Kollegah, dem im Zuge der Echo-Verleihung bereits antisemitische Aussagen vorgeworfen wurden, steht wegen relativierender Aussagen zum Holocaust erneut in der Kritik.
In einem Interview mit Aria und Toxik von hiphop.de setzt er den Holocaust in Deutschland mit der Situation in den Palästinensergebieten gleich. In Gaza und im Westjordanland passiere das Gleiche, was „bei uns mal passiert ist in Deutschland – nämlich während des Holocausts“.
Diese Gleichsetzung der Besatzung mit dem industriell betriebenen Massenmord des Deutschen Reiches ist in der Antisemitismusforschung ein bekanntes Muster. Sie dient erstens dazu, den Holocaust als singuläres Verbrechen zu relativieren. Zweitens findet damit eine Dämonisierung der (ohne Zweifel kritikwürdigen) Politik des Staates Israel statt.
Im weiteren Verlauf des Gesprächs behauptet Kollegah zudem, die Deutschen hätten von Auschwitz und damit den Vernichtungslagern nichts gewusst. Auch diese Schutzbehauptung ist der Antisemitismusforschung wohlbekannt. Sie ist historisch längst widerlegt: Schon 1942 etwa hatte die Widerstandsgruppe Weiße Rose in ihren Flugblättern auf die bestialischen Ermordungen hingewiesen.
Erst im Sommer hatte Kollegah zusammen mit Farid Bang die Gedenkstätte des Vernichtungslagers Auschwitz besucht. Er hatte sich tief beeindruckt gezeigt und erklärt, die Erfahrung habe ihn verändert. Angesichts seiner Aussagen im Interview bleiben daran zumindest Zweifel.