Punkt, an dem er jetzt ist, selbst verantwortlich. Das habe ich ihm damals schon gesagt. Ich hab ihm außerdem gesagt: Du kannst dieses L.O.V.E. Ding machen, ich kann aber nicht akzeptieren, dass wir das bei und über Optik machen. Wenn du das machen willst, dann musst du auch selber dafür geradestehen. Auch wenn die Fans dich danach hassen, musst du dafür geradestehen. Danach hat er sich beschwert, dass Flaschen fliegen. Die Leute haben einfach seine arrogante Art nicht mehr gemocht. Er setzt sich in Interviews hin, zieht das Cap tief ins Gesicht und antwortet auf Fragen nur noch mit Ja und Nein… – wenn das zu diesem Zeitpunkt sein Style war, weil er dachte, er sei sonstwer, dann ist das sein Style, aber auf jeden Fall nicht meiner. Damit konnte ich mich nie anfreunden. Ich hab ihm immer gesagt: Du musst deine Konsequenzen ziehen aus dem, was du tust, und vor allem mit ihnen leben können.
rap.de: Lass uns doch mal zu den für dich vermutlich interessanteren Sachen kommen. Dein nächstes Album wird ein Gemeinschaftsprojekt mit Azad sein. Was wird uns da erwarten?
Savas: Das Album ist fertig. Ich bin derzeit noch in Frankfurt und mache Fotos, Videos, Logos, die ganze Kampagne und so weiter. Ich muss dazu sagen, wir hatten nicht sehr viel Zeit für dieses Album. Wobei, eigentlich hatten wir viel Zeit, aber wir haben wenig Zeit genutzt. Wenn wir ein Jahr intensiv daran gearbeitet hätten, hätten wir noch ein sehr viel besseres Album machen können. Wir haben eigentlich effektiv zwei Monate richtig gearbeitet. Wir hätten schon noch ein bisschen länger an dem Album arbeiten können, aber ich bin trotzdem sehr zufrieden mit dem Album. Es ist ein klassisches HipHop-Album geworden. Es gibt sehr viele harte Tracks darauf, wir haben eine sehr gemischte Beat-Auswahl, wir haben kein Feature bis auf Xavier. Xavier ist das einzige Feature, auf dem letzten Track, welcher auch gleichzeitig der einzige nachdenkliche und ruhige Track ist, auf dem jeder einzeln den Beat für sich selbst interpretiert hat. Daher wird für die Leute, die den Song hören, das Ganze vielleicht klingen wie zusammengewürfelt. Jeder wollte darauf etwas anderes sagen. Die Leute, die sich das dann anhören, werden es schon merken. Auf jeden Fall ist keiner von uns am Thema vorbeigeschliddert. Die erste Single wird „Monster Shit“ heißen, und das wird auf jeden Fall ein relativ harter Track. Was wir danach machen, wissen wir auch schon. Wir haben versucht, viele verschiedene Themen zu machen, aber auch viele Konzept-Songs. Ein Track heißt „War“, wo wir nur Kriegsmetaphern genommen haben. Ein anderer heißt „Tollwut“, worauf sich alle Metaphern nur mit Tieren beschäftigen. Wir haben wirklich versucht, in jede erdenkliche Richtung etwas zu machen. Smoothe Sachen, harte Sachen, aber es ist vor allem ein HipHop-Album.
rap.de: Wer hat für euch die Beats produziert?
Savas: Viele Leute. Aus Deutschland z.B. Monroe, Martelli, Sti, Azad und auch ich. Aus Amerika waren L.E.S., Sholar, Needlz und Kwamé dabei. Sonst fällt mir jetzt gerade keiner mehr ein.

