Freitag, 2. Mai 2025
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Vinyl: Comeback des Analogen in der digitalen Zeit

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Es knistert wieder in den deutschen vier Wänden

Vor fast genau dreißig Jahren begann ihr Aussterben. Bereits Anfang der Neunziger hat sie kaum noch Geräusche von sich gegeben. Spätestens 1997 wurden in Deutschland die letzten Geräte abgestellt. Doch seit einigen Jahren dreht sie wieder ihre Runden. Ein Geist ist von den Toten auferstanden, dabei ist die Vinyl-Schallplatte das genau Gegenteil eines Geistes: sie ist physisch. Und damit der absolute Gegenpol in einer von Digitalität geprägten Zeit, in der Musik meist über Smartphones und Streams konsumiert wird, wie ich bereits in einem Kommentar vor einiger Zeit schrieb.

Der Siegeszug der Compact Disc besiegelte das Ende der Vinyl-Ära. Nun wird der Zwitter CD, der zwar auch ein physischer Träger ist, aber digital gelesen wird, selbst abgelöst, durch Streamingdienste und digitale Downloads, und auch wieder von der Schallplatte, die jedoch natürlich in einem viel kleineren Maßstab. Im ersten Halbjahr 2016 machte sie 4,3 Prozent des Gesamtumsatzes in Deutschland aus. Dennoch ist ihr Wachstum am Umsatz und in realen Verkäufen in den letzten Jahren konstant und deutlich spürbar. Saturn und Media Markt führen auch abseits der großen Städte Schallplatten und so gut wie jeder Rapper, der etwas auf sich hält, lässt heute sein Album wieder auf Vinyl pressen. Viele wie zum Beispiel Morlockk Dilemma und Hiob oder Audio88 und Yassin brachten ihre Werke schon immer auch oder nur auf Schallplatte heraus.

HipHop und die Vinyl-Schallplatte hatten sowieso vom Anbeginn an eine besondere Beziehung. Denn im Gegensatz zu den Musikgenres, die vorm HipHop entstanden, benötigte er kein Instrument oder Stimme, zumindest nicht im klassischen Sinne. Die DJs machten ihre Turntables zu ihrem Instrument, die Schallplatten wurden ihre Bandmitglieder. Ohne das Medium Vinyl-Schallplatte hätte Rap in dieser Form erst gar nicht entstehen können.

Ein analoges Medium in einer digitalen Zeit

Nachdem es möglich wurde Klang aufzuzeichnen, wurde nach einer Option der industriellen Vervielfältigung bzw. Verteilung gesucht. Im späten 19. Jahrhundert entstand so unter anderem die Schellack-Schallplatte, die sich schnell durchsetzte und bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts das übliche Abspielmedium blieb. Erste Versuche mit Polyvinylchlorid gab es bereits in den 30ern. Der kommerzielle Erfolg der Vinyl stellte sich aber erst gut 15 Jahre später ein. Vorteile des neuen Materials waren unter anderem eine bessere Klangqualität und höhere Resistenz.

Diese war auch ein Grund, weshalb Vinyl-Schallplatten zuerst für Kinderlieder genutzt wurden. Doch auch bzw. vor allem beim Transport war die Widerstandsfähigkeit von großem Vorteil, denkt man an die Jugendlichen, die in den USA in der Nachkriegszeit als Konsumentengruppe erschlossen wurden. Die Halbstarken könnten ihre (Rock-)Musik so mit sich tragen, auf Kofferplattenspielern überall abspielen und ihren Freunden zeigen. Spotify-Playlisten anno 1955.

Über Resistenz und Transport müsste man sich heute Gedanken mehr machen, würde man lediglich digitale Medien nutzen. Und obwohl es so viele Vorteile auf der Seite der Streams und Downloads gibt, schwört man mancherorts auf den analogen Tonträger. Chefket rappt sogar in „Wir“: „Doch ohne Plattenspieler bist du keine Zielgruppe für mich„. Darin sieht man klar eine Art Elitegedanken, der weit verbreitet und für mich doch falsch ist, denn nach meiner Auffassung schlägt der Inhalt immer die Technik. Ganz abgesehen davon, dass ein guter Plattenspieler ordentlich ins Portmonee geht.

