Antisemitismus gibt es. In Europa, in Deutschland, im Deutschrap. Eine neue Doku des WDR geht nun der schwierigen Thematik nach und wirft dabei wichtige Fragen auf.
Vielleicht kommt dadurch ja endlich die längst fällige, offene Diskussion in Gange. Denn so klar es ist, dass es antisemitische Stereotypen in Deutschrap-Texten gibt, so klar ist auch, dass es sich dabei oft um gezielte Provokationen ohne Hintergrund handelt.
Die Grenzen sind oft fließend, und natürlich wird auch ein echter Antisemit sich stets mit der Ausrede „War nur Provokation/Battle-Rap/sonstwas“ vor Kritik retten wollen. Jüngstes Beispiel ist die „Ausschwitzinsassen“-Line von „JBG3“ sowie die (leider wenig produktive) Diskussion darüber.
Denn: Es reicht nicht, jegliche Diskussion mit dem Totschlagargument „Im Rap darf man alles sagen“ abzuwürgen. Natürlich darf man alles sagen. Darum geht es nicht. Es geht darum, wie die jeweils Betroffenen das finden, ob sich ein Künstler bewusst ist, was er da tut, und ob die Fans das richtig einordnen können oder wollen.
Natürlich fordert niemand Zensur oder Einschränkungen der Kunstfreiheit. Auch Schuldzuweisungen und In-die-Ecke-stellen werden nichts verändern. Es geht vielmehr darum, genau wie bei der Diskussion um Rassismus und N-Wort, bei allen Beteiligten, Künstlern wie Fans, mehr Bewusstsein für die Problematik an sich zu schaffen.
Denn beides, Rassismus wie Antisemitismus, sind menschenverachtende, mörderische Erscheinungen, die keineswegs in der Vergangenheit liegen, sondern Teil unserer Gegenwart sind. Es würde Deutschrap sehr gut stehen, sich dem offen zu stellen anstatt gleich wieder beleidigt von „Hetzkampagnen“ zu schwadronieren. Vielleicht passiert ja genau das.
Hier zum Video in der WDR-Mediathek