Der E1ne – Let The Music – Videopremiere

Der Pott ist back, hieß es vor einigen jahren vollmundig, aber so richtig gezündet hat das irgendwie nicht. Zur ruhigen, unaufgeregten Art der Menschen aus dem Ruhrgebiet hat dieses Angebertum eh nicht so nicht richtig gepasst. Insofern nur konsequent, wenn sich Der E1ne aus Dortmund eher auf die alten Stärken des Pott besinnt: Trockene, selbstbewusste Raps mit Herz und Eiern. Heute stellen wir euch sein Video "Let The Music" vor – in einer exklusiven Weltpremiere.
rap.de: Erstmal bitte etwas zu deinem Hintergrund: Wie lange bist du schon am Start? Wer oder was hat dich dazu gebracht, zu rappen?
Der E1ne: Ich habe Mitte bis Ende der 90er angefangen, Rap zu hören und auch selber Songs zu schreiben. Dieser rebellische Wu Tang-Sound war damals mein Ding. In den folgenden Jahren war ich dann auf den ganzen Jams quer durch das Ruhrgebiet unterwegs, habe gefreestylet und Songs geschrieben, bis ich bei Boogieness Records unterkam, wir im Jahre 2008 ein gemeinsames Album mit Soundbwoy Boogie veröffentlicht haben und etwas lokalen Fame und vielleicht noch etwas darüber hinaus ansammeln konnten. rap.de: Wie eng bist du in der Ruhrpott-Szene verknüpft? Mit wem chillst du, mit wem nicht? Der E1ne: Persönlich habe ich sehr wenig Kontakt zu Künstlern außerhalb der Dortmunder Szene und kann dir da keine objektive Antwort geben. Als Bands wie RAG, oder Creutzfeld & Jacob gemeinsame Releasepartys gefeiert haben, hat man einen stärkeren Zusammenhalt wahrgenommen als heute. Damals haben wir doch alle diese Ruhrgebeat-Pullis getragen (lacht). Die Verknüpfung über die Stadtgrenzen hinweg hat seit der Zeit wohl auch abgenommen, weil es einfach zig unterschiedliche HipHop-Szenen gibt. Von einer allgemeinen Ruhrpott-Szene kann man da auch gar nicht mehr sprechen. Dafür hat HipHop einfach zu viele unterschiedliche Gesichter angenommen,was auch vollkommen okay ist. Vor einiger Zeit habe ich z.B. einen Song mit Lakman aufgenommen, das ist mein Ding. Was das Chillen im Ruhrpott angeht, musst du Terence fragen (grinst). rap.de: Dein Album wurde u.a. von Too Strong produziert – siehst du dich in deren Tradition des trockenen, ehrlichen Ruhrpottraps? Der E1ne: Zwei Songs auf "Zeitspiel“ wurden von Funky Chris produziert, was mich als Fan natürlich sehr stolz macht. Sicherlich haben mich Bands wie Too Strong in der Jugend geprägt, die Einstellung zu HipHop und die Philosophie dahinter, wie musikalisch. Ich hatte aber auch eine Menge anderer Einflüsse, denen ich ausgesetzt war, so dass ich mich eher als ein Produkt des gesamten Melting Pots der letzten zehn bis 15 Jahre sehe. rap.de: Ist die übertriebene Spitter/Angeberphase des Pott wieder vorbei? Der E1ne: Ich glaube, dass diese Phase deutschlandweit schon seit längerer Zeit vorbei ist, da sich am Ende der Straßenrap durchgesetzt hat. Ich fand die Jungs aber unterhaltsam und habe mir z.B. diese "Feuer über Deutschland"–Geschichte gerne mal angeschaut, weil Pillath echt witzig war. Ansonsten ist diese ganze Entwicklung relativ spurlos an mir vorbeigezogen. Bei solchen Phasen ist das doch so, dass man nur die Leute ernst nehmen kann, die die Trends setzen. Die ganzen Nachahmer fand ich