Absztrakkt wirft mit seinem neuen Song „Walther“ einige Fragen auf. Zunächst einmal muss man ihn wohl im Zusammenhang mit einem Facebook-Post des Lüdenscheiders sehen, in dem er kürzlich ein Statement von Claus Strunz zu den Vorfällen in der Silvesternacht in Köln geteilt hatte. Dafür hatte er einiges an Kritik einstecken müssen. Der ehemalige Chefredakteur der Bild-Zeitung hatte dort unter dem Stichwort „Klartext“ (die bürgerliche Version von „Realtalk“) gegen sog. „Gutmenschen“ und ihr naives Weltbild vom Leder gezogen.
Es ist nicht ganz eindeutig zu klären, wie sich Absztrakkt nun mit seinem neuen Song positioniert. Einige Zeilen muten jedoch sehr seltsam, um nicht zu sagen unangenehm an. „Dieses Land kriegt jetzt endlich wieder Männer, die sich wehren“ – das würden die älteren Herren, die Montagabends so gerne spazieren gehen, sicherlich auch unterschreiben. „Es ist meine Aufgabe als Bürger eine Stimme zu sein / gegen die geplante Unterdrückung und die Gesinnungspolizei“ – auch diese Line lässt viel Interpretationsspielraum. „Ich mach mir Sorgen, denn der Niedergang dieses Landes lässt mich immer mehr abdriften in den Widerstand“ – hm, hm, hm. Für meine Ohren klingt das sehr nach „besorgter Bürger“ – hoffentlich interpretiere ich da angesichts der derzeit heißlaufenden Diskussion einfach zu viel hinein. Immerhin rappt Absztrakkt auch: „Versteh mich nicht falsch, wenn ein Mensch vor mir steht/ ist es der Mensch der vor mir steht und nicht der Glaube den er lebt“ – trotzdem: Dieser Song wirft einige Fragen auf, über die ich gerne mit Absztrakkt sprechen würde.