Yassir – Casablanca, Freiheit & Scheinwerferlicht!

Wie wir schon in unseren News berichtet haben, wurde der Frankfurter Yassir vor über einem Jahr nach Marokko abgeschoben und darf zur Zeit nicht wieder in die Bundesrepublik Deutschland einreisen. Unsere Mitarbeiterin Xenia Hügel hatte die Gelegenheit mit dem Rapper ein kurzes Gespräch zu führen und sich ein kleines Update geben zu lassen.
Du warst über Ostern in Casablanca. Was hast Du da gemacht?
Mein Bruder hat sich verlobt und da haben wir gefeiert. Ich hab einige Fotos auf Facebook gestellt – es war wirklich schön hier.
Zur Zeit musst Du in Marokko sein. Erzähl mal, wie es Dir hier ergeht!
Ich mach das Beste daraus, aber es ist kein Zuckerschlecken hier, ich will nach Hause, zu meinen Kindern! Mir fehlt Frankfurt sehr!! Meine Kinder kommen mich auch regelmäßig besuchen und sie wissen über alles bescheid, ich hab ihnen das erklärt, warum ich hier sein muss.
Wie arbeitest du in Marokko?
Schwierig ist es nicht. Ich hab hier ein Studio, was allerdings kostet. In Deutschland hab ich das alles umsonst aufgenommen.
Mit Toni der Assi und Amaris kommen jetzt einige Features, damit Yassir nicht in Vergessenheit gerät. Im Sommer kommt dann mein Album mit einem großen Knall – hoffe ich.
Es wird fast ein reines Yassir Album sein. Außer Azad und Olli Banjo hört man nur mich, auch die Hooks mach ich alleine.
Solange ich hier warten muss, arbeite ich eben noch ein wenig. Im Moment leite ich ein Call Center. Ein Freund, den ich von der Musik her kenne, hat mir das angeboten, mich gefragt, ob ich mich nicht dafür interessieren könnte, damit ich nicht den ganzen Tag hier rumhänge. Es steht in den Sternen wie lange ich hier noch sein muss. Kommt darauf an wie schnell das Gericht arbeitet und meine Verhandlung ausgeht….

Hat Dich der ganze Ärger verändert?
Das hat mich schon sehr verändert. Meine Musik war schon immer tief, gewaltfrei und real, aber es geht wohl noch mehr, man wird immer besser, das machen die Jahre und das Schicksal.
Rap bedeutet mir alles! Ich könnte ohne niemals leben, ich liebe meine Fans, das kann man gar nicht in Worte fassen. Musik ist für mich wie Atmen.
Du hast mit Hassan Annouri den Track “Freiheit” aufgenommen. Warum wolltest du dich unbedingt beteiligen?
Ich beschäftige mich mit dem, was in Libyen Algerien, Tunesien und Ägypten abgeht. Hassan hat gemeint er kommt nach Marokko und wir drehen zusammen ein Video, das war die erste Motivation, aber das hätte alles zu lange gedauert, also hab ich einfach meine Worte hier in Marokko aufgenommen und da ich Moslem bin, war es eigentlich gar keine Frage, ob ich dabei bin. Wir wollten das Thema bringen, wenn das Thema aktuell ist, wollten keinen Profit damit machen, unser Gesicht raushalten, wir zeigen in dem Video die nackte Realität. Wir sind alle betroffen, ein Freund von mir war zu dieser Zeit in Ägypten!!
Was willst du mit Deinem aktuellen Song “Scheinwerferlicht” sagen?
Den Song hab ich einfach nur gemacht, weil mir das alles zu viel ist, was hier im deutschen Hip Hop gerade abgeht. Alles so krass übertrieben, überzogen und das hat doch nix mehr damit zu tun. Früher war das anders, man hat sich gedisst, aber nicht so wie das heute der Fall ist. Ich liebe Hip Hop, aber ich hasse dieses asoziale Gehabe. Das wollte ich damit aussprechen!
Dann kann man jetzt sagen, auf der eine Seite disst Yassir diese Leute, auf der anderen Seite nimmt er mit ihnen einen Song auf. Ich meine, solange er in meinem Song nicht asozial ist, ist mir das egal – z. b. Haftbefehl ist ein guter Freund von mir, aber er macht ja genau die Schiene, die ich verurteile. Er macht sein Ding, das muss er selbst verantworten. Ich würde mit ihm auch einen Song machen, aber eben so wie ich mir das denke!
Was ist die “Yassir Schiene“?
Ich achte bei meinem neuen Album darauf, dass ich sehr viel Pädagogik drin habe. Ich möchte den Leuten die Augen öffnen, Kinder und Jugendliche aufbauen. Ich erzähle über den Knast, über meine Abschiebung, dass man immer wieder aufstehen kann und muss, wenn der Schmerz gesprochen hat… Das ist auch der Name von meinem kommenden Album: “Wenn der Schmerz spricht”.