Furious & Stevo – Ein Versuch

Furious ist nicht bloß der MC mit dem wohl am schwersten zu googelnden Namen, sondern darüber hinaus auch aktueller Champion des deutschen End of the Weak-Freestyle Battles. 2008 veröffentlichte er das Mixtape mit dem vielversprechenden Namen "Der Heiland" und gerade vor Kurzem die "Halbschlaf"-EP mit seinem "Leib- und Magenproduzenten" Stevo the Beatfanatic. Grund genug, mit dem Jungberliner ein kurzes Interview zu führen, der euch rap.de-Lesern darüber hinaus einen exclusiven Song auf'e Ohren gibt gibt.
 
rap.de: Stell dich mal vor, und erkläre uns, wieso du laut Mixtapetitel der "Heiland" bist.
 
Furious: Hallo Freunde. Mein Name ist Furious, ich bin ein 21jähriger MC aus Berlin. Deine Frage bezieht sich auf mein Free-Download-Mixtape aus dem Jahr 2008. Damals hätte ich dir geantwortet, dass ich der Heiland bin, weil Gott, mein Vater, mich zur Rettung der internationalen HipHop-Kultur auf diesen Planeten gesandt hat. Heute, um einige Erfahrungen und ein Minimum an Bescheidenheit reicher, gestehe ich, dass mein bürgerlicher Name paul heiland lautet.
 
rap.de: Um auf eine Zeile aus einem Song vom "Heiland"-Mixtape zu sprechen zu kommen: Wieso ist HipHop nicht tot und was ist die "Arschkarte in diesem Game"?
 
Furious: Gegenfrage: wie kann denn irgendjemand, grade in Berlin, inmitten bunter Wände, täglicher Open-Mic-Veranstaltungen, einer erdrückenden Auswahl an Konzerten und dutzenden an wöchentlichen Neuveröffentlichungen denken, HipHop sei tot? Keiner, der sowas behauptet, geht mit meinen Augen durch die Welt. Was mein 18jähriges ich jedoch genau meinte, als es die "Arschkarte in diesem Game" ansprach, weiß ich nicht mehr so genau. War vermutlich auch nicht so wichtig, so wie ich den Kerl einschätze. Alles, was mir dazu einfällt ist, dass ich das Wort Game inzwischen ziemlich eklig finde. Ich habe meine Wortwahl über die Zeit etwas überarbeitet. "Ich suche weiter meine Route auf der Arschkarte."
 
rap.de: Du bist ja ein etablierter und erfolgreicher Teilnehmer beim "End of the Weak". Wie wichtig ist Freestyle und Battlerap noch für die jüngere Generation? Und wie wichtig war das Freestylen auf deinem Weg?
 
Furious: Schwere Frage… wenn du mit der "jüngeren Generation" jene meinst, die uns täglich im Fernsehen präsentiert werden, wie sie als Soundtrack zu ihrer mit wehenden Fahnen zelebrierten seelischen und körperlichen Selbstverstümmelung den einschlägigen "Straßenrap" konsumieren, so hat Freestyle natürlich keinerlei Relevanz mehr. aber ich denke schon, dass menschen jeder Altersgruppe, die sich selber noch freiwillig als HipHopper bezeichnen, also als Anhänger einer Kultur, für einen geilen Freestyle nicht weniger Begeisterung aufbringen, als sie es im Jahr 1996 getan hätten. Für mich persönlich bedeutet Freestyle auf der Bühne eine Möglichkeit zu haben, mein Publikum spontan zu unterhalten. Das kann bei technischen Störungen verschiedenster Art mehr als nützlich sein. Im privaten Bereich ist Freestyle für mich nicht weniger als Meditation, eine Möglichkeit, mich selber kennenzulernen und die physische Welt für einen Moment zu verlassen. No Hippie.
 
rap.de: Bist du Lokalpatriot, und was hältst du eigentlich von dem allgemeinen Bild der Berliner Rapszene, dem du ja eher weniger entsprichst?
 
Furious: Ihr wollt jetzt natürlich von mir hören, wie furchtbar ich das finde, dass die Medien Berliner Rap gern als grundsätzlich agressiv und hirnlos präsentieren. Sich darüber zu beschweren ist jedoch ungefähr so sinnfrei, wie den Regen zu verfluchen. Daher schlucke ich meinen Zorn hinunter beim Genuss wunderbarer Berliner Rapmusik, wie der von Damion Davis, Amewu, V.Mann, und, und, und…
 
rap.de: Jetzt ist das Projekt "Halbschlaf" EP fertig. Was sind deine nächsten Schritte?
 
Furious: Ich werde definitiv weiterhin mit Stevo musizieren, da ich ihn für eine der großen Hoffnungen im bereich deutscher Produktionskunst halte. Außerdem habe ich ein komplettes Album mit einem namenhaften Produzenten aufgenommen, für welches ich grade versuche, den bestmöglichen Vertriebsweg zu finden. Zu guter Letzt hoffe ich natürlich, weiterhin so oft es geht auf der Bühne stehen zu können, weil HipHop mir dort einfach am meisten Spaß macht.
 
Die erwähnte EP gibt es hier: hier