Malik – Widerlicious – Videopremiere

Pünktlich zum Beginn des islamischen Fastenmonat Ramadan stellen wir euch in einer exklusiven Weltpremiere ein Video vor, dass sich kritisch mit dem in letzter Zeit immer gesellschaftsfähigen weißen Pulver auseinandersetzt. Malik aus Freiburg findet Koks einfach nur "Widerlicious".
rap.de: Stell dich erstmal ein bisschen vor – vielleicht hat dich nicht jeder auf dem Schirm.

Malik: Mein Name ist Malik und ich bin schon ein paar Jahre im HipHop und Rapbereich aktiv. Begonnen habe ich 1996 auf einer Jam in meiner Heimatstadt Freiburg, wo ich auch heute noch lebe. Nach einer kurzen Phase als Mitglied einer Band ging es für mich solo weiter. Ich bin ziemlich live erfahren und es gibt kaum einen Act in Deutschland, für den ich noch nicht Vor-Act war. Ich habe ein sehr kleines eigenes Indielabel mit dem Namen KanakStarrs Records, wo ich mit meinem Bruder Hauron die Songs produziere. Außerdem habe ich hier noch den Künstler STN unter Vertrag, der ein Veteran in der Freiburger Rapszene ist. Mir geht es darum künstlerisch in Bewegung zu bleiben und möglichst viele Personen und Eindrücke kennenzulernen. Allesamt viele Komponente um sagen zu können man ist wirklich und leibhaftig am Leben.
rap.de: Was hat dich dazu bewogen, einen Song gegen Kokain aufzunehmen?
Malik: Generell geht es mich nichts an, ob jemand Kokain nimmt oder es vertickt. Ich verurteile auch niemanden dafür und ich bin auch keiner der Typen, der mit dem Zeigefinger daherkommt. Allerdings finde ich in letzter Zeit immer öfter eine Schieflage zwischen Realität und gelebtem Lifestyle in Videos von sehr vielen Artists. Wie kann es sein, dass Jemand rappt er deale Kilos an Koks und die Bullen interessieren sich nicht mal dafür…? Sind nicht schon Rapper für weitaus weniger in den Knast gewandert? Und ich glaube nicht, dass in Zeiten von Internetpolizei die Bullen solche Leute nicht beobachten. Ich denke das ist Image und in Wirklichkeit wirst du keinen dieser Typen beim Dealen erwischen, weil sie es einfach nicht tun. Das alles könnte man unter Entertainment-Aspekten ja noch lustig finden. Jedoch verzerrt es bei den Kanakkids, denen es oftmals schwerfällt zu differenzieren, das Weltbild ganz gewaltig. Es ist gerade bei 12 bis 14jährigen Kids cool und krass, ein Koks Dealer zu sein. Oder bei Amateur MC´s permanent davon zu sprechen, dass die Nase taub sei vom heftigen Schniefen. Ganz ehrlich ich habe als gebürtiger Afghane eine Menge an kleiner Cousins und Cousinen. Finde es ziemlich übel, dass die sich das Reinpfeifen und es als HipHop bzw. Raplifestyle sehen. Das Ganze führt nur dazu, dass man auch dazugehören will und dann Dummheiten macht, welche man im Knast im Alter von 23 oder 25 Jahren bereut. Meistens ist dann auch die Zukunft im Sack und Thilo Sarrazin hat wieder ein paar Leute mehr über die er herziehen kann. Mir war es gerade als Kanake wichtig diesen Kids zu zeigen, dass die Realität bei Rappern eine ganz andere ist. Außerdem beteuern viele dieser Kids, dass sie ihre Religion. den Islam lieben und ehren. Koks ist im Islam harram (verboten), weshalb es schon allein auch deswegen keine gute Sache ist.
rap.de: Hast du früher selbst gekokst?
Malik: Ich kann mit voller Stolz sagen, dass ich in meinem Leben noch nie gekokst habe. Mir wurde es zwar schon oft angeboten, aber ich habe immer dankend abgelehnt. Ich bin allerdings oft mit Leuten zusammengetroffen, die auf Koks waren und das war ziemlich seltsam. Man sagt ja, dass Drogen nur Katalysatoren sind und innere Eigenschaften von Menschen sichtbar machen bzw. gewisse Gefühle verstärken. Ich finde aber, dass Koks sehr schlechte Eigenschaften eines Menschen ans Licht fördert. Die Leute werden in aller Regel ziemlich arrogant, überheblich und in besonderen Fällen großkotzig bis sogar unverschämt. Kann ja sein, dass es ihnen womöglich ein gutes Gefühl gibt, aber ich bin mir sicher, dass wenn sie sich von außen selbst betrachten könnten, dass ihnen das Bild auch nicht gefallen würde.
rap.de: Zerstört Koks die HipHop-Kultur?
Malik: Das glaube ich nicht. Anders als Kritiker glaube ich, dass HipHop mittlerweile so stark und groß geworden ist, dass es wie Rock oder Techno nicht mehr tot zu kriegen ist. Ich mache mir eher Sorgen um die Kids. Ich war auch mal Teenager und hab mal dies oder jenes ausprobiert. Aber Kokskonsum ist auf jeden Fall nichts was man auf die leichte Schulter nehmen sollte. Der Griff zu Heroin ist da dann nicht mehr allzu entfernt.
rap.de: Dein Flow klingt ja schon stark nach Oldschool. Hältst du die Fahne und die alten Werte hoch?
Malik: Alter, nicht nur mein Flow ist Oldschool… ich bin Oldschool! (lacht) Nee, im Ernst, dadurch, dass ich das solange mache, entwickelt man irgendwann seinen eigenen Sound bzw. Stil. Und den habe ich einfach gefunden. Weiß nicht ob man das Oldschool nennen kann. Auf jeden Fall möchte ich mich in Zukunft weiter entwickeln und hoffe, dass noch mehr Menschen meinen Sound und meine Musik mögen. Ich würde auch nicht sagen, dass ich alte Werte besonders hoch halte. Ich plädiere nur dafür, straight und ehrlich zu sein. Ich will Leute motivieren, Dinge im Leben zu tun, welche dir oder eben deinem Umfeld gut tun. Selbstverständlich sind Schicksale dabei, mit denen hat es Gott nicht allzu gut gemeint. Aber zumindest sollte man versuchen, in jeder Lage wenigstens das Beste draus zu machen. Ich bin im tiefsten Herzen ein Optimist und traue den Jugendlichen im positiven Sinne eine Menge zu. Veränderung ist immer eine gute Sache, weil es einen frischen Wind bringt. Und wenn man noch mit geradem Rückgrat durch die Welt spaziert, ist doch dann alles in Ordnung, oder?
rap.de: Was darf man als nächstes von dir erwarten?
Malik: Wir produzieren als nächstes Video ein Teil mit einem guten Freund aus Köln, den ihr alle kennt. Wer das ist, will ich aber noch nicht verraten… Ansonsten bereite ich den Release von meinem großen Album "Yallah“ vor. Ich habe hier mit sehr vielen unterschiedlichen Künstlern wie Big Shug (Gangstarr Foundation/Boston), Sheek Louch (D-Block/New York), Xavier Naidoo oder Patrice zusammengearbeitet. Wo und wann es veröffentlicht wird, gebe ich aber noch bekannt. Ich hoffe sehr, dass es die Leute fühlen werden und dass sie die Platte unterstützen. Also haltet bitte die Augen offen.