Ist das noch Rap? Warum wir über Mero, Apache207 & Co berichten

Die Kurzfassung auf die im Titel gestellte Frage lautet: Weil Mero rappt, relevant ist und unsere Meinung zu ihm keine Rolle spielt. Also klar, wenn er ein Album herausbringt und jemand dieses in Form einer Review rezensiert, ist dessen Meinung in dem Moment interessant – aber so ganz allgemein ist es völlig egal, wie ich oder andere Redaktionsmitglieder Mero finden. Wir berichten.

Das heißt nicht, dass wir alles durchwinken und völlig unkritisch abnicken; im Gegenteil. Wir haben sogar eine richtige schwarze Liste. Da stehen aber Rapper drauf, die sich durch gravierendes Fehlverhalten, zum Beispiel Gewalt gegen Frauen oder das Vertreten menschenfeindlicher Ideologien, ins Abseits befördert haben. Damit wollen wir nichts zu tun haben. Aber ob uns die Musik des zurzeit vielleicht relevantesten deutschsprachigen Rappers gefällt, ist in dem Moment, in dem eine einfache News gepostet werden soll, völlig egal.

Deutschrap in seiner Gesamtheit

Dabei geht es nicht um die Klicks, wie in Kommentarspalten gerne unterstellt wird. Unsere Community hat kein besonders großes Interesse an Mero, den ich hier beispielhaft für zahlreiche andere aufstrebende, junge Künstler heranziehe. Klar, auch auf Mero-News gibt es Traffic, aber abhängig von derlei Postings sind wir beileibe nicht. Wir berichten unabhängig von unserem persönlichen Geschmack, weil rap.de als Plattform die Aufgabe hat, Deutschrap in seiner Gesamtheit abzubilden. Ist etwas irrelevant UND wirklich kacke, kehren wir es zwar gerne mal unter Teppich – klar, wir können ja nicht über jeden der buchstäblich tausenden mehr oder weniger professionellen MCs dieses Landes berichten. Aber Mero, Apache und all die anderen, die so gerne in unseren Kommentarspalten zu Sängern erklärt werden, liefern hochwertige Produkte ab, die viele Leute erreichen. Also warum sollten wir nicht berichten, nur weil ein paar Heads eine dogmatische Definition von „Rapmusik“ haben?

„Das hat doch nichts mehr mit Rap zu tun, ihr heißt doch rap.de“ lese ich regelmäßig. Wir heißen aber nicht Oldschoolrap.de oder Nur-der-Rap-der-Tobias-gefällt.de – und ob wir wollen oder nicht: Meros Musik ist ebenso Rap wie schmissige Dance-Nummern von Capital Bra oder Apaches wilder Genrecocktail. Vielleicht kein klassischer 90-BpM-Rap, vielleicht nicht der Rap, den viele unserer Leser hören wollen, aber dass das Musik ist, die klar in unser Metier fällt, darüber lässt sich eigentlich kaum streiten. Was Rap ist, definiert nämlich nicht der Beat – im Gegenteil: Sollte ein vollkommener MC nicht über alles rappen können? Wer schon mal auf einer Freestyle-Cypher (so richtig HipHop) war, dürfte auch mal gesehen haben, wie die anwesenden MCs sich über Instrumentale verschiedenster Genres und Tempi gebattlet haben, um ihre Vielseitigkeit zu beweisen.

Klick nicht drauf!

Das muss niemandem gefallen, ihr dürft auch gerne weiter kommentieren, dass das doch alles kein Rap mehr sei und wir unseren Namen ändern sollen, das bringt uns immerhin Interaktionen in der Kommentarspalte, die unserer Reichweite helfen. Aber soll ich euch was verraten: Sonst ändert das nichts. Engstirnigkeit bringt niemanden voran (außer den Leuten, die sich mit dem „Das hat mit HipHop nichts zu tun“-Savas-Meme schnell ein paar Likes checken.)

Junge Rapper*innen mit einem anderen Musikverständnis als die letzten Generationen sind Teil dieser Szene und nüchtern betrachtet meistens deutlich relevanter als eure alten Helden. Ob wir wollen oder nicht: Das ist Rap und den bilden wir bei rap.de weiterhin umfangreich und facettenreich ab. Also viel Spaß mit dem nächsten Mero-Video in deiner Timeline. Tipp: Klick einfach nicht drauf.