Was man aber tatsächlich leicht beobachten kann, ist, dass das Auflegen einer Schallplatten bei manchen einem zeremoniellen Akt gleicht und sie einer Platte bewusster zuhören. Dies ist zwar kulturell bedingt und keine natürliche Eigenschaft des Mediums, aber genauer Zuhören ist auf jeden Fall eine gute Sache.

Long live the Long Play

In dem Beitrag vor einigen Wochen schrieb ich auch, dass es vermehrt um einzelne Songs und Playlisten geht. Auch hier bietet die Vinyl (im HipHop ist die 7inch im Gegensatz zur 12inch heute doch sehr selten) einen Gegenentwurf. In den seltensten Fällen spult man auf einer Schallplatte vor, ganz zu Schweigen von einer shuffle-Funktion. Man muss sich auf jeden einzelnen Song einlassen, weshalb vielleicht eher die Liebhaber eine Vinyl kaufen. Dass man deswegen aber gleichzeitig mehr Ahnung von Musik hat, ist aber ein Trugschluss.

Auch die Rapper selbst legen immer noch viel Wert auf ein Gesamtkonzept und -sound, trotz des steigenden Mixtape-Trends. Wahrscheinlich auch um ihr „großes“ Album vom „nebenbei produzierten“ Mixtape klar zu trennen. Dafür wird bei Alben zum Beispiel immer häufiger nur mit einem Produzenten gearbeitet, um einen durchgängen Sound zu erschaffen.

Egal woher nun genau der Reiz der Vinyl-Schallplatte für den Einzelnen herkommt, sei es Nostalgie, ein bestimmter Sound oder einfach nur das große Cover, die Entwicklung des Vinyl-Umsatzes zeigt, dass zwei ganz verschiedene Strömungen nebeneinander koexestieren, während der Schritt zwischen Schallplatte und digital, die CD, eher früher als später nur noch eine Nebenrolle spielen wird. Es ist auf jeden Fall schön zu sehen, dass ein für HipHop so wichtiges Medium wie die Vinyl wieder auferstanden ist.

Ahzumjot & Lance Butters – Die Welle (prod. Ahzumjot)

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„Alle schwimmen hinterher“, lautet das Fazit, das Ahzumjot und Lance Butters über die Raplandschaft auf ihrem Track „Die Welle“ ziehen. Als Rapper könnte man beim Hören des Tracks schnell verleitet werden, mal seine musikalische Vergangenheit zu hinterfragen, ob man denn auch nur Mitläufer ist. Zusätzlich wurde der von Ahzumjot produzierte Beat zum Großteil sehr minimalistisch gehalten, welches die lyrischen Ansagen der beiden nur unterstützt.

Ahzumjot hatte zuletzt im Juni das kostenlose Tape „16QT02: Tag drei“ veröffentlicht, zusammen mit dem Split-Video zu den Tracks „Schwör’s dir“ und „Schwör’s mir“. Kürzlich erschienen nun noch Visualisierungen zu „Wach/Tag Drei“ und „Mein Bruh“ aus selbem Release. Lance Butters letztes Werk „Blaow“ ist schon über ein Jahr her. Trotzdem (oder gerade…) geht er gemeinsam mit Ahzumjot auf „Lassensedis“-Tour Ende des Jahres.

Review: Afrob – Mutterschiff

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Als Rapurgestein ist es nicht leicht, sich in der Szene stetig zu beweisen. Entweder hängengebliebener Scheiß oder Mitläufer der jungen Generation. Afrob hat es jedoch mit seinem neuen Werk „Mutterschiff“ geschafft, sich weiterzuentwickeln, ohne dabei auf seine altbewährten Skills zu verzichten. „Mutterschiff“ ist keinesfalls ein Album, auf dem Afrob krampfhaft seinen alten Film fährt, um auf Nummer sicher zu gehen. Im Gegenteil: Auf dem kompletten Album liefert er mehr Vielfalt in den Sounds und seinen Flows als je zuvor.

