Amaris – Alles wird gut (rap.de Exclusive)

Der Stuttgarter Sänger Amaris ist von diversen Features bereits bekannt. Im Oktober veröffentlichte er sein erstes eigenes Album, das den programmatischen Titel „Straßensoul“ trägt. Es beinhaltet 15 Tracks mit Features von Moe Mitchell, Automatikk, Aytac und niemand geringerem als dem King des Raps, Kool Savas. Aus diesem Album gibt es exklusiv auf rap.de den Song „Alles wird gut“ zum Anhören als Stream, dazu erzählt Amaris in einem kurzen Interview alles Wissenswerte rund um seine Musik. 

 

Amaris – Alles wird gut (Stream) by rap.de-Redaktion

rap.de Für all diejenigen Leser, denen dein Name noch unbekannt ist: Beschreibe doch mal in drei bis vier Sätzen deinen Sound und wofür deine Musik steht.

Amaris: Ich nenne meine Musik „Straßensoul“ lass mich sehr von meinem Umfeld und Geschichten aus dem Leben inspirieren. Ich möchte, dass die Menschen sich meine Platte anhören und sich selbst ein Bild davon machen. Es ist Soulmusik mit sehr vielen Themen verbunden.
 
rap.de: Wie sehen deine ersten Erinnerungen an Musik aus? Was sind deine frühsten musikalischen Einflüsse?

Amaris: Michael Jackson. Ich habe zuhause vor dem Spiegel stunden verbracht als Kind, da ich genauso tanzen wollte wie er. Später wurden aus den Michael-Moves die ersten Breakdance Moves kreiert. Meine erste Berührung mit Musik fing also mit dem Tanzen an. Später wollte ich mich ausdrücken. Als Jugendlicher hat man das Gefühl, man könne die Welt ändern und verbessern. So fing ich Anfang der Neunziger dann an, auf türkisch politische Texte zu schreiben. Ich wurde damals auch durch Angriffe auf Ausländer dazu geleitet. Das war der Moment, als ich im Fernsehen gesehen hatte, dass Neo-Nazis in Solingen eine ganze Familie ausgelöscht hatten. Für mich war das so wie auch heute völlig unbegreiflich, wozu Menschen in der Lage sind.
 
rap.de: Gibt es Musik die du als Kind bzw. als Jugendlicher gehört hast, für die du dich heute eventuell sogar schämen würdest?

Amaris: Nein. ich war schon als Kind und Jugendlicher jemand, der genau wusste, was er möchte. Ich kann mich sogar noch daran erinnern, als ich die ersten Rap Songs hörte. Für mich hatte das so wenig Seele, da man Rap nur aus den Staaten kannt,e aber nichts verstand. Ich sagte damals sogar zu meinem Vater: Hoffentlich wird sich diese Musik nicht durchsetzen. Ich fand damals Gesang viel besser. Mein Vater aber pumpte damals schon sehr viel Rap. Eminem und Fifty sind seine Lieblingsrapper (grinst)

rap.de: Wie siehst du die Zukunft und das Potential von deutschem R&B/Soulmusik? Nach wirklichen Erfolgsstorys muss man ja, wenn man über Xavier Naidoo hinausgeht, schon mit der Lupe suchen…

Amaris: Es kommt immer darauf an, an was du Erfolg misst. Ich finde deutsche Soulmusik entwickelt sich sehr gut. Und das wird in ca. zehn Jahren auch genauso ein großes Thema werden wie heute Rapmusik. Ich kenne soviele unglaublich gute Sänger, die keiner kennt, die aber mehr Soul im Herzen haben als sonst wer. Geld und Ruhm ist nicht alles. Die Unsterblichkeit der Songs macht Soulmusik aus.

rap.de: Während Rapper die Harten markieren dürfen wie ihnen der Sinn danach steht, gilt Singen eher als weich und weiblich. Was hat für dich den Ausschlag gegeben auf dein Gesangstalent zu bauen?

Amaris: Gesang als weich und weiblich zu sehen ist der grösste Schwachsinn. So sehen das auch meist irgendwelche Menschen, die ein Problem mit sich und ihrer Männlichkeit haben. Und immer den Harten markieren müssen, kurz gesagt Opfer! Ich finde seit paar Jahren auch diesen Trend „no homo“ dahinter zu schreiben völlig unnötig. Ein richtiger Mann hat kein Problem damit, zu seinen Gefühlen zu stehen, auch mal eine Träne zu vergießen. Genauso kann ich mich auf die Bühne stellen und singen und bin zu 100 % ein Mann und habe was mit den Frauen, von denen diese Opfer nur träumen (grinst) Ich habe nach dem Rappen gemerkt, dass ich, wenn ich singe, noch viel mehr Emotionen reinstecken kann als beim Rappen. Mir geht es darum, Gefühle in Worte zu fassen und diese mit soviel Emtionen wie möglich wiedergeben zu können. Und da kann man sagen, was man will – da ist eben Singen die Königsklasse.

rap.de: Du bist als bisher einziger Sänger mit einem Clip bei „Halt die Fresse“ gefeatured. Wie wichtig ist dir die Nähe zur Rap-Szene?

Amaris: Sehr wichtig. Ich komme selber von dort. Es gibt leider auch noch nicht wirklich eine Soul oder R&B-Szene. Alle Soulsänger, die seit Jahren dabei sind, egal, ob Xavier, J-Luv oder Cassandra.  Alle habe ihre Wurzeln in der HipHop- bzw. Rapszene.

rap.de: Deine Musik setzt sich vordergründig mit sozialer Schieflage und gesellschaftlichen Misständen auseinander. Würdest du dich im privaten Leben als einen eher ernsten Menschen bezeichnen, oder lebst du in dieser melancholischen Ausdrucksweise deine dunkle Seite der Persönlichkeit aus, um im echten Leben ein positiv gesinnter Mensch sein zu können?

Amaris: Ich brauch definitiv Drama, und es sucht und findet mich auch immer. Ich lebe beide Seiten extrem aus. Bei mir bekommt jeder das zehnfache von dem, was er mir gibt. Ich kann super lustig sein und man hat richtig Spaß mit mir. Aber mein Gerechtigkeitssinn ist sehr ausgeprägt und wenn man versucht mich zu verarschen, bekommt man einen Amaris zu sehen den man lieber nicht begegnen möchte. Aber allgemein bin ich etwas ruhiger geworden. Kurz gesagt, schwarz oder weiß.

rap.de: Angenommen, du darfst drei Alben auf eine einsame Insel mitnehmen: wie fällt deine Wahl aus?

Amaris: Ich nehme definitv „Straßensoul“ mit. Dann noch „Thriller“ und „Bad“ von Michael Jackson.

rap.de: Wenn du einen der beiden zum Leben erwecken könntest: für wen würdest du dich entscheiden und warum? Isaac Hayes oder Marvin Gaye?

Amaris: Sollen doch beide in Frieden ruhen. Wenn ich sowas könnte, dann würde ich meine Opa zurück holen!

rap.de: Du bist für einen Tag Stuttgarter Bürgermeister und hast die totale Freiheit zu entscheiden, was du willst. Welcher Punkt hätte oberste Priorität auf deiner Agenda?

Amaris: Ich würde Scotty die ganze Stadt anmalen und bunter gestalten lassen. Grafitti wäre erlaubt. (grinst)