Tagteam – „Good Memories“ + Interview

Big Joe und K-O-C-H sind eingefleischten Fans des Berliner Untergrunds sicherlich ein Begriff. Während Joe sein Label „soldier-music“ aufbaute, sorgte K zu dem CH auf zahlreichen Battle-Veranstaltungen der Hauptstadt für Furore. Die beiden wollten schon länger ein gemeinsames Album aufnehmen, doch ein ungeplanter Urlaub von Joe hinter schwedischen Gardinen machte dem Projekt einen Strich durch die Rechnung. Nun allerdings ist das Kollabo-Album der beiden namens „Tagteam“ fertig. rap.de hat mit den beiden gesprochen – und bei dieser Gelegenheit auch gleich ein Exclusive abgesahnt.


rap.de: Big Joe, warum warst Du im Knast? Big Joe: Wegen Handels mit Betäubungsmitteln und Körperverletzung. Ich hab gegen meine Bewährungsauflagen verstoßen.   rap.de: Bereust Du, was Du getan hast? Big Joe: Im Nachhinein schon, weil ich durch diese Dinge insgesamt vier bis fünf Jahre Freiheit verloren habe. In dieser Zeit, wo ich die Straftaten machte, war es abgesehen von den Körperverletzungen ein durchaus lukrativer Lifestyle. Doch ich war schwerstabhängig von meinen eigenen Produkten Weed und Kokain. Das ist wohl die Kehrseite der Medaille! rap.de: Bereust Du, dass Du so viel Zeit verloren hast? Big Joe: Auf jeden Fall! Keine Frage, weil meine Angehörigen, insbesondere mein Sohn, sehr darunter gelitten haben. rap.de: Warum musstest du durch die Hölle gehen? Big Joe: Das war wohl mein Karma, mein Lifestyle, meine damalige Einstellung zum Leben. Doch durch diese Erlebnisse bin ich zu dem geworden, der ich jetzt bin! Ich wäre auch lieber in Mariendorf oder Zehlendorf aufgewachsen, doch ich habe eben 25 Jahre in Neukölln verbracht. rap.de: Was war das härteste, das Du im Knast erlebt hast? Big Joe: Ganz ehrlich? Getrennt zu sein von meiner Familie und Freunden…und keine Musik machen zu können. Außerdem die ganzen Pädophilen, die man nicht schlagen darf, weil das ja ’ne Straftat ist. Als ich im offenen Vollzug war, wurde ich außerdem die ganze Zeit von meinem Sozialarbeiter provoziert. Der hat mir ständig Sanktionen verpasst. Knast ist nicht hart, sondern nervig! rap.de: Aus welchem Grund hast Du Dein eigenes Label "soldier-music" gegründet? Big Joe: Weil ich mein eigenes Ding machen wollte! rap.de: Warum? Big Joe: Weil ich mich  mit der Aussagekraft, die in dem Wort "soldier-music“ steckt, perfekt identifizieren kann! Ich war und bin ein Street Soldier, ein Mahnmal für die Jugend, der ich zeigen will, wohin die schiefe Bahn führen kann. Straight up in den Knast nämlich! Ich bin kein Gangster und war nie einer. Letztendlich bin ich ein Hustler, der 2003 angefangen  hat zu flowen. Ich will der Jugend das geben, was uns damals genommen wurde: Perspektiven! rap.de: Was ist dann ABCrecz? Big Joe: Ich würde sagen, die Schmiede, die Leute wie K-O-C-H, Dick Primo, Miss Chooka, W-Crew und meine Wenigkeit zu dem gemacht hat, was sie heute sind. Dafür noch mal krasse Probs an Alien B Noize und danke fürs Mastern unserer Mixtapes! Bei uns war es so ähnlich wie damals bei Royal Bunker. Es haben sich durch uns eine Menge Leute untereinander kennen gelernt. rap.de: Warum macht Ihr jetzt ein Kollabo-Album? K-O-C-H: Joe und ich kennen uns jetzt seit sieben Jahren und in der Zeit ist er so was wie ein Bruder geworden, sprich: Wir sind sehr gute Freunde. Früher haben wir viel gefreestyle, uns die Birne zugekifft und Pro Evolution Soccer gezockt, aber irgendwann haben wir dis ganze Rap-Ding ernster genommen und Prioritäten gesetzt. Joe hat 2007 sein "soldier-music“-Studio aufgebaut und dann haben wir zusammen an seinem "Shit Happenz“– Mixtape gearbeitet, was