Mit bretterndem Beat, bösen Synthies und passender Hook beginnt Afrob mit „Ich bin dieser“ die Reise auf dem „Mutterschiff“. Textlich haut er gleich mal eine fette Ansage raus und erinnert seine Zuhörer kurz daran, dass er seit Tag eins dabei ist und einen großen Beitrag im Rap geleistet hat: „Ich half Rap aus dem Brutkasten / Ich gab ihm die Flasche / Hinterließ dabei riesige Fußstapfen“.

Nach dem brachialen Anfang folgt erstmal einige Sekunden Ruhe. In „Alles Nehm Ich Mit“ lässt Afrob es ruhiger angehen. Der engelsgleiche Gesang zu Beginn des Songs lässt einen fast in einen tranceartigen Zustand verfallen, doch Afrob steppt zum richtigen Zeitpunkt mit einem smoothen Beat ans Mic. Dort verarbeitet er persönliche Erfahrungen wie das Aufwachsen mit seiner alleinerziehenden Mama, Probleme der Vergangenheit und die letztendliche Selbstfindung, die ihm durch die Musik gelang.

Pünktlich zum Herbstanfang bekommt der Hörer dann noch eine Ladung sommerliche Stimmung auf „Einfach Machen“. Trommeln und Trompeten geben dem Sound eine gewisse Leichtigkeit, die durch Gentlemans Attitüde und den Autotune-Effekt auf Afrobs Gesangapart unterstrichen wird. Produziert wurde der fröhliche Sound von Rik Marvel, der neben Abaz, Phono und Brainfood & The Mentalist das gesamte Album mit Sounds bestückte.

Das allein unterstreicht schon die Vielfältigkeit des Albums. Auf „Herz und Seele“ zelebrieren Afrob und Samy Deluxe dann ihre jahrelange Verbundenheit ein weiteres Mal musikalisch und liefern den klassischen ASD-Sound – nicht nur durch den typischen Sirenensound, der immer mal wieder dazwischengetrötet wird. Der an Reggaeton angelehnte Sound begleitet die gut miteinander harmonierenden Parts der ASD-Kollaborateure perfekt – eingespieltes Team, klar.

Mit „Das Muss Es Sein“ nimmt das Album dann nach dem Trap-Sound von „One Man Show“ eine klare Wende, was den Sound angeht. Autotune-Effekte scheinen es dem Urgestein unüberhörbar angetan zu haben. Jeder darauf folgende Song, wie „Weit Weg“, „Interlude“, „Irgendwann“ und „Oh Gott“ enthält eine Autotune-Sequenz, allerdings steht der Effekt nie im Vordergrund eines Songs, sondern wird lediglich zwischendurch eingeschoben.

Features wie Samy Deluxe oder Gentleman wiederum lassen den Zeitgeist der Vergangenheit aufleben und ergänzen sich perfekt mit dem modernen Sound sowie dem unüberhörbaren Einfluss des aktuellen US-Rap-Geschehens. Mit bestehenden Musikstilen zu experimentieren und sich mit ihnen durch Features oder einzelne Soundelemente zu vereinen, scheute Afrob noch nie. Auch diesmal bediente er sich an Jazz- und Soulelementen und klingt dadurch letztlich noch abgefahrener als zuvor.

Textlich gesehen erweckt es den Eindruck, dass Afrob sich selbst gefunden hat. Seine Texte wirken sehr reflektiert – genug zu erzählen hat er zudem ja sowieso immer. Mit „Mutterschiff“ setzt er den Aushang für das Weiterschreiten in der Szene ohne an dem Alten festzuhalten und zu vergessen über den Tellerrand hinauszusehen.

„Mutterschiff“ hat insgesamt einen guten Bums und bietet eine große Bandbreite von Rap, weil es viele Subgenres mit einbezieht. Seine Leidenschaft und die Freude an der Musik kann man in jedem einzelnen Song heraushören, keiner davon wirkt gelangweilt oder wie Füllmaterial. Die Produzenten von „Mutterschiff“ haben sich gut aufeinander abgestimmt und somit sind insgesamt sehr zugängliche und ästhetische Sounds entstanden. Und jetzt ab aufs Raumschiff.