Savas: Die Youth Culture-Leute hatten uns gebucht. Wir sind bei denen aufgetreten, und einer von denen hat eine ziemlich geile Leinwand gemacht. Ich weiß aber gar nicht, ob die schon jemand ersteigert hat. Das ist echt eine sehr gute Leinwand – sehr gelungen. Wer mein Face in überdimensional haben will, für den wird es sich lohnen, da mitzusteigern. Wer mein Gesicht nicht so mag, der sollte sich diese Leinwand vielleicht nicht unbedingt holen.
rap.de: Ich hab in letzter Zeit mehrfach rumoren hören, dass du eventuell planst, dich völlig aus dem Rap-Game zurückzuziehen. Ist da irgendetwas dran?
Savas: Ich will jetzt nichts sagen, was ich nicht halten kann. Bis jetzt macht mir auf jeden Fall Rap noch Spaß. Was ich auf jeden Fall will, ist, dass wir uns in diesem Jahr mehr auf Optik konzentrieren, damit alle Leute von Optik auch mehr represented werden. Caput hat gerade sein Mixtape „Caputte Sicht“ fertig, und Erc hat sein Mixtape „Best Of Ercandize II“ am Start. Wir machen dieses Jahr auch auf jeden Fall noch das Optik Records-Album. Ich will auch auf jeden Fall meinen Bruder noch mehr unterstützen… Ich werde nicht so schnell gehen! Ich habe noch viele Tracks zu machen, und ich habe noch viele Alben vor mir. Ich mag Alben. Mein nächstes Album wird auf jeden Fall ganz anders sein, als die Leute sich das vorstellen. Ich hab die ersten drei Songs vom Konzept her am Start, ich habe bereits ein, zwei Hooks geschrieben und werde mir noch viel mehr Mühe geben. Das nächste Album wird kein Schnellschuss sein. Ich werde Tracks machen, die als ganze Songs gelten werden.
rap.de: Ich möchte das Interview mit einer mehrfach zu deutenden Frage abschließen: Gibt es irgendeine Sache, bei der du dir wünschen würdest, diese nie gemacht zu haben?
Savas: Da gäbe es natürlich viele Sachen. Jeder Mensch hat in seinem Leben Fehler. Dadurch, dass diese Eko-Geschichte gerade so aktuell ist, hätte ich natürlich im Nachhinein meine Zeit auch besser in einen anderen Menschen investieren können, aber das kann man danach immer leicht sagen. Ich glaube, was viele Leute an mir kritisieren, ist, dass ich mich einfach zu oft nicht auf mich selber konzentriert habe, manchmal zu viel an andere Leute geglaubt habe und manchmal vielleicht auch ein bisschen zu naiv war. Da war ich aber auch ein wenig jünger – diese Zeiten sind vorbei. Ich weiß jetzt, was ich will. Man ist aber nie wirklich vor Fehlern geschützt oder davor, besonders wenn es auf einer freundschaftlichen Ebene ist, dass man auch enttäuscht wird. Genauso, wie man auch nie davor geschützt ist, andere Leute durch sein eigenes Verhalten zu enttäuschen. Es gibt auf jeden Fall Sachen, die ich lieber nicht gemacht hätte, aber das hat nichts mit Rap zu tun. Und das hat auch nichts mit Eko zu tun. Das sind private Sachen, mit denen ich andere Leute enttäuscht habe und mir nun sage: Das war nicht cool! Das haben die Leute nicht verdient.

Lady „Bitch“ Ray – Raywatch Trailer – UNZENSIERT

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Nachdem Lady Ray mit ihrem expliziten "Hengzt Arzt Orgi" so kontrovers diskutiert wurde, dass sie wegen ihrer Texte von ihrem Arbeitgeber Radio Bremen gefeuert wurde, legt sie nun nicht minder offenherzig nach. Dieser Trailer dürfte einen Eindruck vermitteln, was von ihrer Internet-TV-Show "Raywatch", die demnächst online gehen soll, zu erwarten ist… Hier die unzensierte Version (auf ihrer myspace-Seite ist eine züchtige Version mit Zensurbalken zu sehen, wohl um den etwas prüderen Moralvorstellungen der Amerikaner zu genügen).