ja auch schon fast eine Kollabo war, da ich auf der Hälfte der Tracks dabei bin. Dann musste Joe ja leider nach Disneyland Tegel und es ist damals nicht zu dem geplanten DDT-Album gekommen. DDT ist "Das dynamische Trio" – bestehend aus Dick Primo, Joe und mir. Seitdem Joe 2010 im Offenen ist, arbeiten wir an Tracks für das Tagteam-Album. rap.de: Wie sind die Rollen verteilt in diesem Projekt? K-O-C-H: Also, wir sind da fifty-fifty dran beteiligt. Er besorgt zum einen über seine Connections Beats, also von seinen Produzenten Mike Yavelli a.k.a. Lil‘ Melik und Kaleidoskop Studios. Zum anderen legt er mir Themen und Ideen vor und umgekehrt. Grundsätzlich sind wir beide ja sehr unterschiedliche Typen. Er war im Knast und versucht den Kids ’ne Antiheld-Message rüberzubringen und ist gegen dieses Gangsta Verherrlichende und so. Und ich sorg dafür, dass das Ganze aber nicht zu schwer wird und auch der Anteil an Entertainment und dem ganzen HipHop-Ding nicht zu kurz kommt. Wir ergänzen uns da schon sehr gut! rap.de: Ihr konzentriert Euch also nicht hauptsächlich auf Battleraps? Big Joe: Nein, die sind ein kleiner Nebenpart. Dafür habe ich viel zu viel zu erzählen! Zum größten Teil wird unser Album aus Storytellern bestehen, genauso wie mein Soloalbum "Fuckin Streetlife – der Strassenreport“, das im Herbst oder Winter 2011 erscheinen wird. K-O-C-H:  Na, dem würde ich jetzt etwas widersprechen. Storytelling findet statt, aber was Joe damit sagen wollte: Es sind schon in erster Linie Konzept-Tracks und nicht hingerotzte Studiosessions. Thematisch grasen wir natürlich alles ab, Party, Vergangenheit, Zukunft, Hoffnung, Drogen, Ficken… Joe hat natürlich auch immer wieder den Knast  in seinen Texten, mit der Aufforderung an die Kids, es nicht so zu machen. Also, das Ganze ist in erster Linie schon Real Talk und widmet sich eher erwachsenen Themen! rap.de: K-O-C-H, wie würdest Du Deinen Style beschreiben? K-O-C-H: 1.80 cm groß, blond und deutsch! Hehehe. Ich leg viel Wert auf meinen Flow und bei Thementracks versuche ich, eine gehaltvolle Message mit ’ner vernünftigen Sprache rüberzubringen. Ansonsten mag ich Entwicklung und Innovation. Ich setz mir keine Grenzen und bin musikalisch sowie textlich nicht beschränkt und fixiert auf ein bestimmtes Ding. Ist alles Musik! rap.de: Im November hast Du auf Deiner MySpace-Seite geschrieben: "SCHELLE VOM LEBEN GEKRIEGT! JETZT GEHTS WEITER!!! DANKE GOTT- DASS ICH AUF DER WELT BIN". Was ist da passiert? K-O-C-H: Frauen Dicker, Frauen! Das einzige, was einen Mann ficken kann, ist eine Frau! Naja, ich geh da jetzt mal nicht weiter ins Detail, aber da sind Dinge passiert, die mich auf vieles aus der Vergangenheit einen anderen Blick werfen lassen und mich über einige Monate schwer aus der Bahn gebracht haben. Man bereut manchmal erst durch einen Urknall Dinge, die schon lange passiert sind. Der Satz bei myspace ist eine Art Lebensmotto. Es kommt immer anders, als man denkt. Du fällst hin, dann steh’ wieder auf, mach das Beste draus und sei froh, dass sich dein Brustkorb noch immer alle paar Sekunden hebt und senkt! rap.de: Joe, wenn wir schon beim Thema sind: Hast Du auch einen guten Rat für all die Jugendlichen da draußen? Big Joe: Geht regelmäßig zur Schule, macht ’ne Ausbildung und was aus euren Leben! Ignoriert die Rapper, die den kriminellen Lifestyle verherrlichen. Das sind Vollidioten!

Wer jetzt neugierig ist, wie die beiden Jungs so klingen: Hier gibt es als Ausblick auf ihr neues Album den Song "Good Memories". rap.de Exclusive.

Tagteam (Big Joe & K-O-C-H) feat. Alexx Kindls – Good Memories (rap.de Exclusive) by rap.de