Ohne Fronten – Forever HipHop

Seit 2003 aktiv, sechs Rapper und ein DJ, Offenbacher Lokalhelden. „Ohne Fronten“ haben sich einen festen Platz  in der immer noch aktiven Jam-Szene der Republik erkämpft. Nachdem sie 2007 ihr erstes Crew-Album „Mosaik“ herausbrachten, erscheint nun die „Unterwegs“-EP, die for free auf ihrer Internet-Seite herunter geladen werden kann. Wir sprachen mit Airy, Muha, MSK, H-Man, KonTakt, Spawan und DJ Daiwel über türkischen Rap, Trampertickets und ihr nächstes erscheinendes Album Album. Außerdem gibt es ein exklusives Battle zwischen Rappern der Crew und einigen B-Boys zu sehen, sowie ein Making Of ihres Videos „Forever HipHop“. Viel Spaß!
rap.de:  Eure LP trägt den Titel „Unterwegs“. Wo seid ihr momentan, wo kommt ihr her und wo wollt ihr hin?

KonTakt: Jeder von uns hat ein anderes Leben hinter sich und seine eigene Geschichte. Wir haben uns 2003 zusammen getan, wie sagt man so schön: Glück verdoppelt sich, wenn man es teilt.
Musikalisch versuchen wir immer das zu machen, worauf wir Bock haben. Wenn wir dabei was reißen können, umso besser. Jetzt sind wir an einem Punkt an dem sich herauskristallisiert, ob wir die Anerkennung dafür bekommen die uns zusteht, oder nicht. Wir werden auf jeden Fall weiter unterwegs sein und am Ende kommt sowieso jeder an. Wo? Das steht in den Sternen.
MSK: Unser Free Download-Album „Unterwegs“, das man sich kostenlos auf www.ohnefronten.de ziehen kann, spiegelt unseren Weg bis hierher sehr gut wieder und gibt uns die Möglichkeit uns den Heads vorzustellen und unser Verständnis von HipHop darzustellen. Die „Unterwegs“-LP ist zusammen mit dem Video zu „Forever HipHop“ sozusagen unsere Visitenkarte, um die Leute heiß zu machen auf die kommenden noch größeren Projekte.
rap.de: In eurem Pressetext betont ihr, international zu arbeiten. Wo habt ihr überall Connections und was habt ihr mit den Leuten bisher gemacht? Seid Ihr global Player?
KonTakt: Wir sind keine Global Player, wir sind überhaupt keine Player. Wir sehen das einfach so: Musik verbindet. Da gibt’s keine Grenzen, keine Fronten. Da gibt’s einen Beat, Lyrics und im besten Fall einen Vibe der Leute verbindet und das Länder übergreifend. Bei uns war das bisher zum Glück schon des Öfteren so. Und wir versuchen das auch zukünftig noch mehr zu fördern.
MC Muha:„Hip Hop verbindet Religionen, Länder, Mentalität“ –  So soll es unserer Meinung nach auch sein. Wir sind schon in Holland aufgetreten, in der Türkei, Frankreich, Airy in Serbien und wir halten weiter Ausschau bei jeder Jam aufzutreten, die cool wirkt und zu der man uns einlädt.
rap.de: Ihr sagt, während man „in den 90ern noch gemeinsam mit der Crew per Bahn mit dem Wochenendticket auf Jams gefahren“ ist, dient heute hauptsächlich das Internet dazu um Kontakte zu knüpfen und zu pflegen. Vermisst ihr die alten Zeiten oder könnt Ihr mit virtuellen Jams leben?
KonTakt: Es war schon geil früher, aber es ist heute nicht schlechter. Man muss nur mehr danach suchen. Wer denkt nicht gerne an seine Jugend zurück!? Die Kiddies von heute werden später auch mal sagen„Früher war das mit dem Hip Hop alles geiler“, aber das ist Quatsch!
Wir sind im Übrigen immer noch auf Jams unterwegs und in letzter Zeit gibt es auch wieder immer mehr richtig freshe Jams mit B-Boying, Graffiti und dem ganzen Shit, nicht zuletzt bei uns in der Gegend wegen den Jungs von „Meine Mama hört Rap“.
H-Mann: Die guten Veranstaltungen und die guten Musiker gibt es heute genauso wie vor 10, 20, 30 oder noch mehr Jahren. Nur ist jetzt die Schwierigkeit, die guten Sachen rauszusuchen und nicht am Müll zu ersticken. Ist natürlich schon praktisch, wenn man ein Album raus bringt oder einen Auftritt hat und es jedem sofort mitteilen kann. Aber da es jeder macht, ist der Vorteil wieder dahin. Im Prinzip ändert sich eigentlich nichts, der Kern der Dinge ist der gleiche. Gute Musik gab’s schon immer, Idioten gab’s schon immer, neue Sachen gab’s schon immer…
rap.de:  Über Airy heißt es im Pressetext, er reflektiere seine gigantische Rolle und das „nicht nur nach außen, sondern auch innerhalb der Crew“. Ist Airy das Alphatierchen oder seid ihr basisdemokratische Graswurzelrevolutionäre?
