Der Coronavirus-Guide für Rapfans: Wie sich Covid-19 auf Konzerte, Festivals, Releasedates uvm. auswirkt

Videodrehs platzen

Wie Künstler und Labels mit einem solchen Wegfall umgehen, spielt in einem derartigen Szenario die entscheidende Rolle. Theoretisch ließe sich die Box natürlich nachreichen, was den meisten Chartplatzierungen zwar merklich schaden würde, aber in der aktuellen Situation vielleicht das kleinere Übel darstellt. Verzögerungen sind allerdings auch aus anderen Gründen zu erwarten, denn bereits bevor ein Album beim Vertrieb eingereicht wird, gibt es eine Vielzahl an Faktoren, die betroffen sind. Sebastian Schweizer, Gründer und Inhaber von Chimperator, schildert einen Fall:

„Wir sind in einer Planung für einen Videodreh, was bei der Locationanfrage krass schwierig ist, weil keiner weiß, wie es in den nächsten Wochen aussieht und ob man überhaupt geöffnet haben kann. Dementsprechend ist auch unklar, wie wir weitere Releases planen können, wenn bei Sachen nicht sicher ist, ob sie durchgeführt werden können. Auf der anderen Seite habe ich das Gefühl, wenn es dazu kommen sollte, dass die Leute für längere Zeit zu Hause bleiben, dass sie dann wahrscheinlich auch mehr Musik hören. Auf Labelseite habe ich also keine Sorgen, dass wir finanzielle Schwierigkeiten bekommen. Releases bekommt man irgendwie hin, dann kommt das Video halt später. Es wird eher problematisch auf der Live-Seite. Außerdem wollen die Künstler wollen nicht reisen – man überlegt mehrmals, ob man wirklich zu einem Meeting geht.“

Konzerte mit Sicherheitsabstand

Ein Künstler, der auf Reisen war, ist Rhymin Simon. Am Freitag spielte Simon Support für B-Tight in Dortmund. Erst hätten die Jungs mit einer Absage gerechnet, dann wurde zu einer ungewöhnlichen Maßnahme gegriffen: „Die Veranstaltung wurde von der 300er-Location in eine 1500er-Halle verlegt, einfach damit das Publikum Abstand zueinander halten kann. Außerdem wurde die Temperatur jedes Zuschauers gemessen und alle mussten ihre Kontaktdaten da lassen.“ Der darauffolgende Gig in Düsseldorf wurde dann allerdings abgesagt, auch die anstehende eigene Tour musste Simon streichen. „Finanziell ist bei mir alles cool, weil ich nicht von der Musik lebe, sondern einen normalen Job habe. Ich hoffe trotzdem, dass ich Ende des Jahres noch auf Tour gehen kann und da noch Clubs frei sind. Nicht dass sich dann alle, deren Konzerte jetzt ausfallen, dann in die Quere kommen.“

Welche Auswirkungen die Covid-19-Pandemie letztlich haben wird, weiß natürlich niemand so genau. Wissenschaftliche Erkenntnisse und politische Schutzmaßnahmen überschlagen einander. Wichtig ist allerdings: Es gilt Ruhe zu bewahren, nicht impulsiv oder gar panisch mit der Situation umzugehen und das Infektionstempo möglichst stark zu entschleunigen, um eine angemessen Behandlung von Intensivpatienten zu ermöglichen. Dafür sind wir alle gefragt. Auch Künstler, Selbstständige und kleine Betriebe benötigen nun dringend Unterstützung.