SadiQ – AKpella (Snippet)

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Nachdem SadiQ gestern die endgültige Tracklist von „AKpella“ veröffentlicht hat, erscheint heute nun das Snippet als Einblick in sein Album als Gesamtwerk. Das Snippet holt einen mit dem Intro direkt in ein Kriegsszenario und sorgt für düstere Stimmung, die im restlichen Album immer wiederkehrt. Ansonsten gibt es über zehn Minuten Vorgeschmack auf seinen Langspieler, der am 14. Oktober erscheint.

Bisher kann man die Tracks „Ultimate Team“, „Bin von 2“, „Legal“ und „Kallash Akhey“ vorab in vollständiger Länge hören, da sie bereits visualisiert wurden.

Fard veröffentlicht Snippet zu „BFHFA“

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Fard veröffentlicht das Snippet zu seinem Album „Bei Fame hört Freundschaft auf“, kurz „BFHFA“, das am 7. Oktober erscheinen wird. Auch zur Bonus-EP gab es bereits ein kurzes Snippet zu hören. Der Rapper hat seine Hausaufgaben gemacht und bereits einige Videos präsentiert. Die beiden letztes Veröffentlichung gab es zu „Calvin Klein“ und „Optimus Prime/Misanthrop“. Die komplette Tracklist von „BFHFA“ inklusive Produzenten findest du hier.

Ben Salomo verschiebt Releasedate von „Es gibt nur einen“

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Ben Salomo verschiebt das Releasedate von seinem Album „Es gibt nur einen“, das am 14. Oktober erscheinen sollte.

Via Facebook verkündet er die schlechte Nachricht, begründet sie jedoch mit einer Guten, denn seine Tochter hat das Licht der Welt erblickt. Das neue Releasedate von „Es gibt nur einen“ ist nun drei Wochen später, am 4. November.

Bis dahin können sich alle Wartenden mit den Videoauskopplungen zu „Identität“ und „Erfolgsstory“ oder unserem ausführlichen Interview bei Laune halten. Beide Songs werden auf „Es gibt nur Einen“ zu hören sein.

Lazy Lu feat. LUX & Johnny Rakete – Wenn ich breit bin (prod. Cap Kendricks)

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Lazy Lu veröffentlicht das Video zu „Wenn ich breit bin“ – einem Kiffer-Song mit LUX und Johnny Rakete, in dem Gras nicht nur verherrlicht, sondern auch die negativen Seiten des Kiffens aufgezeigt werden. Der Track stammt aus der Debüt-EP von Lazy Lu namens „Paradoxon“, die ab dem 1. Oktober als Free Download erhältlich sein wird. Produziert wurde die EP komplett von Cap Kendricks.

Übersicht: Deutschrap Releases Oktober 2016

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Der Oktober kommt mit einigen Releases von bereits seit längerem etablierten Künstlern daher: MC Rene, Fiva, Ben Salomo und Kool Savas veröffentlichen über den Monat verteilt neue Werke. Mit „Khazraje“ von MC Rene und „Keine Angst vor Legenden“ von Fiva sind zwei von ihnen gleich am 7. Oktober dran, einem der stärksten Releasetage im Oktober, denn gleichzeitig veröffentlichen auch Chima Ede & Ghanaian Stallion ihre Kollaborations-EP „Principium“, sowie auch Fard sein neues Album.

Mitte des Monats gibt’s dann Neues von Gold Roger zu hören, bis gegen Ende des Monats nochmal eine Ladung neuer Deutschrap dazukommt: Maeckes mit „Tilt“, Olexesh mit „Makadam“ und Silla mit „Es war einmal in Südberlin“.

Kool Savas hat sich aus diesem stark besetzten Releasetag gerade nochmal so zurückgezogen und zeigt dann mit „Essahdamus“ am 28. Oktober, was er so in den letzten Monaten produziert hat. Die Tracklist inklusive aller Features ist kürzlich erschienen.

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