Big Punisher

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Und so wie mir muß es vielen Leuten, zumindest in Amiland, gegangen sein, denn dort stieg das Debutalbum „Capital Punishment“ direkt auf Platz 5 der Albumcharts ein. Dieses hispanoamerikanische Schwergewicht setzt mit seinem Partner Fat Joe die Tradition der maßlos übergewichtigen Rapper wie Heavy D und Notorious B.I.G. fort. Ein Indiz dafür, daß er diesen an Stylz und Skillz in nichts nachsteht, ist sein Signing bei Loud Records. Denn dieses Label, das den Wu-Tang und die Alkaholiks in seinem Repertoire hat, hat schon immer für Reimqualität gebürgt. …satte Hardcore-Tracks… Nachdem das erste Staunen über die mächtige Bildschirmpräsenz („Wer ist denn der Fettsack?“) vorüber war, erinnerte ich mich daran, diesen neuen „Overweight Lover“ schon im „Off the Books“-Video von den Beatnutz gesehen zu haben. Dort kickte Pun einen feisten Reim, der im nachhinein betrachtet schon auf das, was da kommen würde, hinwies. Oh Mann, da schlägt’s ja dick ein. Auf „I´m Not A Player“ folgte als dritte Single der Remix „Still Not A Player“, der den R´n´B-Sänger Joe featurte. Beide Songs wurden von sehr smoothen, souligen Refrains getragen, heutzutage ein eindeutiges Merkmal für Chartambitionen und -potential. Trotzdem beeindruckt der Style, mit dem Pun seine Reime präsentiert. Und beim Durchhören des ganzen Albums findet man einige satte Hardcore-Tracks darauf, die das HipHopper-Herz höher schlagen lassen. Und, wie es in letzter Zeit fast schon zum Standard geworden ist, eine feine Auswahl von Mitstreitern: Black Thought (the Roots), Busta Rhymes, Prodigy und Wyclef. …frühmorgendliche Exerzierübungen mit dem Vater… Big Pun – ein Puertoricaner, der in der Bronx aufwuchs. Erzogen von seinem strengen Stiefvater, einem Vietnamveteranen, der den Jungen mit frühmorgendlichen Exerzierübungen quälte. Das Ergebnis des strengen militärischen Drills war das exakte Gegenteil dessen, was der Vater im Sinn hatte: Ein Rebell mit dem unbeugsamen Willen, auf Autoritäten einen Dreck zu geben und sich von niemandem den Mund verbieten zu lassen. Daß dabei auch schon mal, politisch unkorrekt, Schwule ihr Fett wegbekommen, kann man milde übersehen, oder man sagt sich: Scheiß halt auf diesen Vollidioten. Ich sage: Er hat mit seinem „komplizierten Hardcore Reimfluß“ (Zitat Big Pun) ein höchstrespektables Album abgeliefert! Den sich zur Zeit anbahnenden Riesenerfolg hat das von ihm selbst und Partner Fat Joe produzierte Album in jeder Hinsicht verdient – daß Pun´s ungesundes Übergewicht bei der zu erwartenden Menge an „Cheese“ nicht geringer werden wird, versteht sich von selbst. Ich würde darauf wetten, das ihm das scheißegal ist.

