Grand Pionaramax ist derzeit sicherlich eines der interessantesten musikalischen Projekte aus der Hauptstadt. Das Duo, von Jazzpianist Leo Tardin gegründet und in wechselnder Besetzung auftretend, besteht derzeit aus Mastermind Tardin und dem Schlagzeuger Dominik Burkhalter und kredenzt einen wilden Mix aus Jazz, HipHop, Elektro und Spoken Word. Ihr neues Album „Smooth Danger“ hat bereits Feuilletons und Jazzmagazine weltweit in Entzücken versetzt. Anlässlich der am Samstag im Frankfurter „Nachtleben“ beginnenden Deutschland-Tour hat rap.de mit Leo Tardin gesprochen.
rap.de: Wenn Ihr Euren Style in einem Satz beschreiben müsstet – was wäre das? Leo Tardin: Spoken Pop Phuture Funk, der aus Live-Keys, Drums und manchmal auch Vocals besteht. rap.de: Ihr habt ja ein ziemlich eklektisches Musikverständnis und Eure Alben weisen auch viele HipHop-Elemente auf. Woher kommt das? Leo Tardin: Die strikte Unterteilung in Genres ergibt heutzutage nicht mehr viel Sinn. Du gehst in einen Club oder surfst im Internet und hörst Musik aus der ganzen Welt. Die Musik, die wir machen, ist eine direkte Reflektion dessen, dem wir momentan ausgesetzt sind. Der spezifischere HipHop-Flavor kommt von den zehn Jahren, die ich in New York verbracht habe und den verschiedenen Sprechgesangskünstlern, mit denen ich zusammengearbeitet habe, darunter Mike Ladd, Black Cracker, Mr. Lif und Invincible. rap.de: Welche HipHop-Künstler haben Dich am meisten beeinflusst? Leo Tardin: Ich würde sagen, Old-School-Klassiker wie Tupac, die frühen Roots oder Run-DMC. Da draußen gibt es aber auch so viel tolles aktuelles Zeug! rap.de: Ich habe gelesen, dass Ihr einen Teil des Albums in einem alten Bunker in Berlin aufgenommen habt. Wieso habt Ihr Euch ausgerechnet einen Bunker ausgesucht? Und wie war das so? Leo Tardin: Naja, also das Musikstudio lag zufälligerweise in einer alten Bunkeranlage, so dass wir dort einen Großteil des Winters und Frühlings 2010 verbracht haben, um an dem Album zu arbeiten. Wir haben es außerdem im „Funkhaus“ abgemischt, da war früher der große Propaganda-Radiosender der DDR, ein riesiger Komplex aus der Zeit des Kalten Krieges. Die Atmosphäre dieser Orte hat natürlich die Musik beeinflusst! rap.de: Du hast schon in vielen Städten auf der Welt Auftritte absolviert und teilweise auch dort gelebt, wie Berlin, New York oder Mumbai. Was ist deine Lieblingsstadt? Leo Tardin: Ich muss sagen, Berlin ist im Moment ziemlich cool! Ich habe mich auch in Lissabon und New Orleans verliebt. rap.de: Warum ist Leo Tardin nach Berlin gezogen? Ist das eine Veränderung in Deinem Privatleben, oder wird Berlin zunehmend wichtiger als New York, aus einer musikalischen oder kulturellen Perspektive? Leo Tardin: Es ist mehr das zweite. Ich bin von New York hergezogen, um für die Arbeit am neuen Album eine frische Inspiration zu erhalten, aber ich wollte eigentlich nur für zwei Monate bleiben. Mittlerweile sind es eineinhalb Jahre und ich plane, noch länger zu bleiben, weil es in Berlin momentan so eine tolle Künstler-Szene gibt! rap.de: Wie würde sich Deine perfekte Musik anhören? Es wirkt so, als würdest du nach einer Art Synthese aus verschiedenen Ländern, verschiedenen Kulturen, verschiedenen Instrumenten suchen. Oder bist Du noch auf der großen Suche? Leo Tardin: Ja, ich versuche einfach nur dem treu zu bleiben, was sich jetzt gerade richtig anfühlt. Und im Moment, mit all den Reisen, die wir mit der Band unternehmen, mit all den verschiedenen Kulturen, denen wir ausgesetzt sind, taucht diese große Vermischung zwangsläufig in der Musik auf. Vielleicht wäre die Musik stärker auf einen Sound oder einen Style begrenzt, wenn ich am selben Ort bleiben und mit den selben Leuten spielen würde. Aber so ist es in den letzten zehn Jahren einfach nicht gelaufen… Hier noch ein kleiner Eindruck davon, wie die Grand Pianoramax auf der Bühne abgehen: „Clairvoyance“ live aus Mumbai.