form – Nix back in the days (Videopremiere)

form/prim ist nicht nur bekennender Gutmensch, sondern auch bekennender Rapper. Seine Musik ist sicher nicht your average Rapshit, lohnt aber das eine oder andere Ohr. rap.de präsentiert sein neues Video „Nix back in the days“ als Videopremiere. Näheres zu form erfahrt ihr in einem kurzen Interview, das wir mit ihm geführt haben. Hahlär, wie der wortgewandte Wahlmainzer gern zu sagen pflegt.

 

 

rap.de: Na, wie geht’s?

form: Ich bin sehr müde. Heute Nacht vom Aachen-Gig zurückgekommen und kaum geschlafen. Morgen gehts nach Hamburg und ich bin noch nicht mit allem durch. Aber sonst prima. Ich möchtemich auch noch bei Panik Panzers Nachbarin entschuldigen, dass wir so laut waren. Wir haben schreiend gefreestylet. Aber beim Anschauen des Videos sterbe ich immerhin jedes Mal vor Lachen.

rap.de: An welchen Projekten werkelst du derzeit?

form: Ganz aktuell nicht mehr am Untape, das ist heute auf den allerletzten Drücker fertig geworden. Es heißt „Ordnung ist das halbe Leben, Unordnung das ganze“ und kommt am 20. September zum Download heraus. Danach steht noch endlich die zweite prim-EP auf diese geilen mattr-Beats an und die Tour im März wird auch schon geplant. Und am nächsten Musik-für-Menschen-Album arbeite ich auch schon ein Jahr, das wird sogar ein kleines bisschen spektakulär. Und weitere form-Dinge auch. Demnächst kommt Koljah vorbei und wir machen Rechthabaz-Tracks.

rap.de: Kommst du vor lauter Musik überhaupt noch zum studieren?

form: Nö.

rap.de: Was studierst du eigentlich noch mal?

form: Michael Eblings Schwachstellen.

rap.de: Was war der Anlass für deine Absage an Old School-Nostalgie und Vergangenheitsverklärung?

form: Der Anlass war das Festival, das ich Ende Juli in Mainz und Wiesbaden organisiert habe. Das hieß nämlich wie das Lied. Ich habe schon seit ich HipHop sowas von bin große Probleme mit dieser jammernden, destruktiven Lappenhaltung. Dieser liederliche Kulturpessimismus, dieses große Greinen und komplett beschränkte Schmollen von 23jährigen, die sich in eine vermeintliche Vergangenheit zurückfantasieren wollen, die es so sowieso nicht gegeben hat. Und die ihre analog geschossenen Bilder aber halt doch digital einscannen. Und im Internet dem Internet die Schuld geben. Frei nach Joachim Gauck: „I´ve been looking for freedom/in aHitlereiche/kuck wie du heulst/ doch dein Shit war scheiße.“ Und unfrei nach Joachim Gauck fröne ich doch lieber der Glücksucht. Google it. „Damals“ haben auch alle nur gejammert, wie viel besser es doch früher war. Ich mag halt geilen, freshen Rap. Und der kommt nur mit Rückgrat. Wer mehr Zeit darauf verwendet, irgendetwas zu beklagen, statt seineWunschvorstellung doch einfach mal in die Tat umzusetzen, soll bitte von einem tobenden Mob in Stücke gekitzelt werden.

rap.de: Die Orsons haben mit „Jetzt“ ja ein ähnliches Thema angeschlagen. Zufall oder habt ihr euch abgesprochen?

form: Das ist tatsächlich Zufall. Aber deren Hook ist grandios und bis auf die fast komplett fehlende Agression im Lied entspricht das auch inhaltlich meiner Haltung. Nur ist mein Track halt auf HipHop bezogen und nicht so allgemein. Mich nervt einfach auch diese permanente Selbstblockade, die mit dieser dummen Nostalgie einhergeht. Schon klar, dass HipHop hier noch diesen Stellenwert hat, wenn wir HipHopper es selbst dauernd schlechtreden. Aber weil das momentan gern unlogisch verbunden wird: Nicht jeder whacke, ekelhafte Dreck ist plötzlich gut, weil er eben aktuell ist und im Artwork oder Video oder sonstwo irgendwelche sinnbefreiten Symbole zusammenbitet, weil es für eine wirkliche Haltung intellektuell leider nicht reicht. „Whackness hat kein Geburtsjahr“, um mich da mal schöön selbst zu zitieren.

rap.de: Sonst noch irgendwelche Anmerkungen?

form: Ja. Ich bin am Freitag bei Mixery Raw Deluxe und bisher haben sich die Dissvorschläge bei Facebook fast nur autoaggressiv auf die Vorschlagenden selbst bezogen. Ich möchte das ändern, beteiligt euch fleißig. Und ich grüße meine Homays von Duzz Down San, hahlär! Achja und fast vergessen: Es gibt noch Fanpakete zum Untape. Das selbst ist zum Download für frei, aber es gibt auch noch ein Paket mit limitiertem, von mir entworfenem Shirt, von mir fotografierten und auf 20x20cm entwickeltem Fotokarton gezogenen Bildern, jeweils auf 1 limitiert, Bonustracks, dem ebenfalls von mir designten Cover der Japan-Edition und mal schauen, was noch so geht. Für 20 Euro. Jetzt aber guts Nächtle.