Für sein erstes Soloalbum „Alles Gefickt“ stellt AOB-Member Bangs ausschließlich die eigenen Stärken in den Vordergrund: Hungrig vorgetragene Hoodromantik auf scheppernde Golden-Era-Beats.
„Alles fing mal an mit ner Waage und paar Gramm“
Wie die meisten Tracks der Crew dreht sich auch „Alles Gefickt“ um den Neuköllner Kiez, Tickereien und das ganze Drumherum – klar, wenn das die Themen sind, die im Leben des Protagonisten stattfinden. Das bedeutet allerdings nicht, dass Bangs diesen Themen auf seiner Soloplatte nicht einen ganz eigenen musikalischen Anstrich verleihen würde.
Besagte Themen ziehen sich durch das gesamte Album durch und trotzdem bringt Bangs seine eigene, hungrige Energie mit, die einen auch in Albumlänge auf Trab hält. Jeder Track hat eine ganz eigene Note, egal ob man „500 Euro“ nimmt, der sich hauptsächlich um Bangs Ticker-Karriere dreht oder der Album-Opener „Breakdance“, der allen Nicht-Berlinern einen realistischen Eindruck des echten Neuköllns vermittelt.
Zwischendurch liefern Tracks wie „Haare Sitzen“, in dem es augenzwinkernd um die Relevanz einer gut sitzenden Frisur geht, die thematische Abwechslung.
Features: Wie Verwandte
Die vielfältigen Features auf „Alles Gefickt“ reichen von Ulysse („Das Selbe“) über Bela030 („Chemie Passt“), Crackaveli („Flecken“) Rapkreation („Willkommen“) und Luvre47 („Ich Muss“) bis zu BRKN und AOB-Kollege Almani („Haare Sitzen“). Die lockern das ganze gut auf und sind sinnvoll platziert. Außerdem wirkt keiner der Gäste wie ein zweckmäßiges Feature – man merkt, dass hier Bangs‘ tatsächliches Umfeld am Start ist. Ein paar Solotracks mehr wären aber trotzdem spannend gewesen, denn die paar, die es gibt, kann Bangs easy alleine stemmen.
„Stern auf der Haube und Chrom auf der Felge“
Zwar wird thematisch über nichts gerappt, was man noch nie gehört hätte, aber Bangs‘ Präsenz auf dem Beat sowie die nonchalante Delivery packen trotzdem einen über alle zwölf Songs.
„Ich bin in der Juice und du in der Brigitte
Schieb der Petry die Sucuk in die Schrippe“
Bei Crew-Mitgliedern, die ein Solodebüt wagen, stellt sich generell immer die Frage, wie der Künstler neu ansetzen kann, ohne in die Falle zu tappen, einfach das gleiche zu machen wie immer, nur halt ohne die Parts der Kollegen. Bangs ist es zweifellos geglückt, ein Album zu machen, dem man anhört, dass es sein eigenes Ding ist – ohne dass er die AOB-Grundsätze hinter sich lassen müsste.
Das Highlight des Albums ist nicht ein einzelner Track, sondern eher die Stimmung, in die die Hörer*innen versetzt. Wem Bangs‘ Neuköllner Hood nichts sagt, der mag vielleicht textlich mit dem Album wenig anfangen können. Doch dass die Energie der Platte stimmt, lässt sich kaum bestreiten.
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