dann nur noch peinlich. Aber das ist halt eine Art, um Erfolg zu haben, entweder man erfindet einen neuen Style, oder man kopiert einen Style der sich gerade gut vermarkten lässt. In der Wirtschaft läuft das nicht anders. Mit meinem Album "Zeitspiel“ probiere ich gerade selbst eine dritte Variante, die darin besteht einfach nur Songs zu schreiben, ohne sich Gedanken darüber zu machen,ob es jemand hören wird oder nicht. Diese Strategie gibt es in der Wirtschaft übrigens auch! Die Leute die darauf warten, dass das Rad neu erfunden wird, müssen auf das zweite Soundbwoy Boogie & Der E1ne – Album warten. "Zeitspiel“ ist einfach nur Rap. rap.de: Du wirkst eher seriös und bodenständig. Wie genau positionierst du dich in der Rapszene? Der E1ne: Vielen Dank! Das nehme ich mal so hin. Auf diese Frage muss ich leider so antworten wie jeder Journalist es wahrscheinlich nicht hören möchte. Ich mache seit mehr als zwölf Jahren Rapmusik, das ist eine lange Zeit, auch wenn ich bisher keine großen Erfolge feiern konnte. Ich bekomme einen Beat, schreibe eine Strophe möglicherweise noch eine Hook und nehme das Ganze auf. Meine Positionierung ist letztendlich das, was bei diesem Prozess entsteht. In diesem Fall ist es ein Album mit einem hohen Anteil an fiktiven Songs, die in den Bereich Storytelling gehen. Ich betreibe keine Imagekampange in dem Sinne, mir ist nur wichtig, dass eine Songs einen gewissen künstlerischen Wert mit sich bringen und somit relevant sind. rap.de: Was hältst du vom derzeit angesagten deutschen Rap? Der E1ne: Der Wir kamen ja schon vorhin auf die Vielfalt von HipHop zu sprechen. Die Unterschiede zwischen den Künstlern sind mittlerweile echt riesig, dass man sich fragen kann, wo HipHop aufhört, wo Rock anfängt. Ich würde diese Entwicklung aber als postitiv bewerten, da auch HipHop nicht aus HipHop entstanden ist und Vielfalt die Kreativität fördert. Das gilt textlich wie musikalisch, von Casper bis Fler. Wichtig aus meiner Sicht ist, dass die Leute die Wurzeln kennen und auf dem gleichen Fundament aufbauen. Wenn jemand, der von sich behauptet HipHop zu machen, z.B. einen KRS-One nicht kennt, ist das schade. Ich persönlich muss zugeben nur die Scheibe von Marteria in meinem digitalen Plattenschrank zu haben. Und als Rapper finde ich eh alle anderen eher weniger gut. (lacht) rap.de: Wohin willst du mit deiner Musik kommen? Der E1ne: Die ganzen Fernsehsendungen in denen ich gerne aufgetreten wäre, gibt es ja nicht mehr, inklusive der Sender. Ich würde mich natürlich freuen bei einigen Festivals zu spielen. Das stelle ich mir sehr nice vor. Ansonsten würde ich gerne zu "Inas Nacht"! rap.de: Wen hoffst du, mit deinem Rap zu erreichen? Der E1ne: Ich denke, dass meine Texte nicht das ganz junge Publikum ansprechen werden. Es ist schon schön auch ein paar ältere Gesichter auf den Konzerten zu sehen, deren Anspruch an die Musik meist auch etwas höher liegt. Im Grunde ist das aber nicht so wichtig, da nicht meine Musik nach den Hörern sucht, sondern umgekehrt. Ich sehe die Kunst nicht als Instrument, um z.B. die Kids von der Straße zu kriegen, dafür sorgen ja Andere – oder auch nicht. Die Songs sollen viel mehr Emotionen erzeugen. Da ist jeder willkommen.