Ginex – Kampf der Kulturen

Deutsch-Türkischer Rap? Kennen wir spätestens seit dem Eko und Azra-Album. Deutsch-Englischer Rap? DIe Band Ohne Namen machte das mit bahnbrechendem Flow erst so richtig populär. Deutsch-Russischer Rap? Fällt einem erst mal nichts zu ein. Dies kann sich aber in Zukunft ändern, denn die Jungens von Ginex sind ausgezogen, eine Brücke zwischen dem Land des Bieres und dem Land des Wodkas zu schlagen. Mit sozialkritischen Texten und politischen Statements wollen sie die Szene aufmischen, unter anderem in ihrem neuen Musikvideo „Kampf der Kulturen“, welches ihr ab heute exklusiv auf rap.de zu sehen bekommt. Weil wir aber Menschen sind, die alles immer ganz genau wissen wollen, haben wir mit den Herren noch ein kurzes Interview geführt. Viel Freude auch damit.

Click To Play

 

rap.de: Euer erstes Video heißt „Kampf der Kulturen“. Was versteht ihr unter diesem Begriff? Beny Krik: Der Songtitel ist angelehnt an den gleichnamigen, berühmten Aufsatz von Samuel Phillips Huntington. Es geht darum, dass die immer mehr und überall zunehmende Multikulturalität nicht vor Ländergrenzen oder Stadtvierteln halt machen wird. Die ethnischen Gruppen werden sich immer mehr vermischen. Auf diese Entwicklung werden die Menschen aber nicht ausreichend vorbereitet und das Ergebnis ist oft, dass sich zum Beispiel Einheimische bedroht oder bedrängt fühlen und mit Fremdenfeindlichkeit reagieren. Aber auch die Migranten sind auf eine Vermischung der verschiedenen Kulturen nicht vorbereitet und sammeln sich wie auch unsere Familien in bestimmten Vierteln, die dann „Russenviertel“, „Türkenviertel“ oder ähnlich genannt werden. Die Ausländer können so weniger an der Gesellschaft teilnehmen, wodurch sie weniger Chancen haben und wieder Probleme entstehen. rap.de: Wie kann man diesem „Kampf“ entgegenwirken? Som: Die Politik sollte die Menschen auf diese Entwicklung vorbereiten, die ja schon in vollem Gange ist. Man sollte Verbindungen von verschiedenen Kulturen unterstützen und Projekte fördern. Je mehr die Leute mit den anderen Gruppen zu tun haben, desto eher merken sie, dass die auch nicht schlechter oder krimineller sind oder so. Man fühlt sich oft bedroht von dem Ungewissen, aber je mehr man über andere erfährt und Kontakt hat, desto besser können auch Vorurteile und Ausgrenzung abgebaut werden. Wir wollen die Leute auch damit konfrontieren, um zum nachdenken anzuregen. rap.de: Am Anfang des Videos sind Aussagen diverser Politiker zu hören. Wie aktiv verfolgt ihr die aktuelle Politik beziehungsweise wie stark ausgeprägt ist euer politisches Bewusstsein? Som: Es reicht auf jeden Fall um sich eine eigene Meinung zu bilden und zu sehen, dass mit Ausländern immer noch Wahlkampf gemacht wird. Ein Gruß geht deshalb, wie auch im Song, raus an unseren hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch, diesen Vogel! Ehrlich – wir hassen den und solche Leute können einfach weiter machen. Das regt uns schon auf. Damit vergrößert er die Grenze noch mehr. Beny Krik: Wir haben im Song-Intro einen Spruch von ihm, dass vor allem die Migranten Straftaten begehen. Als Politiker der soviel Geld bekommt, muss er dann aber auch schauen, wie das kommen kann. Bei Ausländern, denen es genauso gut geht wie einem durchschnittlichen Deutschen, ist die Kriminalitätsrate auch nicht höher. Es liegt also an der schlechten Situation, in der sich viele Ausländer befinden – nicht daran, dass es schlechtere Menschen sind. rap.de: Versteht ihr euch als Sprachrohr der deutsch-russischen Jugend oder glaubt ihr, mit diesem Sprach-Mix auch Andere zu erreichen? Beny Krik: Unser Name ‚Ginex‘ steht für ‚Germany INtern EXtern‘. Hier, wo wir leben, sind wir Russen und werden auch von allen so wahrgenommen. Wir tragen das Gefühl von unserer Heimat noch immer in uns, auch wenn wir als Kinder dort weggehen mussten. Wir wollen aber auch die Deutschen erreichen, um eben eine Brücke zwischen den Kulturen hinzubekommen und wir haben jetzt in kurzer Zeit viele sehr gute Reaktionen bekommen – von Russen und auch von Deutschen. Unsere russischen Skillz sind top und ich denke, wir können uns einfach auch gut auf Deutsch ausdrücken und auch bei Deutschen Parts ein Gefühl erzeugen. Nach einem Konzert von uns in Kassel haben Russen gesagt, dass ihnen die deutschen Songs deshalb gefallen, weil die den Deutschen etwas von uns Russen erzählen können – und das auf eine Art, auf die es die meisten Russen wegen ihren Sprachmöglichkeiten selber nicht können. rap.de: RTL hat einen Beitrag über euch gemacht. Was erwartet ihr davon und wie seht ihr eure nähere musikalische Zukunft? Beny Krik: Wir freuen uns natürlich, dass wir über das Fernsehen viele Leute erreichen können und das die Leute von RTL-Hessen was über uns berichten wollten. Es wird auch zum Album nochmal einen Beitrag geben, der hoffentlich deutschlandweit ausgestrahlt wird und unser Label RZ-recordingz versucht, noch weitere TV-Beiträge und andere Dinge zu arrangieren. Zuerst mal wollen wir aber unser kommendes Album „Zarj Gori – die Könige des Berges“ promoten. Ihr werdet sicherlich weiter von uns hören.