Afrika Bambaataa

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Ich: "can we do the interview right now?" Er: "I´m trying to breathe, man!" Dann eben nicht… Später, unter freiem Himmel, wurde schließlich alles gut, als Mr. Bambaata mir Rede und Antwort stand und Einblicke in sein Zulu-Universum gewährte. Er war gerade für einige Auftritte während der Loveparade nach Deutschland gekommen. …HipHop-Roots auf der Loveparade?… Zugegeben, es wirkt auf den ersten Blick ein wenig irritierend, wenn ein Oldschool-Gott auf einem Loveparade-Wagen mitfährt (MCend!) und sich freiwillig zwischen lauter hysterischen Ravern herumtreibt. Wenn man aber die Roots des Africa Bambaata unter die Lupe nimmt, erscheint es dann schon erklärlich (oder sollte man sagen: verzeihlich?). Bambaataa war einer der Hauptakteure in den wilden Tagen der späten 70er. Blockparties in NYC – das hieß: Ein DJ, eine mächtige PA und eine begeisterte Crowd (unübersehbare Parallelen zu den "Raves" in England Anfang der 90er, oder?). Hier wurde HipHop geboren, und für immer geprägt. Man stelle sich den heiligen Moment vor, als der erste MC "everybody say ho-o" gerufen hat (Gänsehaut…)! Neben Cool DJ Herc und Grandmaster Flash war Bambaataa einer derer, die begannen, HipHop-Musik aufzulegen. Damals gab es einfach noch nicht die Flut an Veröffentlichungen dieses Genres, die es heute gibt. Somit mußten die DJs auch Musik anderer Stilrichtungen benutzen. Dadurch war die Phantasie und der Forschergeist der DJs gefordert, und Bambaataa war einer der kreativsten – er legte Musik aus aller Herren Länder auf, scheißegal was oder von wem – Hauptsache Groove. …die erste HipHop-Platte brachte gleich die ersten Probleme… Die erste Platte, die die Musik der Parties auf Vinyl verewigte, war 1979 der Track "Rapper’s Delight" der Sugar Hill Gang. Die Single verkaufte sich weltweit 10 Millionen mal und machte zum erstenmal (und zwar massiv) außerhalb New Yorks auf HipHop aufmerksam. Tatsache war, daß die Jungs nicht aus der Szene kamen, und somit direkt mit der ersten HipHop-Platte das erste Respektproblem da war (gleichzeitig gab es das erste Sampleclearance- Problem, da das Instrumental auf dem Song "Good Times" von Chic basierte).  Die Realness-Frage stellte sich für Bambaataa nie. Ende der sechziger Jahre herrschte in New York die Gang-Ära und bis 1975 war Bambaataa Mitglied der Black Spades. Aus dieser Lebensphase trat er dann glücklicheweise unverletzt aber dafür um so weiser hervor. Unser Abschiedsgeschenk hat leider nicht gepaßt… (XL!) Die Erfahrungen auf der Straße waren sicher ein Grund für ihn, die Universal Zulu Nation (UZN) zu gründen. Aufgewachsen in den 60ern bekam er außer seinen Gang-Erfahrungen eine Menge von den in den USA herrschenden Rassen-Diskriminierungen mit, und diese Erfahrungen finden sich in den Grundregeln der UZN wieder. Das Programm dieser von ihm gegründeten Organisation stellt sich gegen jede Form des religiös oder rassistisch motivierten Extremismus und läßt sich auf alle Fälle mit einem dicken "Ja" unterschreiben.

…ein Kraftwerk-Sample auf der ersten Single… Diese Toleranz und Weltoffenheit war es auch, die ihm einen riesigen Pool an Samplingmaterial eröffnete – z.B. "Autobahn" von Kraftwerk, die musikalische Basis für seine erste Veröffentlichung "Planet Rock" ´82. Dieser Techno-Funk-Track mit seinem fetten 808-Beat und den Rappern der Soulsonic-Force war seiner Zeit weit voraus und praktisch der Vorläufer des Miami Bass. "Leute, die Ihren Stil für die einzig erlaubte Form des HipHop halten, sind ignorant. Sie kennen nicht die wahren Formen des HipHop. Du hast alle Formen des HipHops. Du mußt HipHop für das nehmen, was es ist. Du hast die harten Beats, du hast den Gangsta Rap, du hast deinen Elektro Funk, der vom Party Rock abstammt, es gibt den Miami Bass, und es gibt den GoGo aus DC. Teddy Riley hörte den GoGo auf meinen Bronx River Parties und schuf den New Jack Swing." Diese Grundhaltung, die Bambaataa schon Ende der 70er zeigte, war auch für die beginnende kreative Nutzung der Sampling-Technik mitverantwortlich. Er war der erste, der Musik von außerhalb des amerikanischen Kulturkreises benutzte – im Augenblick (Elektrofunk-Revival!) läuft´s eher andersherum: "Dieser U96-Typ hat meinen `Looking For That Perfect Beat´-Groove geklaut. Das wird teuer für ihn…"  Eine Frage des Geldes – nicht aber der Ehre. In Bambaata´s Universum ist Platz für Alle und Jeden. "Ich höre `ne Menge alte Sachen wie Ice Cube und so. Dann neuen Shit, DMX. Ich steh´ aber auch auf lustiges Zeug – Will Smith und so." Ist ja schon ´ne Menge. Und natürlich Elektro-Stuff: "Ich steh´ total auf Prodigy!" Oops! Aber hey, warum denn so engstirnig? Hier steht einer der Väter des HipHop und seine nächste Platte macht er mit Westbam! Das sollte uns wohl alle ein bißchen Coolness lehren, in Sachen "wahrer Glauben" und so. Und irgendwie ist mir ´ne Technoscheibe vom alten Zulu sympathischer als ´ne Platte von C-Block, die "Keep It Real" heißt.

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