Das Internet ist voller Schätze. Nicht selten stößt man auf einen wenig beachteten Rohdiamanten. Das Format „Fundkiste“ gibt eben jenen Juwelen die Möglichkeit, einem größeren Publikum vorgestellt zu werden. In unregelmäßigen Abständen werden handverlesene Künstler, Tapes oder Songs vorgestellt. Ob aktuell oder alt – Hauptsache dope.
Heute: Signmark
Es gibt viele Hürden auf dem Weg zum Berufsmusiker. Man muss Singen oder Rappen lernen, ein Musikinstrument spielen können oder ein Musikprogramm beherrschen. Für eigene Songs muss man dann auch noch komponieren oder texten können. Im besten Fall kann man von allem etwas. Dazu kommt dann noch jede Menge Glück und ein gutes Team, das an einen glaubt. Der finnische Rapper Signmark stand noch vor einem ganz anderen Problem: er kam gehörlos auf die Welt.
Doch nachdem er als Jugendlicher MTV geschaut hat (damals liefen dort tatsächlich noch Musikvideos), schwärmte sein Herz für HipHop und ihm war klar, was er werden wollte: Rapper. Trotz der berechtigten Zweifel seines Umfeldes, dass Musikmachen als Gehörloser doch eher schwierig werden würde, stand für Signmark sein Ziel fest. Zuerst übersetzte er nur Texte erfolgreicher Hits in Gebärdensprache. Erst nachdem ihn 2004 ein Freund fragte, warum er denn nicht einfach selbst Songs schreibe, verarbeitete er seine Taubheit in der Musik.
Obwohl der Finne die Musik nicht hören kann, fühlte er den Rhythmus. Ist ein Bass tief genug, kann ihn Signmark auch spüren, was ihm hilft, bei Aufnahmen und auf der Bühne den Takt zu treffen. Das Rhytmusgefühl brachte er sich vor allem durch das Tanzen bei. Gereimt wird in Gebärden- wie auch in der Lautsprache, nur das statt einer ähnlichen Phonetik sich gleichende Handzeichen und -bewegungen benutzt werden.
Das erste, bilinguale Album „Signmark“ erschien 2006 in Form einer DVD noch als Dreigespann. Neben Signmark selbst gehörten der gleichnamigen Gruppe noch der akustische Rapper Mahtotapa und der DJ Sulava dazu. Nach dem Release spielten sie Konzerte auf der ganzen Welt. 2009 folgte der Durchbruch in den finnischen Mainstream, als Signmark sich beim nationalen Vorentscheid des Eurovision Song Contest mit ihrem Song „Speakerbox“ nur Waldo’s People geschlagen geben mussten.
Jedoch trennte sich die drei anschließend und Signmark unterschrieb einen Solo-Deal bei Warner Music. Damit war der Finne der erste gehörlose Rapper bei einem Major. Es folgten die Alben „Breaking The Rules“ (2010) und „Silent Shout“ (2014) und viele weitere Konzerte rund um den Globus. Bei diesen übernahm fortan der Rapper Brandon die Vocals.
In seiner Musik thematisiert Signmark sein Leben als Gehörloser. Er will die positive Message verbreiten, dass, wenn er Musiker werden konnte, auch vieles andere möglich sei, wenn man sein Ziel nur mit genug Leidenschaft verfolgt. Außerdem setzt er sich dafür ein, Gehörlose nicht als behindert, sondern als sprachliche Minderheit mit eigener Kultur und Geschichte zu betrachtet.