MC Muha: Was Demokratie, Alter? USA will auch nur Demokratie und wir sehen ja, wohin es führt (lacht)! Einfach gute Ideen haben, Zustimmung suchen und sich durchsetzen – so geht das!
Airy: Ich war mit Spawn derjenige, der Ohne Fronten ins Leben gerufen hat und anfangs wohl auch mehr oder weniger das Bindeglied zwischen den einzelnen Parts. Jeder kannte sich schon, aber den meisten Kontakt hatte doch jeder Einzelne mit mir. Trotzdem war es immer wichtig, dass jeder seinen Beitrag leistet und seine Meinung sagt. Ich habe mich nie als „Chef“ der Crew gesehen, sondern als ein Teil des Ganzen. Bei so einer großen Gruppe ist es natürlich nicht leicht immer auf einen Nenner zu kommen oder alle unter einen Hut zu kriegen. Da braucht man manchmal einfach einen, der dann mal sagt „So wird es gemacht!“
KonTakt: Airy ist aber auch ein Tier! Jeder braucht ab und zu einen Arschtritt und den kann Airy einem gut verpassen, das stimmt schon.
rap.de:  Ihr rappt auf deutsch und türkisch. Habt Ihr angst, dass es Hörer, die der türkischen Sprache nicht mächtig sind, abschrecken könnte, eure Musik zu hören, weil sie die Hälfte nicht verstehen?
KonTakt: Wir haben keine Angst, dass irgendjemand unsere Musik nicht hört. Es gibt schlimmeres. Die Leute sollten Angst haben, dass sie unsere Musik verpassen! Ich muss mir auch von meinen MC-Kollegen ihre Verse übersetzen lassen. Ich feier die Parts der beiden aber schon bevor ich einen Schimmer habe, über was sie da sprechen. Spawn hat eine krasse unverwechselbare Stimme und Attitüde und Muha hat einen der besten Flows Deutschlands. Beide rappen sehr emotional und sind meiner Meinung nach vom Flow, Betonung, Rhymes etc., die besten türkischsprachigen Rapper, die ich je gehört habe. Wir sind stolz mehrere Sprachen auf unseren Alben vertreten zu haben. Und am Ende geht es um die entscheidende Sprache eines Tonträgers, die Musik!
MC Muha: Viele Leute da draußen hören französischen Rap oder Ami-Sachen und das Einzige, was die verstehen, ist „Motherfucker!“ Warum soll es ein Problem sein, wenn es auf Türkisch ist?
H-Mann: Ich habe gar keine Angst, dass irgendjemand irgendwas irgendwie finden könnte. Wir wissen, dass wir dem Sound, der momentan aktuell ist, nicht entsprechen und wir wissen, dass viele Leute kein Türkisch verstehen. Das hat keinen Einfluss auf die Art von Musik, die wir machen. Und da wir nicht von Musik leben müssen, ist es auch wirklich so. Wir machen es so, wie wir selber drauf Bock haben, und freuen uns, wenn die Leute es feiern. Die Qualität ist da.
rap.de: In „Ich Flow“ vergleicht Ihr Euch mit Casper und Twista. Was feiert ihr an den beiden, die sich ja nicht besonders ähnlich sind? Welche anderen Rapper findet ihr noch cool?
Kontakt: Ich glaub, da hast du was falsch verstanden: Twista ist ein Rapper, der ziemlich schnell ist und viele Silben in eine Line packen kann. „Ich brrrrrr…. baller die Silben raus wie Twista, pust euch alle zusammen weg wie ein Blizzard!“ ist einfach eine Punchline. Deswegen feier ich den nicht direkt. Er ist ein guter Rapper, aber nicht wirklich meine Musik.
Mit der anderen Line meine ich nicht den MC, sondern Kasper aus dem Film „Kids“. ‚Ne coole Sau! Aber der Casper, den du meinst, geht auch gut ab. Ich hab mir jetzt keine Platte von ihm gekauft oder so, übrigens auch nicht gezogen oder gebrannt. So was mache ich nicht. Aber wir sind mit ihm aufgetreten und der haut schon ganz gut auf die Kacke. Von mir hat er also auf jeden Respekt.
MSK: Bei sieben Jungs ist der Musikgeschmack natürlich nicht immer der Selbe. Aber MC’s, die wir feiern, sind auf jeden Fall  Savas, IAM, Onyx, Stieber Twins, Jedi Mind Tricks, Masta Ace, Curse, Die Firma, Wu-Tang uvm..
MC Spawn: Ich höre alles, was gut ist, also meine Jungs von Kernassi, JAM, Mikropaten, Haft, La Bestia, Polo, Asik, Wortgewandt und nicht zu vergessen, United Liberty.
DJ Daiwel:
Auch das Projekt von Ronnex & KonTakt darf man nicht vergessen. In Offenbach und drum herum geht sehr viel im Moment und dank uns und Haftbefehl fangen auch die Leute von außerhalb an, das zu checken.